"Trainiere viel, sammle Erfahrung und gib' niemals auf!" - Das sind die drei Ratschläge, die der amtierende ADAC eSports-Champion Moritz Löhner ambitionierten Simracing-Einsteigerinnen und -Einsteigern mit auf den Weg geben würde. Und auch selbst hält sich der Titelverteidiger an diese Grundsätze. Mit einer strategisch klugen Fahrweise über die ganze Saison hinweg und einer Beharrlichkeit, die keinen Zweifel an seiner Mission aufkommen ließ, durfte Löhner nach dem Saisonfinale in der virtuellen Motorsport Arena Oschersleben über den diesjährigen Titel jubeln. Doch war sein erneuter Meisterschaftstriumph keine Sache der Selbstverständlichkeit. Seine ärgsten Gegenspieler überzeugten mit ebenfalls starken Leistungen, Red Bull Racing Esports-Pilot Néstor García trennten am Ende nur mikrige drei Punkte von dem Top-Platz im Gesamtklassement. Die ADAC GT Masters eSports Championship 2020 powered by EnBW mobility+ sei "die am besten besetzte und spannendste Meisterschaft", die der Simprofi aus Mittelfranken je auf der Plattform RaceRoom gefahren ist. "Wegen kleiner Fehler und schlechter Qualifying-Ergebnisse" hatte er bis zum letzten Event des Jahres "nicht damit gerechnet, eine Chance auf die Meisterschaft zu haben".
Mit Ausdauer und Strategie zum Profi-Simracer
Doch Moritz Löhner gehört nicht erst seit der abgelaufenen Saison zu den erfolgreichsten eSportlern der Simracing-Szene. In verschiedenen Meisterschaften rangiert der Mahle Racing-Pilot regelmäßig auf den vorderen Plätzen des Klassements. Ursprünglich als reines Hobby betrachtet, startete er seine professionelle eSports-Karriere bei Euronics Gaming, später wechselte Löhner zum eSports-Team des Formel-1-Rennstalls Williams. "Von diesem Zeitpunkt an ging es richtig los. Ich hatte erstmals Chancen auf Meisterschaften. Im ersten Anlauf hat es bereits mit der ADAC GT Masters eSports-Meisterschaft geklappt, in diesem Jahr konnte ich wirklich zeigen, was ich draufhabe" sieht sich Löhner in dem vielversprechenden Simracing-Umfeld in guter Position. Eine nicht unwesentliche Rolle spielen wie auch im echten Motorsport seine Teamkollegen und Mitstreiter: "Unsere Rennstrategien sind stets ähnlich und unterscheiden sich kaum, hier sind wir alle auf einem Punkt. Allerdings tauschen wir uns natürlich über diverse Kommunikationskanäle zu entscheidenden Details wie die richtige Linienwahl, geeignete Bremspunkte oder die Gesamtstrategie aus", resümiert Löhner die Zusammenarbeit mit den Piloten der Williams Esports-Mannschaft. Darunter sind übrigens unter anderem Top-Simracer wie Jack Keithley und Nikodem Wisniewski aus Polen, die in der diesjährigen ADAC eSports-Meisterschaft ebenfalls bis zuletzt berechtigte Ambitionen auf den Titel hegten. Der Brite Keithley ist mit drei Lauftriumphen nicht zuletzt der siegreichste Pilot der abgelaufenen Saison.
Darüber hinaus lernte Löhner mit der Zeit auch die Stärken und Schwächen seiner Kontrahenten aus unterschiedlichen Teams kennen: "Den Fahrstil seiner Gegner zu kennen ist eines der wichtigsten Merkmale im Zweikampf. Nur so kann man im Fall der Fälle ein sauberes, gut getimtes Überholmanöver starten."
Wie im echten Motorsport
Dass Simracing deutlich mehr als "nur Casual Gaming" ist, wird interessierten Zuseherinnen und Zusehern schnell klar - zu gekonnt bewegen die Piloten die virtuellen Abbilder längst etablierter Supersportwagen, darunter Klassiker wie die Corvette C7 GT3-R oder der Porsche 911 GT3 R, über die realitätsgetrau nachgestellten Kurse der aktuellen ADAC GT Masters-Saison. Die Piloten wählen ihre Boliden sorgfältig aus, Performance und individuelle Eigenheiten spielen hinter dem Sim-Lenkrad eine ebenso große Rolle wie auch im echten Motorsport. Moritz Löhner entschied sich in der abgelaufenen Saison der ADAC GT Masters eSports Championship powered by EnBW mobility+ für den Mercedes-AMG GT3. "Vor der Saison sammelt man über die verfügbaren Autos so viele Informationen wie nur möglich. Merkmale wie Topspeed, Qualifying Performance, Reifenabrieb oder streckenspezifische Eigenschaften sind sehr wichtig" zieht Löhner den Vergleich zum realen Pendant, weißt aber abseits aller Fahreigenschaften darauf hin: "Sind verschiedene verfügbare Fahrzeuge ähnlich schnell, kommt es natürlich auf den eigenen Fahrstil an, der darüber entscheidet, welches Auto am besten passt."
Den Sieg im Auge
Seinen Erfolg sieht der 22-Jährige in einer ausgeglichenen Kombination aus viel Training und einer mentalen Gelassenheit im Rennen. "Zu viel Druck verhindert, dass man zu 100 Prozent fokussiert ist. Deshalb ist es wichtig, durch Erfahrung und Training übermäßiger Nervosität keine Chance zu geben". In den Rennen selbst ist es Löhners Anspruch, stets hochkonzentriert zu sein und nicht weiter über mögliche Ausgänge nachzudenken - "außer man ist im letzten Rennen der Saison und kämpft um die Meisterschaft". Bei aller Konzentration überwiegen aber natürlich auch beim amtierenden Champion ab einem gewissen Punkt die Emotionen: "Sind die letzten Runden sicher und man weiß, man wird Meister, kann man es kaum erwarten, endlich über die Ziellinie zu fahren und seine Freude herauszulassen." So sind es vor allem Attribute wie Konstanz, Bedacht und nicht zuletzt seine bemerkenswerten Fähigkeiten am Sim-Lenkrad, die Moritz Löhner zu einem der derzeit besten Simracer werden lassen. Sie gaben ihm die Gelegenheit, trotz eines ausgebliebenen Laufsieges seinen Titel des ADAC GT Masters eSports Champions zu verteidigen.
Neben 10.000 Euro Preisgeld erhält Löhner für seinen Sieg in der ADAC GT Masters eSports Championship 2020 powered by EnBW mobility+ eine Testfahrt in einem McLaren 570s GT4-Boliden von Dörr Motorsport. "Die Testfahrt im echten Rennauto sehe ich zunächst mal nur als kleinen Spaßfaktor. Um im realen Motorsport erfolgreich zu sein, benötigt es Investitionen in verschiedener Hinsicht, so ist das erstmal eine tolle Gelegenheit. Was in Zukunft daraus wird, zeigt die Zeit."