Die Porsche-Werksfahrerin spricht im Interview über ihren Teamwechsel und ihre Ziele im ADAC GT Masters.
2020 feierte die Schweizerin mit einem Porsche 911 GT3 R ihre Premiere in der Rennserie. Zusammen mit Klaus Bachler startete sie für das Küs Team75 Bernhard. Die Highlights waren zwei vierte Plätze auf dem Nürburgring und in Hockenheim. In dieser Saison wechselt sie zusammen mit Bachler zu Precote Herberth Motorsport, wo sie sich in der Deutschen GT-Meisterschaft erneut einen „Elfer“ teilen.
Ihre Debütsaison hatte Höhen und Tiefen. Was nehmen Sie aus 2020 mit?
Simona De Silvestro: „Das stimmt. Wir hatten einige gute Rennen, aber in anderen auch viel Pech, was uns sicher Plätze auf dem Podium gekostet hat. Aber ich habe viel gelernt und meine Pace war zum Saisonende auch wirklich gut.“
Was war für Sie als Serien- und GT3-Neuling die größte Herausforderung?
„Es hat etwas gedauert, das Limit des Autos zu finden. Die Reifen richtig zu verstehen – vor allem im Qualifying – war die größte Herausforderung. Die anderen Piloten fahren teilweise schon sehr lange in der Serie und hatten da einfach einen Erfahrungsvorsprung. Ich habe daher oft während des Fahrens noch zu viel nachgedacht, anstatt im Flow zu sein und alles automatisch zu machen.“
Was hat Sie im ADAC GT Masters am meisten überrascht?
„Die Leistungsdichte ist wirklich krass. Manchmal fehlte mir nur eine Zehntelsekunde zur Bestzeit, aber das hat dann sechs, sieben Plätze ausgemacht. Das zeigt, wie schwierig das ADAC GT Masters ist. Man muss wirklich alles rauskitzeln. Das macht die Serie so schwierig, aber es macht auch sehr viel Spaß, da es eine tolle Challenge ist.“
In diesem Jahr stellen Sie sich erneut dieser Herausforderung. Allerdings in einem neuen Team. Wie kam es dazu?
„Wir haben uns mit Porsche zusammengesetzt und überlegt, was wir anders machen können. Jetzt mit Precote Herberth Motorsport zu fahren ist eine tolle Chance. Das Team hat schon gezeigt, dass es die Meisterschaft im ADAC GT Masters gewinnen kann. Robert und Alfred Renauer haben so viel Erfahrung im ADAC GT Masters gesammelt, das ist für jemanden wie mich megagut. Und wir haben zwei sehr schnelle Teamkollegen, daher haben wir einen guten teaminternen Wettbewerb und werden uns gegenseitig pushen.“
Klaus Bachler bleibt auch bei Precote Herberth Motorsport Ihr Teamkollege im Porsche 911 GT3 R. Was zeichnet ihn aus?
„Klaus zeichnet ganz viel aus. Er ist ein toller Teamkollege, man kann mit ihm wirklich gut zusammenarbeiten. Wir haben viel Spaß. Das ist wirklich cool. Klaus kennt den Porsche in- und auswendig und er ist megaschnell. Da ich so wenig Erfahrung hatte, konnte ich mich sehr gut an ihm orientieren. Ich kann immer noch so viel von ihm lernen.“
Da ist es sicher ideal, dass Sie auch 2021 wieder zusammen fahren?
„Ja, ich freue mich riesig darüber. Wir sind mittlerweile sehr gut eingespielt ¬– nicht nur, was den Fahrstil angeht. Ich weiß, was Klaus mag, er weiß, was ich mag. Daher können wir immer einen guten Kompromiss finden. Ich fühle mich mittlerweile megawohl im Porsche 911 GT3 R. Zu Beginn der vergangenen Saison habe ich mich dagegen, was das Set-up angeht, oft an ihm orientiert. Daher bin ich mir sicher, dass in diesem Jahr auch die Ergebnisse kommen werden.“
Gehen Sie aufgrund der gemachten Erfahrungen entspannter in Ihre zweite Saison?
„Es hilft natürlich, dass ich weiter mit Klaus fahre. Und ich weiß, was ich in diesem Jahr besser machen kann. Da hilft sicher die Erfahrung. Natürlich ist auch Druck da. Aber ich bin eh jemand, die immer eine gute Leistung abliefern will. Daher ist es eher positiver, hilfreicher Druck.“
In knapp zwei Wochen geht es in Oschersleben mit dem Saisonauftakt los. Auf was freuen Sie sich am meisten?
„Ich kann es nicht erwarten, dass es losgeht. Ich freue mich riesig auf das erste Rennwochenende. Dann weiß man endlich, wo man steht und sieht, ob alles, an dem man während der Off-Season gearbeitet hat, wirklich funktioniert. Ich habe intensiv trainiert und bin gut vorbereitet.“
Was ist in diesem Jahr drin?
„Es ist viel möglich. Wir wollen vorne dabei sein. Wir haben vergangenes Jahr schon gezeigt, dass wir den Speed haben. Man darf keine Fehler machen und muss immer gut ins Ziel kommen. Ich glaube, dass wir dann vorn in der Meisterschaft dabei sein werden.“
Neben dem Saisonauftakt des ADAC GT Masters bietet der Mai noch ein weiteres Highlight für Sie...
„Genau, ich starte wieder bei den 500 Meilen von Indianapolis. Ich habe das Glück, dort schon fünf Mal gefahren zu sein. Es ist ein ganz besonderes Rennen und hat unheimlich viel Geschichte. Es ist eines von den Rennen, die man als Fahrerin oder Fahrer einfach bestreiten möchte. Ich bin viele Jahre in den USA gefahren und weiß, wie wichtig dieses Rennen ist. Das hat man auch bei Fernando Alonso gesehen, der in den vergangenen Jahren dort mehrmals angetreten ist. Und jetzt wieder die Möglichkeit zu haben, dort zu starten, ist großartig. Ich bin Porsche sehr dankbar, dass ich für den Start grünes Licht bekommen habe. Das Indy 500 passt gut in meinen Kalender, sonst wäre es auch nicht möglich gewesen. Denn Porsche und das ADAC GT Masters haben ganz klar Priorität.“ Der Mai wird also für Sie intensiv.
„Genau. Es wird sich dann fast alles um den Motorsport drehen. Ich werde direkt nach dem ersten Rennwochenende in Oschersleben einen Flieger in die USA nehmen. Dann wird in Indianapolis bis zum Qualifying viel getestet. Nach dem Rennen Ende Mai geht es direkt wieder zurück und dann steht auch schon bald der ADAC GT Masters-Lauf auf dem Red Bull Ring an.“