Schon die Freien Trainings verliefen für die beiden Lamborghini Huracán vom GRT Grasser-Racing-Team sehr vielversprechend: eine Bestzeit und eine zweitschnellste Runde. Das gab Hoffnung für den Rest des Wochenendes. Als dann am Freitagnachmittag die beiden Qualifying-Sessions anstanden, sprang beide Male Startplatz vier heraus. Vor allem Rolf Ineichen war darüber überglücklich: "Ich habe von meiner Platzierung erst erfahren, als ich ausgestiegen bin. Als Trophy-Pilot so weit vorn zu landen, ist super - ich war überrascht. Meine Runde hat richtig gut geklappt, den Reifen habe ich perfekt genutzt. Die Runde danach hat schon nicht mehr so gut funktioniert. Danke an mein Team, die immer optimale Arbeit leisten."
Auch im Rennen am Samstag machte der Schweizer wieder einen Super-Job, konnte sogar an Position drei an seinen Teamkollegen Christian Engelhart übergeben: "Das war ein richtig gutes Rennen für uns - wir sind sehr glücklich. Ich habe einen guten Start erwischt, habe keine Position verloren. Irgendwann ist es mir gelungen, den drittplatzierten BMW zu überholen. Das Auto hat bis zum Schluss super funktioniert, da mein Teamkollege ja sogar noch fast um den Sieg gekämpft hat."
Engelhart hatte sich beim Boxenstopp auf Rang zwei nach vorne gearbeitet, nach zwei Safety-Car-Phasen wegen eines Abflugs von Rahel Frey und einer Kollision zwischen Daniel Abt und Markus Winkelhock konnte er in den Schlussrunden den von Beginn an führenden Porsche mit Martin Ragginger am Steuer sogar noch mächtig unter Druck setzen. "Ein riesiges Kompliment an meinen Teamkollegen Rolf", bedankte sich der Köschinger. "Er hat mir das Rennen für die zweite Hälfte praktisch auf dem Silbertablett serviert. Großartiger Job. Ich hatte am Schluss dann noch einen spannenden Kampf mit dem Porsche von Martin Ragginger um den Sieg. Wenn das Rennen noch länger gedauert hätte, dann hätte ich eine echte Chance gehabt. Ich bin ein paar Mal aus dem Windschatten gefahren und habe mich gezeigt, aber es hat nicht wirklich gereicht." 0,360 Sekunden fehlten am Ende zum Sieg - der bisher knappste GT-Masters-Zieleinlauf des Jahres.
Der Sonntag brachte dagegen eine große Enttäuschung für die bis dahin Viertplatzierten in der Meisterschaft: Christian Engelhart erwischte zwar einen guten Start, konnte sich auch gleich auf Position drei setzen, doch dann übertrieben es einige Fahrer in der ersten Kurve: Der Lamborghini mit der Nummer 63 bekam wurde so stark beschädigt, dass Engelhart ihn an der Box abstellen musste. "Ein anderer Lamborghini hat ihn so heftig getroffen, dass der Ölkühler kaputt ging. So ein Ausfall ist mit Blick auf die Meisterschaft natürlich bitter", ärgerte sich Teamchef Gottfried Grasser. "Man kann sowieso der Eindruck bekommen, dass einige Leute hier doch ein bisschen sehr hart zu Werke gehen."
Zunächst schienen Mirko Bortolotti und Luca Stolz für GRT in die Bresche zu springen. Bortolotti, normalerweise als absoluter Top-Qualifyer bekannt, hatte bei seinem ADAC-GT-Masters-Debüt 2016 im Qualifying zwar keine optimale freie Runde erwischt und sich so mit Rang zehn begnügen müssen. Doch der Italiener nutzte das Durcheinander in der Startphase und fuhr sich auf Position vier nach vorn, überholte dann bei der Freigabe nach der notwendigen Safety-Car-Phase auch den Audi von Christopher Mies und etablierte sich auf Rang drei. Nach dem Boxenstopp kam Luca Stolz sogar als Zweiter wieder auf die Strecke, musste dann allerdings eine Corvette wieder passieren lassen. Doch Platz drei schien sicher, als die Rennleitung kurz vor Schluss eine Boxendurchfahrtsstrafe verhängte: "Wir waren in der Boxengasse bei der Ausfahrt mit 57 km/h unterwegs, aber die Sportkommissare waren der Meinung, wir hätten dabei die Corvette blockiert", war Grasser sichtlich enttäuscht, "Wir müssen die Entscheidung letztlich akzeptieren." Durch ein schönes Überholmanöver holte sich Luca Stolz in der letzten Runde immerhin noch Rang sieben und damit die beste Lamborghini-Platzierung des Rennens.
Im ersten Rennen am Samstag waren die beiden von Rang fünf gestartet und dann auch auf Rang fünf ins Ziel gekommen - ein Ergebnis, mit dem Stolz nicht einhundertprozentig zufrieden war: "Insgesamt ein schwieriges Rennen für uns. Wir sind von Rang fünf gestartet und wollten uns nach vorn orientieren, aber mussten dann im Endeffekt häufiger in den Rückspiegel schauen. Der fünfte Platz ist im Endeffekt okay, aber noch nicht ganz das Ergebnis, was wir uns erhofft haben." Mirko Bortolotti meinte danach, das Auto sei "insgesamt noch nicht ganz da, wo wir es haben wollen. Mit Rang fünf haben wir das Maximum erreicht. Im Zweikampf mit anderen Marken tun wir uns etwas schwer." Er freute sich jedoch auf jeden Fall, "wieder hier beim ADAC GT Masters zu sein. Das ist eine tolle Meisterschaft, die Kulisse am Lausitzring ist fantastisch."
Gerald Tweraser und der junge Nicolas Pohler im erstmals eingesetzten dritten Auto mit der Nummer 11 taten sich an beiden Tagen etwas schwerer, wurden aber zum Teil auch unschuldige Opfer wilder Attacken im Mittelfeld. Am Samstag sprang trotz eines "Umdrehers" in der Anfangsphase, für den der Kontrahent auch prompt eine Strafe kassierte, und einer Boxendurchfahrtsstrafe wegen eines kleinen Vergehens beim Boxenstopp noch der 16. Platz heraus. Am Sonntag sorgten zwei Feindberührungen dafür, dass der Lamborghini vorzeitig an der Box geparkt werden musste.
"Ein wirklich guter Tag am Samstag, dafür am Sonntag umso mehr Pech", war das Fazit von Gottfried Grasser. "Aber mit so etwas muss man im Rennsport eben leben. Wichtig ist auch, dass wir wissen, dass wir konkurrenzfähig sind. Ein Dank an alle unsere Fahrer, Teammitglieder, Fans und Sponsoren."
Quelle: Team