Ayhancan Güven zählt zu den großen Talenten im internationalen GT-Sport und ist in seiner Heimat der Türkei schon fast ein Star. In der kommenden Saison geht er gemeinsam mit Christian Engelhart für Joos Sportwagentechnik in der Deutschen GT-Meisterschaft an den Start. In den Porsche-Markenpokalen sammelt der türkische Youngster seit Jahren Erfahrungen im GT-Sport, gewann zwei Mal den Porsche Carrera Cup France und wurde 2021 Vizemeister im deutschen Carrera Cup. Im Interview spricht der 24-Jährige über seine bisherige Karriere, seine neue Mannschaft aus Balingen in Baden-Württemberg und virtuellen Motorsport.
Sie starten 2022 für das Team Joos Sportwagentechnik im ADAC GT Masters. Das ist ein großer Schritt in Ihrer Karriere. Die letzten zwei Jahre war ich Porsche-Junior, diese Ausbildung habe ich nun abgeschlossen und bleibe als Fahrer in der Porsche-Motorsport-Familie. Über Porsche entstand der Kontakt zum Team Joos Sportwagentechnik und so wird meine nächste Herausforderung das ADAC GT Masters sein. Ich bin sehr glücklich über das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird und freue mich auf meine neue Aufgabe. Ich kannte das Team vorher nicht persönlich, aber habe die vergangene Saison im ADAC GT Masters verfolgt.
Mit Christian Engelhart ist ein sehr erfahrener Teamkollege mit auf dem Auto. Ist der Leistungsdruck dadurch h öher oder überwiegt die Vorfreude darüber, viel von ihm zu lernen können? Dass ich Christian als Teamkollegen habe, ist eine großartige Chance für mich. Er hat sehr viel Erfahrung und ist ein schneller Fahrer, der 2020 sogar ADAC GT Masters Champion wurde. Ich sehe es weniger als zusätzlichen Druck, eher als einen sehr großen Vorteil für mich. Ich werde so viel wie möglich von Christian und dem gesamten Team lernen. Daher gehe ich sehr optimistisch in meine erste Saison mit einem GT3-Fahrzeug.
Besteht die Bekanntschaft mit Christian schon länger? Ich habe ihn vergangenes Jahr ein paar Mal im Paddock getroffen, dieses Jahr werden wir definitiv viel Zeit miteinander verbringen. Darauf freue ich mich schon sehr.
Wie groß ist die Herausforderung, ab sofort in einem Porsche 911 GT3 R statt dem Porsche 911 GT3 Cup an den Start zu gehen? Die beiden Fahrzeuge unterschieden sich in einigen Komponenten. Es ist auf jeden Fall eine große Herausforderung, denn das ADAC GT Masters ist eine anspruchsvolle Serie mit schnellen Fahrern und Autos. In einem Porsche 911 GT3 R zu fahren, ist aber auch etwas, worauf ich lange hingearbeitet habe. Deshalb bin ich sehr aufgeregt und kann es kaum erwarten, dass es endlich los geht.
Worin unterscheiden sich die beiden Fahrzeuge? Ich denke der größte Unterschied ist, dass der Porsche 911 GT3 Cup im Vergleich zum Porsche 911 GT3 R kein ABS oder andere Fahrhilfen hat. Zudem hat das GT3-Fahrzeug mehr Aerodynamik. Ich hoffe, dass ich nicht allzu lange brauchen werde, um mich an das neue Auto zu gewöhnen.
Im vergangenen Jahr sind Sie unter anderem im Porsche Carrera Cup Deutschland gefahren, der den Großteil seiner Rennen im Rahmenprogramm des ADAC GT Masters absolviert. Wie fühlt es sich an, zukünftig Teil des „anderen“ Fahrerlagers zu sein? Es ist ein großer Vorzug des Carrera Cup, dass man das ADAC GT Masters auch als Fahrer der Rahmenserie sehr gut kennenlernt. Es ist immer toll, wenn man zum Paddock der Hauptrennserie gehört, das ist ebenfalls etwas, auf das ich mich wirklich sehr freue. Ich kenne die Atmosphäre im Fahrerlager des ADAC GT Masters aus meiner letzten Saison im Carrera Cup und auch einen Großteil der Strecken kenne ich schon. Es gibt aber auch neues Terrain für mich.
Werden Sie für die ADAC GT Masters Rennen aus der Türkei pendeln oder haben Sie auch einen Wohnsitz in Deutschland? Vor Beginn der Saison bin ich bei meiner Familie in der Türkei. Aber sobald die Vorbereitungen beginnen, werde ich wieder in Deutschland in Gronau leben. Das macht die Anreise zu den einzelnen Rennstrecken wesentlich leichter. In der Sommerpause werde ich dann wahrscheinlich wieder Zeit mit meiner Familie in der Türkei verbringen. So habe ich es auch in der Vergangenheit gemacht und das hat sich bewährt.
Sie sind auch im eSports sehr aktiv und starten für eines der erfolgreichsten Sim-Racing Teams. Hilft das auch im realen Motorsport, insbesondere jetzt, wo Sie in eine GT3-Serie aufsteigen? Sim-Racing und realer Motorsport unterscheidet sich auf jeden Fall, aber als Fahrer im virtuellen Motorsport gibt es sehr viele Dinge, die man auf die reale Rennstrecke transferieren kann. Ich fahre für Coanda Simsport mit den besten Sim-Racern der Welt. Von ihnen lerne ich eine Menge und kann das auch immer wieder auf der Rennstrecke anwenden. Im vergangenen Jahr bin ich den Porsche 911 GT3 R schon virtuell gefahren und ich denke, dass mir das in der kommenden Saison helfen wird.
Welche Ziele sind für die erste Saison in der Deutschen GT-Meisterschaft gesetzt? Mein Fokus liegt aktuell darauf, das neue Auto und die neue Meisterschaft kennenzulernen und mich gut einzugewöhnen. Wir hoffen natürlich auf Siege, alles andere werden wir im Laufe der Saison sehen.