Das ADAC GT Masters trägt auf dem Nürburgring das Vierte von acht Rennwochenenden des Jahres aus. Nach rund zweimonatiger Sommerpause läutet die "Liga der Supersportwagen" damit den Start in die zweite Saisonhälfte ein. Lokalmatador Christopher Mies (Audi R8 LMS ultra) kommt als Tabellenführer aus dem rheinischen Heiligenhaus zu seinem Heimrennen. Der 24-Jährige führt mit Teamkollege René Rast vor dem Saisonrennen auf dem Traditionskurs in der Eifel nicht nur mit 75 Zählern in der Fahrerwertung, sondern steht auch mit der Mannschaft Prosperia C. Abt Racing (96 Punkte) an der Spitze der Teamwertung. Im Interview spricht Christopher Mies, ADAC GT Masters-Vizemeister von 2011, über die Liga der Supersportwagen und seine Ziele für das Rennen auf dem Nürburgring.
Nach knapp zwei Monaten geht es wieder rund im ADAC GT Masters. Wie haben Sie sich auf das Heimrennen auf dem Nürburgring vorbereitet?
"Ich hatte nicht viel Freizeit, da ich bei anderen Rennen am Start war. Es gab nur ein einziges freies Wochenende. Als Rennfahrer ist man während der Saison schnell in seinem Rhythmus drin. Deswegen gibt es eigentlich keine spezielle Vorbereitung. Denn man trainiert jeden Tag, geht Fahrrad fahren oder Laufen. Für das Heimrennen auf dem Nürburgring versuche ich, mir keinen Druck zu machen - auch wenn viele Freunde, Familienmitglieder und Sponsoren vor Ort sind. Im gesamten Fahrerfeld gehöre ich sicherlich zu den Top-Drei, die den Ring am besten kennen, sodass ich mich auch hier nicht speziell vorbereiten muss."
Was zeichnet Ihrer Meinung nach das ADAC GT Masters aus?
"Das ADAC GT Masters zeichnet sich durch eine extreme Leistungsdichte aus. Die Teams betreiben in der "Liga der Supertourenwagen" einen hohen Aufwand, und es geht sehr eng zu. Beim letzten Rennen auf dem Sachsenring lagen im Zeittraining 16 Autos innerhalb von einer Sekunde. Und auch im Rennen ist es immer ein beinharter Kampf. Auch wenn je nach Strecke mal die eine oder andere Marke einen Vorteil hat: Über die Saison gesehen gleicht sich das wieder aus. Natürlich würde ich liebend gerne souverän vorn wegfahren. Aber das hat es in den vier Jahren, in denen ich im ADAC GT Masters fahre, noch nicht gegeben. Ich denke, wir werden auch auf dem Nürburgring spannende Positionskämpfe sehen. Die Zuschauer dürfen sich auf packende Überholmanöver freuen. Hinzu kommen die Boxenstopps. Mein Teamkollege René Rast und ich schaffen den Fahrerwechsel in 14 Sekunden."
Wo müssen Sie besonders aufpassen, wenn Sie am Ring vor ihren Verfolgern liegen?
"Der Nürburgring ist quasi dafür gemacht, um zu überholen. Direkt in Turn eins am Ende von Start-und-Ziel ist die beste Stelle, dann Ein- und Ausgangs der Mercedes-Arena, also auch in Turn drei. In der Kurzanbindung wird es schwer vorbeizukommen. Besser geht das in der NGK-Schikane. Man hat auf dem Nürburgring drei, vier, fünf Punkte, wo man den Gegner gut angreifen kann. Man darf nie vergessen, in den Rückspiegel zu schauen. Attackieren ist aber bekanntlich das eine, Vorbeiziehen wiederum eine andere Sache. Denn jedes Fahrzeug hat seine Vor- und Nachteile. Wir sind mit unserem Audi wegen der guten Aerodynamik zum Beispiel in den Kurven ein bisschen schneller. Dann gibt es andere, wie zum Beispiel Porsche, aber auch BMW, die auf der Geraden einen Vorteil haben."
Wie beurteilen Sie die Leistungen der Konkurrenz?
"Mit unserer Performance bin ich zufrieden. Bisher waren wir in der Addition besser als die Konkurrenz und haben uns in der Meisterschaftswertung einen Vorsprung erarbeitet. Aber es ist ganz klar, die anderen Teams liegen auf der Lauer, wollen uns den Platz an der Spitze streitig machen. Die Schubert-Mannschaft liegt mit ihren BMW Z4 GT3 direkt hinter uns. Aber auch Porsche und Corvette sind in diesem Jahr wieder sehr stark."
Sie reisen als Tabellenführer zum Nürburgring, mit welchen Erwartungen gehen Sie ins Rennen?
"Es ist ein tolles Gefühl, Führender in der Meisterschaft zu sein. Auch wenn sich 16 Punkte Vorsprung nach viel anhört: Wir dürfen uns nicht ausruhen. Wenn man weiß, dass es für einen Sieg 25 Punkte gibt, kann sich das Kräfteverhältnis im Klassement schnell ändern. Wir dürfen uns keinen Fehler erlauben und müssen punkten. Am Nürburgring wollen wir siegen. Wenn es wider erwarten mit der Performance nicht so laufen sollte, müssen wir schauen, dass wir so viele Punkte wie möglich mitnehmen."