ADAC GT Masters·12.8.2021

Nick Yelloly: So unterstützt er Sebastian Vettel in der Formel 1

BMW-Werksfahrer Nick Yelloly startet nicht nur mit Schubert Motorsport in der Deutschen GT-Meisterschaft, er arbeitet auch für das Formel-1-Team von Aston Martin. Der Engländer erklärt, wie er Sebastian Vettel und Lance Stroll in der Königsklasse unterstützt, warum es im ADAC GT Masters so gut läuft und warum er sich auf den neuen BMW M4 GT3 freut.

Die Formel 1 ist bereits seit mehreren Jahren fester Bestandteil im Berufsleben von Yelloly. Während er bei BMW erst seit 2019 unter Vertrag steht, begann seine Karriere in der Grand-Prix-Welt schon vor acht Jahren: Der Engländer ist seit 2014 Simulatorfahrer bei Aston Martin sowie den Vorgängerrennställen Force India und Racing Point. Eine Aufgabe, die für die Teams unverzichtbar geworden ist, denn im Simulator werden neue Teile, Rennstrategien oder Set-ups für unbekannte Strecken aufwendig erprobt. Feiern Sebastian Vettel oder Lance Stroll in den Formel-1-Rennen Erfolge, hat auch Yelloly einen Anteil daran.

„Rund 50 bis 60 Tage pro Jahr verbringe ich im Simulator. Ich sitze also nicht auf dem Sofa, wenn ich von den Rennwochenenden nach Hause komme, sondern fahre direkt zur Arbeit“, sagt er schmunzelnd. 2016 und 2019 durfte er sogar das echte Formel-1-Auto auf der Rennstrecke testen. Seine Zukunft sieht er dennoch im Sportwagensport: „Ich möchte natürlich weiterhin mit BMW zusammenarbeiten. Der GT-Sport boomt und ist eine echte Alternative geworden. Ein Traum wäre es, für BMW beim neuen LMDh-Projekt dabei zu sein.“

Begeistert vom neuen BMW M4 GT3

In naher Zukunft freut sich Yelloly auf den BMW M4 GT3, der 2022 Premiere in der Deutschen GT-Meisterschaft feiern soll. „Ich bin sieben oder acht Testtage im M4 GT3 gefahren. Er ist in praktisch allen Bereichen ein riesiger Schritt vorwärts. Er ist einfacher zu fahren, das Reifenmanagement ist besser, er bietet den Fahrern viel mehr Komfort – was vor allem den nicht-professionellen Fahrern zugutekommt –, das Set-up-Fenster ist viel größer und er ist wartungsfreundlicher. Ich freue mich schon darauf, im nächsten Jahr regelmäßig mit dem Auto zu starten und dann auch viele Kundenfahrzeuge zu sehen. Es wäre toll, wenn zahlreiche im ADAC GT Masters antreten werden.“

Die aktuelle Saison – Yellolys zweite im ADAC GT Masters – verlief für den 30-Jährigen und seinen finnischen Partner Jesse Krohn bisher stark. Als einziger Fahrercrew gelang ihnen an bisher jedem Wochenende der Sprung auf das Podium. Beim Auftakt in Oschersleben holten Yelloly/Krohn am Samstag Platz vier, einen Tag später sprang für das Duo Platz zwei heraus. „Wir hatten nicht erwartet, dort so wettbewerbsfähig zu sein“, blickt Yelloly zurück. „Sogar im Trockenen am Samstag waren wir stark, das war wirklich großartig.“ Entsprechend optimistisch reisten die Schubert-Fahrer zum Red Bull Ring, einer Strecke, auf der 2020 der BMW M6 GT3 beide Siege holte. Die Chancen standen gut, ging Yelloly am Samstag doch vom ersten Startplatz ins Rennen. Doch nach nur fünf Runden wurde die makellose Fahrt des Engländers gestoppt – in Führung liegend. Dämpferschaden. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir auf jeden Fall gewonnen hätten, aber Platz zwei wäre mindestens drin gewesen. Als wir ausgefallen sind, lagen wir jedenfalls klar in Führung. Das Aus war sehr unglücklich, denn der Dämpfer war ganz neu und es ist die Strecke, die uns wohl am besten liegt. Aber so etwas kann immer mal passieren. Sonntags haben wir dann früh gestoppt und konnten mit freien Runden viel Zeit gutmachen. Nach dem späten Safety-Car-Einsatz konnte ich mir dann kurz vor dem Ziel noch Platz drei schnappen, was ein kleiner Trost nach dem Ausfall am Vortag war.“ Beim Rennwochenende in Zandvoort sprang im ersten Rennen das nächste Podium heraus. „Es ist natürlich fantastisch, an jedem bisher ausgetragenen Rennwochenende eine Podestplatzierung geholt zu haben“, so der 30-Jährige. „In Zandvoort kam unserem Auto die umgebaute Strecke entgegen. Der neue Asphalt ist reifenschonender und die Steilkurven passten definitiv besser zum Auto. Leider hatten wir dort am Sonntag kein gutes Qualifying und sind im Rennen früh in eine Kollision verwickelt worden. Wenn man nicht aus den Top 6 oder 8 startet, besteht immer die Gefahr, dass so etwas passiert.“

