Der Jubel nach seiner Punktlandung kannte bei Tim Tramnitz keine Grenzen. Völlig losgelöst feierte der Hamburger seinen ersten Sieg in der ADAC Formel 4, ausgerechnet im letzten Saisonrennen. "Das ist mega, ich freue mich natürlich riesig", jubelte Tramnitz: "Ich habe das ganze Jahr darauf hingearbeitet, im letzten Rennen hat es endlich geklappt." Der finale Lauf in Oschersleben war die Krönung einer beeindruckenden Rookiesaison des Förderpiloten der ADAC Stiftung Sport, in überlegener Manier sicherte sich der 15-Jährige den Titel des besten Neulings. Überraschend kam das nicht, wenn man die Leidenschaft des Schülers für den Rennsport kennt.
Bezeichnend für die pure Freude am Fahren war das vorletzte Rennwochenende am Lausitzring, das zu einer einzigen Regenschlacht wurde. Das Wetter verwandelte die Wiesen abseits des Asphaltbandes in eine Schlammwüste, auch die Strecke selbst wurde zur Rutschbahn. Tramnitz aber gehört zu jenen Rennfahrern, die es einfach lieben, im Auto zu sitzen. Dass der Regen unaufhörlich vom Himmel prasselte und die Gischt der Autos immer dichter wurde, kommentierte Tramnitz so: "Es hat richtig viel Spaß gemacht."
Mit dieser Leidenschaft für den Sport trumpfte der Pilot des Kerpener Rennstalls US Racing in seinem kompletten ersten Jahr im Formelsport auf. Er machte selten Fehler und bestach durch enorme Konstanz. Nur ein einziges Mal fuhr er nicht in die Punkte, nach vier zweiten Plätzen gelang zum Abschluss der verdiente Sieg. "Ich bin absolut zufrieden mit der Saison", sagte Tramnitz, der nicht nur auf der Strecke einen Lernprozess durchlaufen hat.
"Ich habe generell viel gelernt im Motorsport, das mir auch zu Hause und im Schulleben extrem weitergeholfen hat. Ich bin einfach viel reifer geworden durch diese neuen Erfahrungen, durch die Drucksituationen", zog er Bilanz. Beim Meisterteam der vergangenen zwei Jahre entwickelte sich Tramnitz schnell zum Leader der drei Rookies, auch mit dem erfahreneren Elias Seppänen konnte er meist mühelos mithalten. Durch seinen Laufsieg im letzten Rennen sprang Tramnitz auch noch auf den vierten Platz in der Gesamtwertung.
Der Weg in den Motorsport war für Tramnitz schon früh vorgezeichnet. "Ich habe mich schon von klein auf für Autos interessiert und habe schon mit zwei Jahren ein Elektroquad bekommen. Mit fünf dann habe ich endlich ein richtiges Quad bekommen, da hatte meine Oma immer Angst, dass ich irgendwo dagegen fahre", erinnerte sich Tramnitz an seine Anfänge auf vier Rädern. Es folgte der übliche Weg eines angehenden Rennfahrers. "Mit knapp sechs ging es dann für mich im Ortsclub im Kartsport los, in meiner ersten Saison wurde ich direkt Vizemeister und im Jahr darauf dann sogar Meister", berichtete der Schüler.
Bei der Ausübung seiner Leidenschaft erhielt Tramnitz enorme Unterstützung durch seine Familie, die ihm dann auch ein ganz besonderes Geschenk machte. "Irgendwann kam ich nach Hause und da stand ein richtiges Rennkart bei uns in der Garage. Das war ein Wahnsinnsmoment für mich, ich habe mich total gefreut", sagte Tramnitz, dessen Reise nun auf höchstem nationalen Level begann.
2014 kam er unter die Fittiche des zweimaligen DTM-Champions Timo Scheider, drei Jahre später ging es für Tramnitz in die ADAC Kart Academy, die er auf Anhieb gewinnen konnte. In einer derart umkämpften und hochklassigen Serie keine Selbstverständlichkeit. "Jeder Fahrer hatte quasi das gleiche Kart mit dem gleichen Chassis, es kam nur auf den Fahrer an", erklärte Tramnitz.
Nach zwei weiteren Jahren im Kartsport erfüllte sich mit dem Umstieg in den Formelsport ein Lebenstraum für Tramnitz. In der ADAC Formel 4, die international einen hervorragenden Ruf genießt, ging Tramnitz 2020 den nächsten Schritt, es wurde eine Erfolgsgeschichte. "Ich liebe den Formelsport einfach, man lernt immer wieder etwas dazu", sagte er mit einem Strahlen. Für 2021 sieht der Plan eine weitere Saison in der ADAC Formel 4 vor, erneut mit US Racing. "Aber im Motorsport weiß man nie, was sich für neue Türen öffnen könnten. Ich würde mich natürlich auch riesig über eine Chance freuen, vielleicht schon den nächsten Schritt zu machen", sagte Tramnitz. An fehlender Leidenschaft würde es mit Sicherheit nicht scheitern.