Luca-Sandro Trefz (19/Wüstenrot) fährt 2021 seine erste Saison in der Deutschen GT-Meisterschaft. Der Aufsteiger aus der ADAC GT 4 Germany und Förderkandidat der ADAC Stiftung Sport erklärt, wie er seinen Einstieg in die Deutsche GT-Meisterschaft bisher beurteilt. Und: Warum sein Teamkollege Christopher Haase (33/Kulmbach) und das gesamte Team Montaplast by Land-Motorsport für ihn so wertvoll sind.
Beim zweiten Rennen in Zandvoort gab es mir Rang acht erstmals ein Top Ten-Ergebnis in der Deutschen GT-Meisterschaft. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer ersten Saisonhälfte als Rookie in dieser international so hochklassig Meisterschaft? „Es ist erfreulich, dass wir uns von Rennen zu Rennen steigern konnten. Was ich von Anfang an gemerkt habe: Im ADAC GT Masters geht es grundsätzlich härter zu als in der ADAC GT4 Germany.“
Inwiefern? „Der Wettbewerb ist dort noch enger. Die Unterschiede in den Rundenzeiten sind vor allem im Qualifying noch knapper. Wenn du da einen Fehler machst, bist du quasi schon raus. Denn das Über- und Aufholen ist echt schwierig im Rennen. Da wird vom Start weg viel härter gefahren. Keiner schenkt dir was. Jeder fährt voll am Limit und auf seinem höchsten Level.“
Wie schwer war es, sich daran zu gewöhnen? „Im ersten Moment war es überraschend. Aber ich habe schnell durchschaut, was beim Start abgeht und mit welchen Tricks da gefahren wird. Ich konnte auf Anhieb gut dagegenhalten. Bisher hat mich jedenfalls noch keiner ,geschluckt‘.“
Welcher Typ Fahrer sind Sie: Draufgänger oder Kalkülfahrer? „Eher der kalkulierende Typ, vor allem als Neuling im ADAC GT Masters. Ich stoße nicht gleich in jede Lücke, die sich auftut. Das hat sich bisher bewährt. Ich habe dieses Jahr noch keinen Schaden an unserem Auto verursacht. Sofern ich aber volles Vertrauen ins Auto habe, kann ich das Maximale rausholen und mit meinen Gegnern mithalten. Wenn es so läuft wie neulich in Zandvoort, bin ich happy mit meinem Speed.“
Wie anders ist ein GT3-Supersportwagen im Vergleich zu einem GT4-Boliden? „Die größte Umstellung war der zusätzliche aerodynamische Grip, der für mich neu ist. Ein GT4-Auto baut ja nur mechanischen Grip auf. Der Audi R8 LMS GT3 produziert vor allem über seinen Unterboden und seinen großen Heckflügel einen massiven Anpressdruck. Da musste ich erst Vertrauen finden. Um vor allem sehr schnelle Kurven mit deutlich mehr Tempo zu nehmen. Aber das kam relativ schnell.“
Wie unterscheiden sich der Mercedes-AMG GT4, den Sie 2019 und 2020 fuhren, und ihr jetziges Dienstfahrzeug, der Audi R8 LMS GT3? „Das ist schwer zu sagen, weil das eine ein GT4- und das andere ein GT3-Auto ist. Das sind sehr verschiedene Konzepte. Grundsätzlich lässt sich sagen: Der Mercedes mit seinem Frontmotor tendiert in Kurven eher zum Untersteuern, der Audi mit seinem Mittelmotor zum Übersteuern. Der R8 fährt sich deshalb etwas kniffeliger. Aber er macht viel Spaß, weil du damit noch später die Kurven anbremsen, also schneller reinfahren kannst.“
War die ADAC GT4 Germany dennoch eine gute Vorbereitung für das ADAC GT Masters? „Das war die beste Vorbereitung, die ich mir vorstellen kann. Ich konnte dort in zwei Topteams viel lernen. Zum Beispiel den gesamten Ablauf, der genau der gleiche ist wie beim ADAC GT Masters. Außerdem habe ich viele der Strecken kennengelernt, die wir jetzt auch fahren. Besonders wichtig waren die Fahrerwechsel. Denn in der ADAC GT4 Germany wie im ADAC GT Masters teilen sich zwei Fahrer ein Auto. Und noch ein ganz, ganz wichtiger Punkt: Über die ADAC GT4 Germany bekam ich die tolle Chance, in die ADAC Stiftung Sport aufgenommen zu werden.“
Stichwort Fahrerwechsel: Welche Rolle spielt für Sie als GT3-Rookie Ihr routinierter Cockpitkollege Christopher Haase? „Christopher Haase ist der perfekte Teamkollege für einen Nachwuchsfahrer, der lernen will. Er nimmt sich für mich immer Zeit, egal wann, und ist sich für keine Frage zu schade. Ganz besonders lerne ich von ihm in der Set-up-Arbeit. Also wie er da vorgeht, wie er mit den Ingenieuren über Abstimmungsveränderungen spricht. Christopher kennt und versteht ein GT3-Auto in allen Bereichen dermaßen gut, in meinen Augen könnte er selbst Renningenieur sein. Bei der Daten- und Videoanalyse gibt er mir ebenfalls hilfreiche Tipps, wie ich noch mehr aus dem Auto, aus der Strecke und aus mir rausholen kann. Lehr- und hilfreich ist auch Christophers Art, wie er sich während eines Rennwochenendes organisiert, wie er den gesamten Ablauf lebt. Und natürlich, wie er mit den Medien umgeht.“
Was zeichnet für Sie als Neuling Ihr Team von Wolfgang und Christian Land aus? „Montaplast by Land-Motorsport bietet ein sehr professionelles, ehrgeiziges, gleichzeitig aber auch sehr familiäres und kollegiales Umfeld. Das Arbeitsklima ist super. Alle denken immer vorwärts und ziehen an einem Strang. Zwischen den Crews unserer beiden Autos werden alle Informationen offen ausgetauscht. Ich fühle mich sehr wohl und vermisse recht bald schon alle meine Teamkollegen, wenn ich nach einem Rennwochenende wieder zu Hause bin.“
Was ist noch drin für Sie in der restlichen Saison? „Ich kenne bereits alle Strecken, die noch kommen. Es wäre schön, wenn wir doch noch auf dem Nürburgring fahren könnten. Auf dem Lausitzring habe ich mich immer sehr wohlgefühlt. Besonders liegen sollte unserem R8 der Sachsenring. Vor allem die schnellen Passagen dort finde ich superspannend. Und Hockenheim ist meine Heimstrecke. Ich wohne nur 50 Kilometer entfernt. Dort sollten wir die abwechslungsreichsten Rennen der Saison haben, weil du dort an mehreren Streckenpassagen gut überholen kannst.“