ADAC GT Masters-Pilot Kenneth Heyer erinnert mit seinem diesjährigen Start bei dem Langstreckenklassiker an dieses denkwürdige Ereignis seines Vaters.
Zahlreiche Akteure des ADAC GT Masters starten am letzten Juli-Wochenende beim 24-Stunden-Rennen im belgischen Spa. Unter anderem mischen Reiter Engineering (u.a. mit Albert von Thurn und Taxis und Peter Kox) sowie die Teams Mühlner Motorsport, rhino's Leipert und Phoenix Racing (u.a. mit Christopher Haase) mit. Das Mercedes-Team Black Falcon tritt mit einem SLS an, der optisch im gleichen Look gehalten ist, wie der Mercedes-Benz 300 SEL 6.8 AMG, mit dem Hans Heyer und Clemens Schickentanz vor 40 Jahren der Klassensieg und zweite Gesamtplatz gelang.
Pilotiert wird der SLS AMG GT3, der wie sein Urahn die Startnummer 35 trägt, unter anderem von ADAC GT Masters-Stammpilot Kenneth Heyer, dem Sohn von Hans Heyer. Außerdem sind Thomas Jäger und Stéphane Lémeret mit an Bord.
Kenneth Heyer freut sich auf den Einsatz mit historischem Hintergrund: "Es ist eine große Ehre für mich, exakt 40 Jahre nach dem Erfolg meines Vaters den SLS AMG GT3 von Black Falcon beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps an den Start zu bringen. Zusammen mit meinen Teamkollegen werde ich versuchen, mindestens Zweiter zu werden. Der Look des Fahrzeugs im Stil des legendären Mercedes-Benz 300 SEL 6.8 AMG dürfte reichlich Aufmerksamkeit im Starterfeld garantieren, doch im Fokus steht natürlich eine gute Rennperformance. Der SLS AMG GT3 besitzt das Potenzial für einen Podestplatz, aber bekanntlich hat ein 24-Stunden-Rennen seine eigenen Gesetze."
Vater Hans Heyer ergänzt: "Ich finde die Idee großartig, 40 Jahre nach unserem Klassensieg und zweiten Gesamtplatz, mit dem SLS AMG GT3 im Look "meines" 300 SEL 6.8 AMG in Spa-Francorchamps anzutreten. Natürlich wünsche ich dem Black Falcon Team und meinem Sohn Kenneth viel Erfolg – und würde mich freuen, wenn er mindestens Zweiter wird!"
Der unerwartete Klassensieg und zweite Gesamtrang beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps machte das 1967 gegründete Unternehmen AMG über Nacht bekannt. Sogar die "Tagesschau" berichtete über den Überraschungserfolg. Hans Heyer denkt noch gern an dieses Rennen zurück: "Wir wussten, dass wir gewinnen konnten, nur die anderen wussten es noch nicht!" Auf der Geraden war die AMG-Limousine nicht zu schlagen, doch die weitgehend von der Serie übernommene Bremsanlage war mit dem Gewicht des Wagens (1635 Kilogramm) ein wenig überfordert. "Aber auf dem alten Kurs von Spa hatten die Scheiben ja viel Zeit sich abzukühlen, und auf den langen Geraden, da kriegte uns keiner", erinnert sich der heute 68-Jährige. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h war der 300 SEL 6.8 AMG für den schnellen belgischen Kurs maßgeschneidert. Innen herrschte mit den serienmäßigen Ausstattungsdetails wie Servolenkung, Luftfederung, Teppichen, Türverkleidungen und dem Armaturenbrett mit Edelholz-Zierteilen eine luxuriöse Atmosphäre. Die Zuschauer entlang der Rennstrecke waren begeistert von dem großen Auto mit dem markanten V8-Sound. "Der Außenseiter avancierte schnell zum absoluten Publikumsliebling", so Hans Heyer.
AMG war bei dem belgischen Langstreckenklassiker alles andere als Favorit: Die damaligen mächtigen Gegner hießen Ford Capri RS, BMW 2800 CS, Chevrolet Camaro, Opel Commodore und Alfa Romeo GTA. Keiner rechnete damit, dass die große Luxuslimousine aus der schwäbischen Provinz Affalterbach mit den arrivierten Teams würde mithalten können. Doch bereits im Training zeigt der rote Viertürer sein Potenzial: Clemens Schickentanz überraschte mit der fünftschnellsten Trainingszeit. Startplatz fünf bei 60 Teilnehmern. 80.000 Zuschauer wunderten sich über die schnelle, rote Limousine mit dem langen Radstand – übrigens der einzige Mercedes im Starterfeld. Auf der Pole-Position stand der favorisierte Chevrolet Camaro von Ivo Grauls und Peter Hoffmann, dahinter der Alpina-BMW 2800 CS von Niki Lauda/Gérard Larousse, daneben der erste Werks-Ford Capri mit Dieter Glemser und Alex Soler-Roig sowie der Schnitzer-BMW 2800 CS, gefahren von Rauno Aaltonen und Helmut Kelleners.
Insgesamt 60 Renntourenwagen machten sich auf Zeitenjagd auf dem damals noch 14,1 Kilometer langen Ardennenkurs, pilotiert von so klangvollen Namen wie Hans-Joachim-Stuck, Jochen Mass, Toine Hezemans, Willy Kauhsen, Achim Warmbold und Rainer Braun.
In der ersten Runde konnte sich Startfahrer Hans Heyer mit dem 300 SEL 6.8 AMG gleich hinter dem Ford Capri (Glemser/Soler-Roig) und dem Chevrolet Camaro (Grauls/Hoffmann) auf Platz drei behaupten. Nach einem turbulenten Rennverlauf mit einem Unwetter zu Mitternacht und zahlreichen Ausfällen überquerte die "35" direkt hinter dem Werks-Capri von Glemser/Soler-Roig auf dem zweiten Platz die Ziellinie. Die AMG Limousine hatte in den 24 Stunden exakt 308 Runden zurückgelegt. Technische Probleme: Fehlanzeige. Die Sensation war perfekt.
Ein Siegertyp ist auch der Flügeltürer SLS. Auf dem Nürburgring feierte der GT3-Sportwagen jüngst seinen ersten Triumph im ADAC GT Masters. Vom 12.-14. August tritt das ADAC GT Masters auf dem Red Bull Ring in Österreich an.