Werktags ist er Geschäftsmann in einer Schweizer Handelskette, doch an den Wochenenden zieht es Ineichen immer wieder auf die Rennstrecke. Nach mehreren Jahren im Porsche Cup wechselte der Eidgenosse im vergangenen Jahr in das ADAC GT Masters. Seitdem teilt er sich den Lamborghini Huracán GT3 des GRT Grasser Racing Teams mit der Startnummer 63 mit Christian Engelhart. Und dies mit beachtlichem Erfolg. Obwohl Ineichen nur Hobbypilot ist, fuhr das Duo bereits fünf Mal in der "Liga der Supersportwagen" auf das Podium - darunter waren sogar zwei Gesamtsiege.
"Ich habe erst sehr spät mit dem Motorsport angefangen", erzählt der 39-Jährige. "Ich habe zwar mit 18 Jahren die Rennlizenz gemacht, habe aber erst mit knapp 30 wirklich mit dem Motorsport begonnen. Für mich ist der Rennsport ein guter Ausgleich zum Berufsleben."
Daher ist es für Ineichen wichtig, an der Rennstrecke ein ruhiges Umfeld zu haben - was er mit dem GRT Grasser Racing Team gefunden hat: "Nur so kann ich mich weiterentwickeln. Ich reise am Donnerstagabend praktisch direkt aus dem Büro an die Strecke und muss dann am Freitagmorgen sofort auf den Rennsport umschwenken. Das funktioniert hier sehr gut. Gottfried Grasser akzeptiert meine Situation und fördert mich so gut es geht. Denn je öfter man im Auto sitzt, desto besser wird man." Eine Schlüsselrolle spielt auch sein Teamkollege Christian Engelhart: "Christian ist dafür verantwortlich, dass ich hier heute sitze. Wir haben uns als Teamkollegen im Porsche Carrera Cup kennengelernt. Er hat damals angefangen mich zu coachen. Er gibt mir all sein Wissen und seine Tricks weiter und hilft mir geduldig, die letzten Zehntel zu finden. Er hat mir das Rennfahren gezeigt. Auch heute hilft er mir immer noch. Wir schauen ständig die Daten an und versuchen so, die letzten Zehntel zu finden."
Und das zahlt sich aus. 2016 gewannen Ineichen und Engelhart den zweiten Lauf in Oschersleben, in diesem Jahr siegten sie im Sonntagsrennen auf dem Red Bull Ring und damit ausgerechnet beim Heimspiel ihres Rennstalls. "Das war eines unserer Highlights in diesem Jahr, und auch der dritte Platz auf dem Lausitzring war toll", so Ineichen. "Aber insgesamt hatten wir bisher eine Saison mit Höhen und Tiefen. Beispielhaft ist dafür das Wochenende auf dem Red Bull Ring, wo ich am Samstag im Zeittraining gleich auf meiner ersten Runde rausgeflogen bin und wir von ganz hinten starten mussten. Am Sonntag haben wir dagegen das Rennen gewonnen. Wir haben zu Saisonbeginn etwas gebraucht, den Huracán GT3 perfekt abzustimmen, da er in diesem Jahr vorn größere Reifen hat. Aber mittlerweile wissen wir, was zu tun ist."
Für Ineichen zahlt sich Fleiß im Rennsport aus: "Das Rennfahren hat sicher auch etwas mit Talent zu tun, aber ich glaube, dass akribische Arbeit einen viel größeren Anteil am Erfolg hat. Mich fasziniert der Rennsport vor allem wegen zwei Aspekten. Zum einen ist es ein Teamsport und man selbst ist nur ein kleines Zahnrad unter vielen. Ohne Teamwork geht gar nichts. Und auf der anderen Seite gibt es kein ‚hätte, wäre oder könnte'. Denn schlussendlich ist es die Rundenzeit, die entscheidet. Man kann sich nicht hinter etwas verstecken. Das ist ganz anders als im Geschäftsleben, wo man viel vertuschen und bloß mitschwimmen kann. Das merke ich immer wieder. Im Motorsport kommt irgendwann alles ans Tageslicht."