ADAC GT Masters·17.3.2015

Florian Strauß: Vom Autovermieter zum Rennfahrer: Nissan GT Academy-Sieger 2013 startet erstmals im ADAC GT Mastes

Das Fahrerfeld im ADAC GT Masters ist bunt gemischt: ehemalige Formel-1- und DTM-Piloten nehmen es mit Sportwagen-Profis und jungen Nachwuchstalenten auf, und auch einige schnelle Amateurpiloten mischen kräftig mit. Doch kein Fahrer im Feld der 'Liga der Supersportwagen" hat eine so außergewöhnliche Rennfahrerkarriere wie Florian Strauss. 18 Monate nachdem der Berliner Manager bei einer Autovermietung war, weder in Besitz eines Helms noch einer Rennfahrerlizenz, gewann Strauss vor sechs Wochen die 12h von Bathurst in Australien und startet nun im Nissan GT-R Nismo GT3 von MRS GT-Racing im ADAC GT Masters.

Möglich gemacht hat den ungewöhnlichen Einstieg in den Rennsport die Nissan GT Academy, ein Rennfahrercasting, bei dem Nissan aus Videospielern Rennfahrer formt. Über das Videospiel "Gran Turismo" castet Nissan in der GT Academy über die Spielekonsole Playstation Rennfahrernachwuchs. Strauss nahm 2012 an dem Wettbewerb teil und schaffte es in die Runde der finalen 30. Das war für ihn nur Motivation genug, es 2013 nochmals zu versuchen.

Über das deutsche Finale, das seinerzeit im Rahmen des ADAC GT Masters auf dem Lausitzring stattfand, schaffte Strauss es in die Runde der letzten Acht von insgesamt mehr als 60.000 Teilnehmern - und durfte so beim Finale im englischen Silverstone um den Sieg kämpfen. Das Finale wird Strauß wohl nie vergessen: Beim Showdown, dem alles entscheidenden Rennen der letzten Vier, regnete es wie aus Kübeln. Bei widrigsten Bedingungen dominierte Strauss das Rennen, siegte und gewann damit den Wettbewerb. "Es ist einfach unglaublich, wie ein wahr gewordener Traum", sagte er damals kurz nach seinem Triumph.

Lohn der harten Arbeit war eine gründliche Rennfahrerausbildung in England und ein Start bei den 24h von Dubai 2014 in einem Nissan 370Z. In Dubai fuhr er dabei prompt zum Klassensieg. Nissan setzte ihn anschließend in der Blancpain Endurance Series in einem Nissan GT-R Nismo GT3 ein und gleich beim zweiten Einsatz in Silverstone feierte er einen weiteren Klassensieg. Das Highlight folgte dann beim ADAC Zurich 24h-Rennen auf dem Nürburgring, bei dem Strauss in einem Werks-Nissan GT3 in der Top-Klasse gemeinsam mit dem ehemaligen Formel-1-Piloten Nick Heidfeld startete und nicht nur Heidfeld beeindruckte.

Die Saison 2015 läutete Strauß gleich mal mit einem Paukenschlag ein. Bei den 24h von Dubai wurde er Zweiter in der Pro-Am-GT3-Klasse und fuhr im GT3-Nissan auf den hervorragenden fünften Platz im Gesamtklassement. Bei seinem bisher größten motorsportlichen Erfolg half ihm dann der Zufall. Bei den 12h von Bathurst sprang er kurzfristig für den Briten Alex Buncombe ein. Der war im Begriff Vater zu werden, doch der Nachwuchs ließ auf sich warten. Strauss übernahm das vakante Cockpit und feierte in dem international stark besetzten Rennen seinen ersten Gesamtsieg.

"Seit dem Gewinn der GT Academy ging es in den letzten 18 Monaten eigentlich von einem Highlight ins Nächste", so Strauß. "Klar der Gesamtsieg beim 12-Stunden-Rennen in Bathurst ist mit Abstand das größte Highlight für mich. Auf der einen Seiten, weil es eine der schönsten und spektakulärsten Rennstrecken der Welt ist, macht es mich extrem stolz, mich dort mit Nissan nach 23 Jahren wieder in die Gewinnerliste eingetragen zu haben. Auf der anderen Seite, habe ich dort für mich meine beste Leistung seit dem Beginn meiner Karriere abgeliefert."

Nun steht Strauss vor seiner Debütsaison im ADAC GT Masters. Eine neue Serie, ein neues Team, ein neues Format. "Die ADAC GT Masters ist eine der populärsten GT Meisterschaften, besonders freut es mich auf den Rennstrecken in Deutschland und Umgebung zu fahren. Das Format mit zwei Sprint-Rennen ist eine neue Herausforderung und verspricht jede Menge spannende Duelle und intensives Racing."

"Schwer einzuschätzen wie unsere Chancen stehen, nicht nur da der GT-R im Prinzip zum ersten Mal eine komplette Saison in der Serie bestreitet, sondern auch weil es dieses Jahr einige Updates nicht nur an unserem Auto gibt."

Auf vielen der insgesamt acht Rennstrecken der 'Liga der Supersportwagen' war weder jemals ein GT-R, noch Strauß unterwegs. Neuland für beide also. Dem Nissan GT-R Nismo GT3 liegen vor allem schnelle und flüssige Layouts. Strecken wie etwa den Red Bull Ring, Spa-Francorchamps oder Zandvoort mag "Godzilla", so der Spitzname des GT-R, besonders.

"Mit dem Programm von Nissan und der GT Academy konnte ich in der kurzen Zeit schon jede Menge Erfahrung sammeln", sagt Strauß kurz vor dem Saisonstart. "Trotzdem gibt es noch enorm viel Potenzial, sich weiter zu steigern und meine Leistungen zu verbessern. Das ADAC GT Masters ist das perfekte Umfeld, um mich mit den Besten im GT-Sport zu messen und meine Performance zu verbessern. 2015 hat für mich phänomenal begonnen und ich hoffe natürlich, dass noch einige gute Resultate in diesem Jahr folgen." Eine wirklich erstaunliche Reise, die der Berliner in kurzer Zeit erlebt hat. Und sie ist noch lange nicht zu Ende.