Er hatte in der ADAC GT Masters-Saison 2014 von allen Fahrern eindeutig die längste Anreise: Farnbacher Racing-Pilot Nathan Morcom war in diesem Jahr der erste Australier, der im ADAC GT Masters startete. Für den 22-Jährigen aus der Nähe von Sydney waren nicht nur die Serie, die Rennstrecken und der rund 500 PS starke Porsche 911 GT3 R Neuland, sondern auch Deutschland. Während der Saison zog Morcom kurzerhand bei Farnbacher Racing-Teammanager Dominik Farnbacher ein, nur die Sommerpause nutzte Morcom zu einem kurzen Abstecher in die Heimat. So hinterließ nicht nur die "Liga der Supersportwagen" ihre Spuren bei Morcom.
"Der witzigste Moment in meiner Zeit in Deutschland war sicherlich der Besuch beim Oktoberfest in München am Wochenende vor dem Finale in Hockenheim, natürlich in Lederhosen", lacht Morcom. Aber auch abseits des Oktoberfests hat sich Morcom wohl gefühlt. "Bayern ist ein sehr schönes Fleckchen. Ich habe in Lichtenau einige Runden Golf gespielt und das war für mich ähnlich dem 'Garten Eden'. Die Leute waren sehr freundlich und auch das Essen war sehr gut. Auch Städte wie Rothenburg ob der Tauber haben wir bei uns in Australien definitiv nicht. Ich habe zum Teil auch deutsche Wurzeln, Vorfahren meiner Mutter kommen aus Deutschland. Ich habe sie nach dem Rennen auf dem Slovakia Ring erstmals besucht und kennengelernt, das war klasse."
Auf der sportlichen Seite gab es Licht und Schatten. "Ich war nicht komplett zufrieden, aber das muss ich erklären. Für den Porsche brauchte ich einiges an Erfahrung und das hecklastige Konzept des 911 kam meinem Fahrstil zuerst nicht entgegen. Ich bin zuvor ja noch keinen GT3-Sportwagen gefahren und kam aus dem Formelsport. Mit Mario Farnbacher hatte ich einen guten Teamkollegen, von dem ich viel lernen konnte."
"Dann ist die Leistungsdichte im ADAC GT Masters enorm hoch. Ohne GT-Erfahrung bin ich gegen die ganz großen Namen im Geschäft angetreten. Das macht die Serie dann knifflig. Ich nehme es gerne mit Fahrern wie René Rast, Nicki Thiim oder Tomas Enge auf, aber man muss sagen, dass sie auch deutlich häufiger im Auto sitzen und so enorm viel Erfahrung mitbringen. Darüber beschwere ich mich aber nicht, es wäre nur toll, ebenso viel im Auto zu sitzen. Und neben den GT-Assen fährt man gegen Ex-Formel-1-Fahrer wie Markus Winkelhock oder Jaime Alguersuari, das ist auch etwas sehr Besonderes. Dann hatten wir in diesem Jahr auch noch Rallye-Weltmeister Sébastien Ogier. Es war klasse, auf dem Lausitzring gegen ihn zu fahren. Es war nass und rutschig und unter diesen Bedingungen konnte ich ihn schlagen. Dabei dachte ich, er fährt eher mir um die Ohren."
Nach seiner Debütsaison, in der Morcom in Oschersleben, auf dem Red Bull Ring und auf dem Sachsenring in die Top-Zehn fuhr, blickt er nun nach vorn. "Der GT-Sport in Europa gefällt mir sehr gut und auch die Fahrweise im ADAC GT Masters war in diesem Jahr recht gut. Für mich war es im ersten Jahr im GT-Auto definitiv ein Lernjahr. Nun schaue ich auf 2015."