Herr Braga, weisen die Pirelli-Reifen für das ADAC GT Masters der Saison 2018 andere Eigenschaften auf als die 2017er-Generation? Falls ja: Worin bestehen die Hauptunterschiede?
Matteo Braga: "Wir haben für die GT-Saison 2018 neue Reifen entwickelt. Beim ADAC GT Masters wird der neue P Zero DHD2-Reifen eingesetzt, eine Weiterentwicklung des im vergangenen Jahr gefahrenen DHD-Reifens. Aufgrund seiner Konzeption bietet der neue P Zero DHD2 ein breites Einsatzfenster, damit er für das bei GT-Rennen typische breite Spektrum unterschiedlicher Fahrzeugkonzepte und Fahrstile gleichermaßen gut funktioniert. Der Reifen ist ein guter Kompromiss, denn er ist sehr vielseitig, ohne dabei die Leistung übermäßig einzuschränken. Die wichtigste Änderung in diesem Jahr betrifft die Hinterreifen. Daraufhin haben wir die Vorderreifen entsprechend angepasst, damit das Auto eine gute Balance behält."
Gibt es bereits Feedback von den Teams?
"Die Resonanz auf die DHD2-Reifen nach den zwei Testtagen in Oschersleben war positiv. Die Teams verbrachten ihre Zeit damit, die vielen verschiedenen Fahrwerkstypen an den neuen Reifen anzupassen, während sie mit den für diese Jahreszeit typischen kälteren Bedingungen in Oschersleben fertig werden mussten. Insgesamt äußerten sich die Teams positiv über den neuen Reifen."
In dieser Saison debütieren der Ferrari 488 GT3 und der Honda NSX GT3 beim ADAC GT Masters. Bedeutet das für Pirelli quasi einen Sprung ins kalte Wasser? Oder liegen aus der Erstausrüstung Erfahrungswerte für diese Modelle vor?
"Zu den größten Vorteilen des Engagements von Pirelli im GT-Rennsport gehört, dass dort die Fahrzeuge starten, deren Serienmodelle Pirelli mit Erstausrüstungsreifen ausstattet. Daher ist der Technologietransfer sehr direkt. Wir haben den Ferrari 488 und den Honda NSX bereits in anderen Meisterschaften mit Reifen ausgestattet, insbesondere bei der Pirelli World Challenge in den USA. Aus diesem Grund können die Teams die daraus resultierenden Erfahrungen und Daten in diesem Jahr beim ADAC GT Masters nutzen. Bei der Entwicklung eines neuen Fahrzeugmodells ist die optimale Abstimmung mit den Reifen ein wichtiger Teil des Prozesses. Aus diesem Grund setzt Pirelli bei Erstausrüstungsreifen für Straßenfahrzeuge auf die Perfect-Fit-Strategie und entwickelt für jedes Fahrzeugmodell maßgeschneiderte Reifen."
Worin unterscheiden sich die Pirelli-Reifen für das ADAC GT Masters und die dort starteten Autos von den Pirelli Reifen für die Serienvarianten der Modelle?
"Der größte Unterschied besteht selbstverständlich in der Laufleistung. Straßenreifen sind für einen Einsatz von vielen Tausend Kilometern ausgelegt, während es bei Rennreifen lediglich um einige Hundert Kilometer geht. Deshalb ist alles an einem Rennreifen viel leistungsorientierter und extremer, was die Mischung wie auch die Struktur betrifft. Und während unsere Straßenreifen gemäß der Perfect-Fit-Strategie individuell für einzelne Fahrzeugmodelle entwickelt werden, müssen die Rennreifen an einem breiten Spektrum unterschiedlicher Fahrzeugtypen gleich gut funktionieren. Das trägt dazu bei, die Balance of Performance solider und effektiver zu gestalten."
Wie viele Reifen liefert Pirelli in dieser Saison pro Rennwochenende an die Strecke? Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mit welchen Aufgaben vor Ort?
"Beim ADAC GT Masters liefern wir pro Rennwochenende zwischen 800 und 1.000 Reifen an die Strecke, inklusive Regenreifen und Slicks, hinzu kommen etwa 400 bis 500 Reifen für die ADAC Formel 4, deren Rennen im Rahmenprogramm stattfinden. Unser Team wird von Veranstaltung zu Veranstaltung unterschiedlich zusammengesetzt. Im Schnitt sind zehn Monteure sowie zwei oder drei Reifeningenieure vor Ort. Bei bestimmten Veranstaltungen haben wir zudem Management- oder Marketingpersonal im Einsatz."
Für Pirelli ist es die vierte ADAC GT Masters-Saison. Stellt sich mit der Zeit eine gewisse Routine ein oder entsprechen die Herausforderungen denen der ersten Saison?
"Aufgrund der Erfahrungen, die wir in den vergangenen drei Jahren gesammelt haben, sind wir für unsere vierte Saison gut gerüstet. Uns liegen selbstverständlich für jede Strecke viele Daten vor. Dennoch ist jede Saison anders, und jedes Jahr gilt es, Neues zu lernen, seien es neue Autos, neue Strecken oder neu entwickelte Reifen. Als Reifenhersteller darf man nie stillstehen, sondern erfindet sich bis zu einem bestimmten Grad jedes Jahr neu und stellt sich neuen Herausforderungen. Die Saison 2018 des ADAC GT Masters bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme."