Der Lauf der Deutschen GT-Meisterschaft auf dem Sachsenring lieferte zahlreiche interessante Zahlen und Geschichten. Ein Blick in das Notizbuch.
Wertvolle Punkte
Auch wenn Ricardo Feller und Christopher Mies auf dem Sachsenring nicht um die Siege mitkämpften, glänzten sie in den Rennen als bestplatzierte Audi-Fahrer und verteidigten mit den Rängen drei und fünf ihre Tabellenführung knapp. Ihr Team Montaplast by Land-Motorsport liegt in der Teamwertung ebenfalls weiter vorn. „Mit jedem Rennen wird der Titelkampf enger“, sagte Teamchef Christian Land. „Wir kämpfen hier gegen die stärksten Teams und Fahrer aus dem GT3-Bereich. Es geht darum, keine Fehler zu machen und trotzdem das Maximum herauszuholen – und genau das ist uns gelungen. Der dritte Platz am Samstag und Platz fünf am Sonntag sind das Verdienst der ganzen Mannschaft.“
Punkte und Ausschluss
Nach Platz zehn im Samstagsrennen – eine kleine Kollision in der Schlussphase hatte zwei Positionen gekostet – wollte Schubert Motorsport auch am Sonntag auf dem Sachsenring punkten. Nick Yelloly und Jesse Krohn sahen als Siebte die Zielflagge, doch nur kurze Zeit später folgte die Ernüchterung: Wegen einer technischen Unregelmäßigkeit wurden die BMW-Werksfahrer nachträglich ausgeschlossen. „Das Wochenende war wie erwartet ein hartes Stück Arbeit“, so Teammanager Marcel Schmidt. „Wir wussten, dass es sehr schwer wird, in die Top 10 zu fahren. Auf der Rennstrecke haben wir an beiden Tagen nichts liegen gelassen. Wir waren mit den Resultaten sehr zufrieden. Die Disqualifikation im zweiten Rennen ist für uns alle eine große Enttäuschung. Solche Flüchtigkeitsfehler sollten uns nicht passieren. Es war eine Unachtsamkeit, durch die der Ladedruck des Motors kurzzeitig die erlaubte Obergrenze überstieg.“
Knoten geplatzt
Bis zum Sachsenring verlief die Saison für Titelverteidiger Christian Engelhart und Porsche-Werksfahrer Thomas Preining nicht wie erhofft. Lediglich eine Top-10-Platzierung stand für das Duo bisher zu Buche. Doch beim fünften Saisonlauf zeigte die Formkurve deutlich nach oben. Nach Platz fünf im ersten Rennen folgte einen Tag später mit Rang drei das erste Podium 2021. „Es ist natürlich fantastisch, in der letzten Kurve das lang ersehnte Podium einzufahren“, sagte Teamchef Timo Bernhard. „Es war eine richtige Explosion der Freude in unserer Box. Alle haben mitgefiebert und zwischenzeitlich auch mitgelitten. Ich hatte im Scherz vorher noch gesagt, dass unser bis dahin letztes Podium im ADAC GT Masters von mir 2019 am Nürburgring war, die Geschichte musste jetzt endlich weitergeschrieben werden. Riesen Dank an alle. Thomas und Christian waren superstark. So kann es auf jeden Fall weitergehen. Da gehören wir hin.“
Potenzial gezeigt
T3 Motorsport startete auf dem Sachsenring neben Stammpilot Maximilian Paul erstmals mit Lamborghini-Werksfahrer Marco Mapelli ¬– und zeigte auf Anhieb die bisher stärkste Saisonleistung. Mit Platz acht am Samstag stellten die Dresdner ihr bisher bestes Ergebnis im ADAC GT Masters ein, im zweiten Rennen lief es anfangs sogar noch besser: Mapelli ging von Platz vier ins Rennen und übergab als Dritter an Lamborghini-Junior Paul. Doch ein etwas zu kurzer Boxenstopp bedeutete eine Durchfahrtsstrafe. Statt des erhofften Podiums gab es am Ende einen Meisterschaftszähler für Platz 15. „Alles in allem war es ein sehr positives Wochenende mit Marco“, bilanzierte Paul. „Ich konnte viel von ihm lernen, da er sehr erfahren auf dem Auto ist. Auch auf der Strecke hat er ordentlich abgeliefert. Danke an Lamborghini, dass er bei uns starten durfte. Ich konnte mich auch ein wenig verbessern und hatte am Samstag mit P10 ein gutes Qualifying, auch das Rennen lief gut. Leider haben wir am Sonntag im Rennen die Strafe bekommen. Beim Fahrerwechsel war der Timer ausgefallen und wir waren etwas zu kurz in der Box. Das war schade, denn die Racepace war wieder gut. Mit ein bisschen Glück wäre ein Podium drin gewesen. Ich hoffe, dass wir auch bei den nächsten Rennen Marco im Auto haben werden und wieder angreifen können.“
Weiter optimistisch
16 Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze haben Maximilian Buhk und Raffaele Marciello nach Platz vier im ersten und dem frühen Aus im zweiten Rennen auf dem Sachsenring. Die beiden Mercedes-AMG-Werksfahrer geben dennoch nicht auf: „Noch sind 112 Punkte zu vergeben, nichts ist entschieden. Wir wollen den anderen nichts Schlechtes wünschen, aber auch die kann es mal erwischen. Und in einer so engen Meisterschaft wendet sich das Blatt mitunter schnell.“
Lektion gelernt
Eine starke Leistung zeigten am Sonntag Lamborghini-Werksfahrer Franck Perera und Rolf Ineichen vom GRT Grasser Racing Team. Perera verpasste im Qualifying nur um wenige Tausendstelsekunden die Pole-Position und übergab im Rennen auf Rang zwei liegend an seinen Schweizer Partner. Ineichen behauptete die Platzierung bis in die letzte Runde, fiel aber dann noch auf den undankbaren vierten Rang zurück. „In der letzten Kurve überholt worden zu sein, nervt mich sehr“, gab Ineichen danach zu. „Ich versuche immer fair zu bleiben, aber manchmal muss ich mich vielleicht noch etwas breiter machen, wenn die anderen mit der Brechstange fahren. Ich sehe das als Lektion und werde nach vorne schauen.“ Kleiner Trost: Ineichen holte seinen 43. Sieg in der Pirelli-Trophy-Wertung.
Erfolgreiche Vertretung
Audi-Sport-Fahrer Mattia Drudi gab am Wochenende bei Rutronik Racing by Tece sein Comeback im ADAC GT Masters, als er an der Seite von Elia Erhart Stammpilot Pierre Kaffer vertrat. Und dies mit Erfolg: Am Sonntag sprang nach einer Aufholjagd von Startplatz 20 der achte Rang heraus – das bisher beste Saisonergebnis für den Audi mit der Nummer 11.
„Beim Start hatte ich ein wenig Glück, dass ich nicht in den Crash unmittelbar vor mir verwickelt war“, so Drudi. „Danach hatten wir eine sehr gute Pace, mit der wir uns vorarbeiten konnten. Ein großes Lob speziell auch an Elia, dem es im zweiten Teil des Rennens gelungen ist, zahlreiche große Namen hinter sich zu lassen. Insgesamt habe ich das Wochenende sehr genossen, es hat extrem viel Spaß gemacht, wieder im ADAC GT Masters unterwegs zu sein.
Doppelstart
Ein aufregendes Wochenende erlebte ADAC Stiftung Sport-Pilot Hugo Sasse. Der mit 17 Jahren jüngste Pilot im Feld startet nicht nur erstmals für das Team GRT Grasser Racing in der Deutschen GT-Meisterschaft, wo er sich einen Lamborghini mit Tim Zimmermann teilt, zusammen mit Mike David Ortmann trat er auch in der ADAC GT4 Germany an, wo dem Duo am Samstag sogar der Sieg gelang. „Ich musste mich am Anfang auf das neue Team und das Auto einstellen. Die Zusammenarbeit mit Tim Zimmermann verlief aber sehr gut und vor allem im Sonntagsrennen lagen wir in Schlagdistanz zu den Top Ten. Ich freue mich bereits jetzt auf die weiteren Rennen“, so der Youngster aus Aschersleben.
Vorsprung schmilzt
Kim-Luis Schramm und Dennis Marschall (Rutronik Racing by Tece) führen auch nach dem Sachsenring die Pirelli-Junior-Wertung an. Allerdings ist das Punktepolster der Audi-Fahrer beim fünften Saisonlauf deutlich von 48 Zählern auf 17 geschrumpft. Härtester Verfolger ist Markenkollege Ricardo Feller, Dritter ist Mercedes-AMG-Mann Igor Waliłko.
Trophäen-Jäger
Seinen Vorsprung in der Pirelli-Trophy-Wertung fast verdoppelt hat in Sachsen Audi-Fahrer Florian Spengler. Lag der Car-Collection-Fahrer vor dem Wochenende mit 22 Punkten in der Klassentabelle vorn, sind es nun 39 Zähler auf Markenkollege Elia Erhart.
Prominente Unterstützung
Porsche-Werkspilot Michael Christensen schaute am Sachsenring bei der Deutschen GT-Meisterschaft vorbei. Der Däne, der für die Schwaben in der FIA WEC antritt, kümmerte sich um seinen jungen Landsmann Alexander Hartvig, der im Porsche vom Team Allied-Racing sein Debüt in der ADAC GT4 Germany gab. 2011 und 2013 absolvierte Christensen selbst mehrere Gaststarts im ADAC GT Masters.
Ex-Formel-1-Pilot vor Ort
Der ehemalige Formel-1-Pilot Tomáš Enge war ebenfalls am Sachsenring. Der Tscheche, der 2015 ein ADAC GT Masters-Rennen auf dem Red Bull Ring gewann, leitete in der ADAC GT4 Germany den Gaststart von RTR Projects, da der eigentliche Teamchef Tomáš Miniberger verhindert war.
Erfolgreicher Ausflug
Mit Precote Herberth Motorsport und Rutronik Racing by Tece starteten zwei Teams aus der Deutschen GT-Meisterschaft parallel zum Sachsenring bei den 12 Stunden von Budapest – und dies mit Erfolg. Die Herberth-Mannschaft, zu deren Fahrerkader unter anderem ADAC GT Masters-Teamchef Alfred Renauer gehörte, gewann das Langstreckenrennen. Rutronik Racing fuhr auf dem Kurs nahe der ungarischen Hauptstadt auf Gesamtrang drei. Mit an Bord des Audi der Mannschaft aus Remchingen: ADAC GT Masters-Rennsieger Pierre Kaffer. „Wir sind alle super happy mit dem Resultat. Schade war natürlich die Terminüberschneidung mit dem ADAC GT Masters auf dem Sachsenring, weshalb Elia Erhart und ich uns dieses Mal aufteilen mussten“, so Kaffer.