ADAC GT Masters·7.8.2021

Jules Gounon: „Als wäre ich nach Hause gekommen“

Jules Gounon, der ADAC GT Masters-Champion von 2017, kehrte in diesem Jahr mit dem Team Zakspeed Mobil Krankenkasse Racing in die Deutsche GT-Meisterschaft zurück. Der Mercedes-AMG-Werksfahrer zieht nach drei Saisonläufen eine erste Zwischenbilanz und sagt, was er in den verbleibenden Rennen noch erreichen will.

Wie würden Sie die ersten drei Rennwochenenden Ihrer Comeback-Saison zusammenfassen? Gounon: „Meine Bilanz fällt gemischt aus. Wir hatten in den ersten Rennen gute Ansätze, aber auch Rückschläge. Der Saisonauftakt in Oschersleben ist dafür ein gutes Beispiel. Am Samstag sind wir als Vierte gestartet und haben erst in den Schlussminuten das Podium verloren. Am Sonntag hatten wir im Qualifying mit Verkehr zu kämpfen und mussten von weiter hinten starten. Das machte es dann schwer nach ganz vorn zu fahren.“

Haben Sie sich im ADAC GT Masters sofort wieder zu Hause gefühlt oder hat es etwas gedauert, bis Sie sich wieder eingelebt haben? „Ja, ich hatte wirklich das Gefühl, wieder nach Hause zu kommen. Als ich nach Oschersleben fuhr, habe ich die Straße zum Hotel sofort wiedererkannt, es war, als wäre ich die vier Jahre nicht weggewesen. An der Rennstrecke habe ich sehr viele Leute wiedergesehen, die ich noch kannte. Da wurde man schon etwas wehmütig. Ich vermisse jedoch die Fans. Der Gridwalk und die Zuschauer im Fahrerlager waren immer etwas ganz Besonderes beim ADAC GT Masters. Es hat immer sehr viel Spaß gemacht, die ganzen Leute zu sehen und zu treffen. Ich hoffe, dass das sehr bald wieder möglich sein wird.“

Hat sich das ADAC GT Masters seit 2017 verändert? „Die einzige Änderung, die ich bemerkt habe, ist die neue Penalty Lap, die wie ich finde eine sehr gute Idee ist. Das Niveau des ADAC GT Masters ist mit einem der stärksten Starterfelder einer GT3-Sprintmeisterschaft weltweit immer noch sehr hoch. Es toll, wieder dabei zu sein.“

Mit Zakspeed fahren Sie für eines der erfolgreichsten und erfahrensten Teams in Deutschland. Wie macht sich das bemerkbar? „Man merkt sofort, dass Zakspeed ein legendäres Team ist. Der Name, die Geschichte sind weltweit bekannt. Mich beeindruckt die Leidenschaft, mit der Peter und Philipp Zakowski dabei sind. Sie arbeiten sehr hart daran, gute Ergebnisse zu erzielen. Und wir sind sehr, sehr nah dran, fantastische Resultate einzufahren. Wir werden weiterhin alles geben, damit wir dem Namen Zakspeed gerecht werden und Ergebnisse einfahren, auf die wir stolz sein können.“

Sie sind Mercedes-AMG-Werksfahrer. Sehen Sie sich daher bei Zakspeed als eine Art Teamleader? „Als Werksfahrer ist man dazu da, dem Team zu helfen, das Beste aus dem Auto zu holen. Allerdings bin ich in diesem Jahr neu bei Mercedes-AMG und lerne das Auto noch kennen. Bis vergangenes Jahr bin ich für Bentley gefahren. Die Autos unterscheiden sich sehr. Es ist eine große Umstellung für mich, aber es wird besser und besser. Ich versuche im Team meine Erfahrung einzubringen, meinen Teamkollegen zu helfen und ihnen möglichst viele Ratschläge zu geben – auch wenn ich selbst ebenfalls immer noch dazulerne.“

Wie schätzen Sie Ihren Teamkollegen Igor Walilko ein? „Igor hat von Anfang an einen sehr guten Job gemacht. Er ist als Silber eingestuft und hat noch nicht viel Erfahrung. Sein allererstes Qualifying in Oschersleben mit Platz vier war sensationell. In den beiden folgenden Zeittrainings hat noch etwas gefehlt, aber es war nicht viel. Er ist noch sehr jung, hat viel Talent und entwickelt sich während der Saison stetig weiter. Ich hoffe, dass wir am Saisonende ganz vorn mitkämpfen werden.”

Wie würden Sie Ihre heutige Rolle mit Ihren beiden Saisons bei Callaway Competition vergleichen, wo Sie der junge, unerfahrene Fahrer waren? Ja, meine Rolle bei Callaway war eine völlig andere. Damals hatte ich überhaupt keine GT3-Erfahrung. Ich bin zu den Rennen gefahren und habe mein Bestes gegeben. Ich habe mir die Daten angeschaut und versucht, bei den Rundenzeiten so nah wie möglich an meinem damaligen Teamkollegen Daniel Keilwitz zu sein. Jetzt ist meine Rolle ganz anders als noch vor vier Jahren, jetzt orientieren sich meine Teamkollegen an mir. Aber ich mag diese Rolle, auch wenn sie viel schwieriger ist als meine damalige. Bei Callaway gab es nicht so viele Dinge, auf die ich mich als junger Fahrer konzentrieren musste.“

Callaway spielte 2016/17 eine wichtige Rolle in Ihrer Karriere und half Ihnen, Werksfahrer zu werden. Wie ist es, jetzt gegen das Team zu fahren? „Ohne Callaway wäre ich ganz sicher nicht dort, wo ich jetzt bin. Ich bin mittlerweile im vierten Jahr Werksfahrer, erst für Bentley und jetzt für Mercedes-AMG. Daher fühlt es sich etwas merkwürdig an, jetzt gegen sie zu fahren. Ernst Wöhr und Giovanni Ciccone haben es erst ermöglicht, dass ich in den GT3-Sport aufsteigen konnte. Ich habe von Leuten wie Mike Gramke oder Florian Möhring sehr viel gelernt. Ich bin der gesamten Mannschaft sehr dankbar für ihre Opfer und Hilfe. Wir reden vor jedem Rennen in der Startaufstellung miteinander und sind immer noch sehr gut befreundet.“

Was sind Ihre Ziele für die kommenden Rennen? „Das Hauptziel ist es, uns im Qualifying zu verbessern. Wir sind schon ganz gut, aber noch nicht gut genug. Da ist noch mehr drin, dann können Igor und ich noch richtig gute Ergebnisse einfahren. Wir wollen auf das Podium fahren, vielleicht springt sogar noch ein Sieg heraus. Man weiß nie, was passieren wird, aber wir wollen uns weiter verbessern und weiter hart arbeiten. Dann werden auch die Ergebnisse kommen.“

Auf welches Wochenende freuen Sie sich am meisten? „Ich freue mich auf alle Wochenenden. Aber es ist für mich immer ein Highlight, zum Sachsenring zu fahren. Ich bin dort das letzte Mal vor vier Jahren gestartet, da als einzige GT3-Serie dort das ADAC GT Masters antritt. Es ist toll, jetzt wieder zurückzukehren. 2016 habe ich auf dem Sachsenring mein erstes Rennen im ADAC GT Masters gewonnen. Ich war übergewichtig, trug einen alten Fahreranzug und alte Rennschuhe. Niemand kannte mich damals. Es war gleichzeitig auch der erste Sieg für die Corvette C7 GT3-R und außerdem Giovannis Geburtstag. Da sind einige Tränen geflossen. Diese Erinnerungen sind etwas ganz Besonderes.“