"Das ist mein erster Titelgewinn im ADAC GT Masters mit unserem Team", sagt. "Es ist daher etwas Besonderes. Und die anderen Fahrer in der Pirelli-Trophy-Wertung sind auch keine Nasenbohrer, Rolf Ineichen zum Beispiel liefert immer eine starke Performance ab und kämpft Rennsiege. Aber auch echte Amateurfahrer wie Remo Lips haben wegen des gut funktionierenden Punktesystems Chancen auf den Titel. In den beiden vergangenen Jahren habe ich diesen als Zweiter 2017 und Dritter 2018 jeweils knapp verpasst. Daher freut es mich sehr, es nun geschafft zu haben."
Für den Erfolg nennt Barth mehrere Gründe: "Wir hatten in diesem Jahr eine deutlich gesteigerte Performance. Wir haben einen zweiten Techniker als Freelancer verpflichtet, der uns mit viel Sachverstand bei der Datenanalyse sehr geholfen hat. Unser Renningenieur konnte sich dadurch noch mehr um die Abstimmung des Autos kümmern. David Jahn, der zu uns zurückgekehrt ist, ist natürlich auch ein wichtiger Faktor. Er ist hat es nicht nur wirklich drauf, sondern wir haben zusammen auch immer an den Rennwochenenden sehr früh eine gute Abstimmung für das Auto gefunden - das ist uns in den vergangenen Jahren nicht so gelungen. Dass hat sich dann auch in den besseren Qualifyingergebnissen gezeigt - und diese sind im ADAC GT Masters eine Grundvoraussetzung für Erfolg."
Der Saisonverlauf spiegelt den deutlichen Leistungsanstieg wider. Barth startete bereits in Oschersleben stark in die Saison. Er holte nicht nur zwei Trophy-Siege, sondern kämpfte in den Rennen zusammen mit Teamkollege Jahn um Podestplätze in der Gesamtwertung - und dies ohne Testfahrten im Winter. "Leider hatte ich dort im ersten Rennen mit einer Öl verschmierten Scheibe zu kämpfen und habe dann kurz vor dem Ziel im Regen einen Fehler gemacht. Das hat uns das Podest gekostet. Ich habe mich darüber sehr geärgert, da man nicht oft die Chance hat, im ADAC GT Masters auf das Podest zu fahren." Die erhofften Podiumsergebnisse gelang jedoch bei den nächsten Läufen in Most und Spielberg, wo Barth und Jahn einen dritten und einen zweiten Platz holten. "Das war wirklich toll. Wir hatten nach dem dritten Rennwochenende schon so viele Punkte eingefahren, wie noch nie in der Teamgeschichte und lagen sogar auf Platz drei in Tabelle." In Zandvoort gab es mit dem ersten Ausfall einen Rückschlag, doch mit zwei Trophy-Siegen in Zandvoort und dem siebten Klassentriumph der Saison am Samstag in Hockenheim baute Barth seine Führung in der Klasse für nichtprofessionelle Fahrer weiter aus. Dank Platz zwei am Sonntag machte er dann beim Heimspiel alles klar.
Der Weg in das ADAC GT Masters verlief für Barth nicht geradlinig, sondern über Umwege und Sackgassen. Nach Anfängen im Kartsport wechselte der aus einer Handballerfamilie stammende Pilot aus Weinheim im Jahr 2000 mit 19 Jahren in den Formelsport, ein Jahr später folgte in der Formel Volkswagen schon der erste Titel. Nach dem Vizetitel in der deutschen Formel 3 wagte er 2004 der Sprung in den internationalen Motorsport und schon bald gelang einer der Höhepunkte in Barths Karriere: Im Rahmenprogram des Formel-1-Grand-Prix in Monaco gewann er auf dem Stadtkurs das Rennen des Formel Renault V6 Eurocup. "Danach stand ich in Kontakt mit einem deutschen Formel-1-Projekt, bei dem ich dann sogar einen Vertrag unterschrieben habe, und dem Toyota-Formel-1-Team. Leider ist daraus nichts geworden. Und nur ein Jahr später musste ich meine Karriere erst einmal auf Eis legen, denn mir fehlte das Sponsorgeld. Das war sehr hart für mich, denn bis dahin lief es im Formelsport vielversprechend", blickt Barth zurück. Es folgten mehrere motorsportliche Dürrejahre, in den Barth als Instruktur unter anderen für Volkswagen arbeitete und nur gelegentlich Amateurrennen bestritt. "Ich haben stattdessen mein Ingenieursstudium beendet."
Barth hatte in der Zwischenzeit RWT-Teamchef Gerd Beisel kennengelernt, mit dem er zusammen 2013 mit drei Gaststarts in einer Corvette den Sprung in das ADAC GT Masters wagte. RWT Racing, das eigentlich für "Rennwagen-Technik" steht, aber vom Team mit einem Augenzwinkern als "Rotweintrinker" tituliert wird, ist Barth seitdem in der "Liga der Supersportwagen" treu geblieben. "Ich habe Gerd unheimlich viel zu verdanken", sagt Barth, dem mit diesem inzwischen nicht nur der Motorsport verbindet. Seit drei Jahren ist Beisel auch sein Schwiegervater. "Er hat mich mit ins Team geholt. Wir haben eine tolle und langjährige Partnerschaft. Es macht sehr viel Spaß." 2014 wurde David Jahn zweiter RWT-Fahrer. Auf dem Nürburgring gelang dem Duo der bisher einzige Rennsieg des Teams. Danach folgten mehrere Jahre mit überwiegend Amateur-Piloten als Barths Teamkollegen - darunter Remo Lips, der 2016 die Pirelli-Trophy-Wertung mit dem Team aus Eberbach gewann.
Vor dem Saisonfinale in der kommenden Woche liegt Barth, der Hauptberuflich als Diplom-Ingenieur für Verfahrenstechnik arbeitet und sich deshalb scherzhaft als "Bürofahrer" bezeichnet, zusammen mit Jahn auf dem achten Platz in der Gesamtwertung der "Liga der Supersportwagen". Dieser soll verteidigt werden: "Wir haben zwar auf dem Sachsenring mit der Corvette zuletzt nie die große Rolle gespielt, aber wir wollen in der Gesamtwertung unter den Top Ten bleiben. Das wäre für RWT Racing nach dem Gewinn der Pirell-Trophy-Wertung ein Riesenerfolg und ein toller Abschluss eine super Saison."