Schubert Motorsport mit detaillierter Saisonvorbereitung

Als Hauptgründe für die starke Form sieht Yelloly vor allem die Kontinuität bei Schubert Motorsport und das Fahrerduo. „2020 musste sich das Team erst wieder auf den BMW einstellen, zudem waren wegen Corona die Testfahrten und die Vorbereitung eingeschränkt und nicht so, wie wir es gerne gehabt hätten. Das Team hat daher über den Winter sehr viel Detailarbeit betrieben. Wir konnten auf den gemachten Erfahrungen aufbauen. Zudem sind wir jetzt zwei Werksfahrer im Auto, die sich ständig gegenseitig pushen. Und wir haben auch mehr getestet.“ Im Gegensatz zum vergangenen Jahr setzt Schubert nur noch ein Fahrzeug ein, als Nachteil sieht Yelloly dies jedoch nicht: „Mit zwei Profahrern sollte das kein Problem sein. Das Team kann sich so perfekt auf unser Auto konzentrieren.“

Mit Jesse Krohn hat Yelloly einen idealen Teamkollegen. „Ich kenne ihn bereits seit vielen Jahren. Wir sind schon 2010 in der britischen Formel Renault gegeneinander gefahren. 2019 waren wir beide bei BMW und sind schon in Asien zusammen gefahren. Daher wusste ich, dass er schnell ist und wir ähnliche Ideen für das Auto haben. Es war daher abzusehen, dass wir gut zusammenarbeiten würden.“

Vom ADAC GT Masters ist der Pilot aus Solihull begeistert: „Sprintrennen sind das, was ich bereits im Formelsport in der GP2, GP3 oder der Renault World Series gefahren bin. Mir liegt das Format, es macht mir sehr viel Spaß. Die Fahrer im ADAC GT Masters haben eine top Qualität, es gibt sehr starke Teams und viel Werksunterstützung. Das Feld ist sehr ausgeglichen. Es ist sicherlich die beste Rennserie, in der ich in den vergangenen Jahren gefahren bin.“

Was einen Ausblick auf die weiteren Rennen des ADAC GT Masters angeht, hält sich der Engländer dagegen zurück: „Wir werden von Rennen zu Rennen schauen, was möglich ist. In Oschersleben, einer Strecke, die uns eigentlich nicht so liegen sollte, lief es gut, daher ist es schwierig eine Prognose zu geben. Wir müssen Kapital daraus schlagen, wenn Auto und Strecke zueinander passen. Wichtig ist es, konstant zu punkten und unsere Fehler zu minimieren. Ohne den Ausfall und den Unfall würden wir jetzt wirklich sehr gut dastehen. Von den Strecken sollte vor allem der Sachsenring uns liegen. 2020 – ich war an dem Wochenende verhindert – hat das Team dort eine starke Aufholjagd gezeigt und ich habe im Porsche Carrera Cup bei meinem letzten Start auf der Strecke gewonnen.“