Traumstart: Geht es nach der Statistik, kann Jonny Edgar den Schampus für den Meistertitel in der ADAC Formel 4 schon einmal kaltstellen. In den bisherigen fünf Saisons der Highspeedschule gelangen drei Fahrern zwei Siege in den ersten beiden Rennen: Marvin Dienst (2015), Joey Mawson (2016) und Lirim Zendeli (2018). Alle drei wurden anschließend auch Meister. Doch nicht nur die Historie spricht für den Engländer. Die Art und Weise, wie der Pilot von Van Amersfoort Racing am Lausitzring vor allem in den Rennen auftrumpfte, war beeindruckend. "Die Saison mit zwei Siegen zu beginnen, ist ein unglaubliches Gefühl. Ich fühle mich sehr wohl in meinem neuen Team", sagte der Red-Bull-Junior.
Pole-Fluch: Dabei sah eigentlich alles nach einer Show von Edgars Teamkollegen Jak Crawford aus. Der US-Amerikaner fuhr in beiden Qualifyings die Bestzeit, doch die Pole-Positions sollten ihm kein Glück bringen. Im ersten Rennen fiel er nach einem schwachen Start zurück, im zweiten Lauf musste er kurz vor Rennende Edgar passieren lassen. Ist da ein Trend erkennbar? Schon beim Saisonfinale auf dem Sachsenring im vergangenen Jahr führte die Bestzeit in den Qualifyings nicht zum Laufsieg, damals betraf das den späteren Meister Theo Pourchaire. Vielleicht macht diese Statistik Crawford ja Mut.
Pechvogel: Bei den Testfahrten überraschte Oliver Bearman als Schnellster der zwei Tage, doch irgendwann in den zwei Wochen und irgendwo zwischen Heimat und Rennstrecke ist dem 15-Jährigen das Glück abhandengekommen. In den Qualifyings war der US-Racing-Pilot zwar wieder schnell, doch in den Rennen wollte nichts klappen. Im ersten Lauf erlitt er im Zweikampf mit Jak Crawford einen Plattfuß, im zweiten Rennen zerstörte ein schlechter Start alle Hoffnungen auf das Podium. Und im dritten Rennen fiel er nach einem Ausritt und einem Dreher zweitweise auf den letzten Platz zurück. Immerhin die richtige Entscheidung im Regenpoker brachte Bearman noch auf den sechsten Platz nach vorne.
Rookiegefühle: Dieser Einstand in den Formelsport kann sich wahrlich sehen lassen. Erstes Wochenende, erstes Podium, bester Rookie nach den ersten drei Rennen: Tim Tramnitz reist mit einem breiten Lächeln vom Lausitzring ab. Der Förderpilot der ADAC Stiftung Sport überzeugte direkt mit Speed und dem notwendigen Durchsetzungsvermögen im Zweikampf. Nach Platz fünf im ersten Lauf folgte am Sonntagmorgen als Dritter direkt der Sprung auf das Podest. Im verregneten dritten Lauf wurde er wieder Fünfter. "Allgemein bin ich sehr zufrieden mit dem Wochenende, zwei Top-5-Positionen mit einem Podium sind sehr gut für mein erstes Formel-4-Rennwochenende", sagte Tramnitz.
Vorbild: Die Talente in der ADAC Formel 4 träumen von einer Karriere in der Formel 1, doch auch in anderen Rennserien könnten sie ein Zuhause finden, vor allem in der Familie des ADAC. Am Sonntag zeigte der frühere Formel-4-Pilot Charles Weerts, wie es laufen könnte. Gleich in seinem zweiten Rennen im ADAC GT Masters gelang dem Belgier an der Seite von Dries Vanthoor der erste Sieg. 2018 war Weerts Gesamtfünfter in der deutschen Formel 4 geworden.
Endlich Racing: Lange mussten die Nachwuchspiloten der ADAC Formel 4 auf ihren Saisonstart warten, genauer gesagt lagen zwischen dem Saisonfinale am Sachsenring 2019 und den ersten Trainingseinheiten am Freitag ganze 306 Tage. Die Vorfreude war den Piloten bereits bei den Testfahrten vor zwei Wochen anzusehen, ernst wurde es aber erst jetzt. "Es war einfach toll, jetzt endlich mein erstes Rennen in der ADAC Formel 4 zu fahren", sagte etwa Tim Tramnitz. Zeit zum Durchschnaufen bekommen die Talente in nächster Zeit nicht mehr. Bereits in zwei Wochen steht das Wochenende auf dem Nürburgring an, danach geht es bis Anfang November Schlag auf Schlag.