Downsizing - einen aktuellen Trend in der Automobilindustrie gibt es auch bei GT-Sportwagen, wenn auch in anderen Dimensionen. Einer der Hubraumriesen im Feld, die Corvette Z06.R GT3 von Callaway Competition, hat für die Saison 2012 abgerüstet und startet anstatt mit 7-Liter-V8-Motor nun mit weniger Hubraum, aber immer noch imposanten 6,2 Litern in der "Liga der Supersportwagen". Mit dem neuen V8-Motor unter der Haube fuhren Diego Alessi und Daniel Keilwitz in Zandvoort zum ersten Saisonsieg und übernahmen nach dem zweiten ADAC GT Masters-Wochenende der Saison 2012 die Tabellenführung.
Das kleinere Aggregat der Corvette ist nur eines von vielen Details, in denen das Callaway-Team um Ernst Wöhr und Giovanni Ciccone den US-Sportler im Winter optimiert haben. Dabei stand allerdings nicht eine höhere Leistungsausbeute im Vordergrund, erklärt Wöhr: "In erster Linie ging es uns bei dem neuen Motor um Kostenersparnis und um deutlich längere Wartungsintervalle. Der bisherige Siebenliter-Motor vom Typ LS7 war recht fragil und die Motoren musste man sehr behutsam behandeln. Bei jeder Motorrevision mussten viele Teile getauscht werden. Der neue Motor ist wesentlich robuster. Wir rechnen mit 30% geringeren Kosten bei der Revision und auch mit 30% längeren Wartungsintervallen."
Gebaut werden die Corvette-Motoren für Callaway seit 2005 von 'Motorenzauberer' Aart Andriessen in der Nähe von Amsterdam. "Der neue Motor, der sogenannte LS9, basiert auf dem Motor aus der aktuell stärksten Serien-Corvette, der ZR1", erklärt der Niederländer Andriessen, der sich seit Jahren dem Bau von leistungsstarken Chevrolet-Motoren verschrieben hat. "In der ZR1 hat der Motor serienmäßig 647 PS und verfügt über einen Kompressor. Den Kompressor benötigen wir für die GT3-Corvette nicht, denn auch ohne die Kompressoraufladung reicht die Leistung vollkommen aus." Auf Basis des serienmäßigen ZR1 Motorblockes und Zylinderkopfes baut Andriessen mit vielen aus den USA importierten Rennsporteilen die Rennmotoren der Corvette. "Als wir die GT3-Corvette 2005 entwickelt haben, brachte unserer damaliger Entwicklungspartner Toine Hezemans Aart mit ins Team", erinnert sich Wöhr an den Beginn der erfolgreichen Zusammenarbeit. In den Niederlanden entstand so im Winter auch das neue V8-Kraftpaket, das seinen ersten Sieg im ADAC GT Masters passend zum Geburtsort des Motors in Zandvoort einfuhr.
Neben geringeren Kosten bietet der neue 6,2 Liter-V8 aber auch weitere Vorteile. "Wir haben natürlich durch den geringeren Hubraum etwas weniger Drehmoment und Leistung, aber das ist zu verschmerzen. Denn die Topleistung wird ohnehin durch Luftmengenbegrenzer eingebremst", sagt Wöhr. "Dafür bietet der neue Motor ein breiter nutzbares Drehzahlband und somit eine wesentlich verbesserte Fahrbarkeit. Der Motor ist drehfreudiger und verbraucht auch etwas weniger." Nach dem ersten Corvette-Sieg seit 2009 im ADAC GT Masters hofft Wöhr nun, dass seine Piloten in diesem Jahr ein Wort bei der Titelvergabe mitsprechen. "2010 hatten wir keine Fahrerbesatzung, mit der wir um den Gesamtsieg fahren konnten, hätten aber dennoch fast ein Rennen gewonnen. Nach viel Pech im letzten Jahr hoffe ich, dass wir mit unseren starken Fahrerpaarungen in dieser Saison mehr Glück haben."