ADAC Deutschland Klassik·22.5.2023

PS-Exoten und Helden des Alltags unterwegs in Sachsen

Entspanntes Oldtimer-Wandern vom 24. bis 27. Mai im Freistaat Sachsen. Rund einhundert Klassiker bilden rollendes Museum. Volksautos treffen auf historische Luxuskarossen.

Start frei für eine automobile Zeit-Reise: Am 24. Mai setzt sich in Dresden die zwölfte Ausgabe der ADAC Deutschland Klassik als rollendes Museum mit gut einhundert klassischen Fahrzeugen in Bewegung. Drei abwechslungsreiche Touren rund um die sächsische Metropole erwarten die Fahrer und Beifahrer bis zum 27. Mai. Dabei geht es nicht um Sollzeiten oder Sonderprüfungen. Vielmehr setzt die ADAC Deutschland Klassik auch 2023 das bewährte Konzept des entspannten Autowanderns fort. Kunst, Kultur und Kulinarik entlang der reizvollen Route stehen ebenso im Vordergrund wie der Fahrspaß am Lenkrad und auf dem Beifahrersitz.

Das älteste Fahrzeug im Feld ist ein gutes Beispiel dafür, wie bei der jüngsten Auflage der ADAC Deutschland Klassik auch altgediente PS-Arbeitspferde zu Ehren kommen: Das Ford Model A Tudor von Eckart Wiesenhütter und Ilona Tilgner stammt aus dem Baujahr 1928 und nimmt mit 40 PS die landschaftlich reizvollen Etappen in Angriff. Der Bentley Mk VI Special von Karl-J. und Annegret Kraus war dagegen 1948 mit seinen soliden 165 PS aus über sechs Litern Hubraum eine echte Ansage – gebaut für den Motorsport, darf es der britische Bolide auf seine alten Tage deutlich ruhiger angehen lassen.

Das Amphicar 770 © Foto: ADAC

Die Tour durch Sachsen ist auch ein Blick in den Rückspiegel der globalen Autowelt mit ihren vielfältigen Ausprägungen. So verkörpert das Cadillac Fleetwood Eldorado Convertible „Bicentennial Edition“ von Peter Lüthcke und Sabine Lüthcke-Kühne schon im endlosen Namen die ganze Opulenz der US-amerikanischen Chromschiffe der 70er Jahre. Der Straßenkreuzer von 1976 ist die Nummer 195 eines auf 200 Exemplare limitierten Sondermodells zur 200-Jahr-Feier der Vereinigten Staaten. Der Amphicar 770 von Wolfgang Maennig hält mit einer ganz speziellen Eigenschaft dagegen: Seine kleinen Heck-Flossen trägt das komplett restaurierte Auto von 1966 zurecht – es kann nämlich schwimmen.

Der Ford Thunderbird 2-Door Hardtop Coupé © Foto: ADAC

Aber nicht nur zu Wasser sah die Zukunft in den 60er Jahren großartig aus. Das Ford Thunderbird 2-Door Hardtop Coupé von Ludwig und Gaby Brümmer von 1962 scheint mit der schnittigen Trapez-Karosserie und der spitzen Front direkt aus einem Science-Fiction-Film zu stammen. Auch hinter dem einstigen Eisernen Vorhang ging man im Automobil-Design mitunter futuristische Wege. Wie das aussah, zeigt der Tatra 2-603 von Hans-Karl Jahn und Gabriele Fiedler. Der stromlinienförmige Wagen war 1965 mit seinem luftgekühlten V8-Motor im Heck ein anspruchsvolles High-Tech-Produkt der damaligen CSSR.

Exoten hin oder her – die Sieger der Herzen bei den Zuschauern sind meist die Brot-und-Butter-Autos von gestern. So war der Ford Taunus TC 1600 Coupé von 1971 mit der markanten „Nase“ in der Front ein Auto-Traum, den sich viele junge Fahrer erfüllen konnten. Die heutigen Besitzer Helmut und Helga Heß hören daher wohl oft den Satz: „So einen hatte ich auch mal!“ Aus dem Jahrzehnt der Schulterpolster und neonfarbenen Hosen stammt der Opel Monza GS/E von Norbert und Brigitte Keck, der in seinem Baujahr 1986 zum Straßenbild der Bundesrepublik gehörte. Mit dem stattlichen Coupé wollten die Blitz-Designer aus Rüsselsheim Sportlichkeit mit Luxus verbinden.

