Sven Stoppe sagt im ADAC GT Masters, wo es langgeht. Der 51-Jährige ist seit 2021 Renndirektor der Deutschen GT-Meisterschaft und bei jedem Tourstopp für den sportlichen Ablauf verantwortlich. Ob Safety-Car-Einsatz oder Durchfahrtsstrafe – der gelernte Finanzbeamte aus Gebersreuth hat das letzte Wort. Er verlässt sich aber bei den teilweise schwierigen Entscheidungen auf den Rat seiner Mitarbeiter, denn Teamwork wird in der Race Control des ADAC GT Masters großgeschrieben.
Sven Stoppe ist am Schleizer Dreieck, einer temporären Rennstrecke in Thüringen, groß geworden. Von klein auf war der Motorsport seine Leidenschaft. „Unser Wohnhaus lag zehn Meter von der Rennstrecke entfernt und laut meiner Eltern war ich schon als Einjähriger nicht vom Fenster wegzubekommen, wenn die Motoren brummten. Sogar die Essenszeiten wurden an das Geschehen auf der Strecke angepasst“, erzählt der Renndirektor.
Als Jugendlicher blieb er seiner Leidenschaft zunächst als Marshal treu und wurde schließlich mit der Streckensicherung des Lausitzrings beauftragt. Seit 2005 war er für unterschiedliche Serien als Renndirektor verantwortlich. Da Sven Stoppe nicht die Möglichkeit hatte, Motorsport aktiv zu betreiben, absolvierte er in einem Boliden Trainingsstunden bei Christina Tomczyk. „Auch wenn das keinen Wettkampf ersetzt, wollte ich die Cockpit-Perspektive nachempfinden. Außerdem hatte ich oft Race Consultants wie Bernd Mayländer, Dirk Adorf oder Bernd Schneider – um nur einige zu nennen – an meiner Seite von denen ich über die Sicht der Rennfahrer viel gelernt habe.“
Nach seinem „Amtsantritt“ im ADAC GT Master 2021 hat Sven Stoppe mit einem veränderten Startprocedere, Full Course Yellow oder der Penalty-Lap, Neuerungen eingeführt, die sich auf Anhieb bewährt haben. Sein aktuelles Projekt: Die Durchfahrtsstrafe soll möglichst abgeschafft werden. „Diese Strafe ist über die Saison gesehen in gewisser Weise ungerecht, denn je nach Rennstrecke und Länge der Boxeneinfahrt verlieren die Piloten unterschiedlich viel Zeit. Das wollen wir in Zukunft ändern, indem wir stattdessen Penalty-Laps aussprechen – bei Bedarf auch mehrere. Diese Strafe trifft die Fahrer genauso hart, ist aber für jeden gleich und damit gerechter. Ansonsten sind wir mit dem jetzigen Reglement gut aufgestellt und setzen nach den Änderungen in der vergangenen Saison auf Konstanz.“
Während eines Rennens müssen viele unterschiedliche Situationen eingeschätzt und beurteilt werden. „Manche Sachen sind eindeutig, bei anderen Dingen müssen wir zunächst Infos beziehungsweise andere Perspektiven von Onboard- oder Streckenkameras zusammentragen. In unserem festen permanenten Team beurteilen wir dann das Ganze; für die Entscheidung bin am Ende ich verantwortlich. Falls wir einen Vorfall nicht während des Rennens abschließend sicher beurteilen können, werden die Sportkommissare eingeschaltet, die Daten auswerten, die uns in der Race Control während eines Rennen nicht zur Verfügung stehen“, so Sven Stoppe, der sich am Montag nach einem Tourstopp jeden Lauf noch einmal anschaut.
Sein Verhältnis zu den Fahrern ist ausgezeichnet, auch wenn der Renndirektor manchmal als „Spielverderber“ herhalten muss. „Es liegt in der Natur der Sache, dass die Fahrer nicht glücklich mit einer Strafe sind und sich manchmal ungerecht behandelt fühlen. Ich suche deshalb immer das Gespräch und schildere ihnen meine Sicht der Dinge. Es geht schließlich um ihre Sicherheit und eine faire Durchführung eines Rennens. Das funktioniert sehr gut, denn am Ende des Tages ist es doch ganz einfach: Ohne die Piloten gibt es keinen Motorsport und keinen Renndirektor. Fahrer, Teams, Organisatoren und die Rennleitung sitzen in einem Boot und müssen das Ding gemeinsam schaukeln. Denn wir alle wollen, dass der Motorsport in ähnlicher Form noch viele Jahre weiterlebt.“