Der Tatra 2-603 © Foto: ADAC

Im Nachbarland Frankreich übernahm Citroen die Rolle, die VW, Opel und Ford in Deutschland spielten. Der Traction Avant 11 B Légere Berline von Kurt und Waltraud Oehm ist dafür ein Beleg: Der Wagen von 1954 galt nicht nur in Gangsterkreisen als beliebtes Fluchtfahrzeug. Wer konnte, entfloh damit jedes Jahr im August auf der Route Nationale Nr. 7 dem Alltag in Richtung Cote d’Azur. An südlichen Ufern traf man 1963 auch auf den VW Bus T1 Westfalia. Mit seinem Hubdach war der Bus mit luftgekühltem Boxermotor in St. Tropez ebenso gern gesehen wie in Bella Italia. Steffen und Tanja Fritz haben das einzige bekannte Exemplar der Sonderausstattungs-Serie SO35/36 über vier Jahre restauriert. Viel Sonne gesehen hat auch die Opel Olympia Rekord Cabriolet-Limousine von Klaus und Dagmar Kunz. Der cremeweiße Wagen mit dem riesigen Stoffdach kam erst über Stationen in der Schweiz und in Griechenland wieder zurück in seine deutsche Heimat, wo er 1956 vom Band gelaufen war.

Einen echten Scheunenfund bringen Jan und Ragna Diekmann an den Start: Ihr Mercedes 170 Db von 1953 war zunächst für ein Sägewerk im Einsatz, bevor er Ende der 70er Jahre in einem Hühnerstall wiederentdeckt wurde und erneut auf die Straße kam. Mit tiefenentspannten 40 Diesel-PS fällt es ihm bei der ADAC Deutschland Klassik nicht schwer, ganz entschleunigt die Schönheiten Sachsen zu erkunden. Im roten Ferrari 328 GTS von Karl Heinz Beckers und Gisela Jäger trompeten dagegen 270 PS fröhlich im Heck das Lied vom „Cavallino Rampante“, dem springenden Pferd und Markenzeichen der Sportwagenschmiede aus Maranello. Der schnittige Schönling entstand dort 1988 und ist mit gerade einmal 28.000 Kilometern auf der Uhr immer noch taufrisch.

Das bunte und interessante Teilnehmerfeld der ADAC Deutschland Klassik ist auch 2023 wieder ein Garant für automobile Vielfalt und Fahrspaß in buchstäblich all seinen Formen. Ob Front- oder Heckantrieb, Vorkriegsklassiker oder 80er-Jahre-Oldie, Stahldach oder Stoffhaube – die über einhundert Autos sorgen bei ihrer Tour durch Sachsen garantiert nicht nur für Aufsehen, sondern auch für ein Lächeln bei den Zaungästen und Zuschauern.

Programm der ADAC Deutschland Klassik in Sachsen

Mittwoch, 24. Mai

UhrzeitEventpunkt
13:00-18:00 Uhr
Technische Kontrolle an der Messe Dresden

Donnerstag, 25. Mai

UhrzeitEventpunkt
08:30-10:10 Uhr
Start zum Oldtimer-Wandern, Panometer Dresden
09:15 – 11:25 Uhr
Union Glashütte
11:00 – 14:10 Uhr
Hotel Elbresidenz, Bad Schandau
13:35 – 15:45 Uhr
Barockschloss Rammenau
15:05 – 16:50 Uhr
Tagesziel – Die Gläserne Manufaktur, Dresden

Freitag, 26. Mai

UhrzeitEventpunkt
09:00-10:40 Uhr
Start zum Oldtimer-Wandern, Messe Dresden
10:40 – 12:50 Uhr
Schloss Augustusburg
12:20 – 15:30 Uhr
Saigerhütte, Olbernhau
14:50 – 17:00 Uhr
Altenberg „Buntes Häusel“, Altenberg
16:35 – 18:15 Uhr
Tagesziel – Galopprennbahn, Dresden-Seidnitz

Samstag, 27. Mai

UhrzeitEventpunkt
09:00-10:40 Uhr
Start zum Oldtimer-Wandern, Maritim Hotel Dresden
10:05 – 12:15 Uhr
Schloss Proschwitz, Meißen
11:45 – 14:55 Uhr
Freiberg
14:25 – 16:35 Uhr
Ziel – Maritim Hotel Dresden