Julien Apothéloz (19/CHE) und Luca Trefz (18/Wüstenrot, beide Mann-Filter Team HTP-Winward) konnten in der Saison 2020 der ADAC GT4 Germany überzeugen. Das Mercedes-AMG GT4-Duo erreichte Platz drei in der Fahrermeisterschaft und hatte am Ende lediglich fünf Punkte Rückstand auf die Champions Michael Schrey (37/Wallenhorst) und Gabriele Piana (34/ITA, beide Hofor Racing by Bonk Motorsport) im BMW. "Wir können mit der Saison definitiv zufrieden sein", zieht ADAC Stiftung Sport-Förderpilot Trefz eine positive Bilanz. "Wir waren immer konkurrenzfähig und hatten an jedem Rennwochenende ein Siegauto. Trotzdem ist es natürlich schade, dass es am Ende nicht für den Titel gereicht hat."
Neben ihrem Speed konnten die beiden Youngster vor allem durch ihre Konstanz beeindrucken. Apothéloz/Trefz war das einzige Duo der ADAC GT4 Germany, das in allen zwölf Saisonrennen Meisterschaftspunkte eingefahren hatte. Gleich beim Saisonauftakt auf dem Nürburgring gelang im Sonntagsrennen der erste Sieg. "Das war ein mental wichtiges Rennwochenende. Denn vor der Saison haben wir uns natürlich intensiv Gedanken darüber gemacht, wie wir im Vergleich zur Konkurrenz dastehen würden. Wir konnten durch die Performance am Nürburgring jedoch schnell feststellen, dass wir das Potenzial haben, ganz vorne mitzuspielen", erläutert Trefz.
Nach einer weiteren Podiumsplatzierung in Hockenheim gelang auf dem Sachsenring das beste Wochenende der Saison. Apothéloz/Trefz erreichten mit Platz zwei und einem weiteren Laufsieg die fast perfekte Punkteausbeute. Doch viel wichtiger: Sie übernahmen erstmals die Tabellenführung, die sie erst beim Finalwochenende in der Motorsport Arena Oschersleben wieder hergaben. "Der Sachsenring war sicherlich unser Highlight der Saison. Wir hatten ein richtig gutes Wochenende. Selbst das Samstagsrennen führten wir über weite Strecken an und haben den Sieg erst kurz vor Schluss an einen anderen Mercedes-AMG verloren. Die Ergebnisse vom Sachsenring gaben uns die perfekte Motivation für die zweite Saisonhälfte", blickt Apothéloz zurück.
Nächstes Podium auf dem Lausitzring
Nach einem eher durchschnittlichen Wochenende am Red Bull Ring fand das Duo mit einem zweiten Platz im Samstagsrennen auf dem DEKRA Lausitzring wieder auf die gewohnte Erfolgsspur zurück. Apothéloz/Trefz reisten schließlich mit einem Vorsprung von 15 Punkten zum Finale nach Oschersleben. Doch in der Magdeburger Börde lief es nicht nach Plan. Trefz hatte in Lauf eins eine Kollision mit einem McLaren, die eine Durchfahrtsstrafe nach sich zog. Apothéloz/Trefz kamen lediglich auf Platz 14 ins Ziel und mussten die Tabellenspitze an die Laufsieger und späteren Meister Schrey/Piana abgeben.
Mit Platz vier im Sonntagsrennen wurde die Saison 2020 schließlich beendet. Somit stand final Rang drei in der Meisterschaftstabelle zu Buche. "Wir sind mit dem Jahr dennoch sehr zufrieden und können stolz auf unsere Leistung sein. Im Vorfeld der Saison hatten wir uns Platz drei als Ziel gesetzt. Somit haben wir genau das erreicht, was wir uns vorgenommen hatten. Wir schauen jetzt nach vorne, haken die Saison ab und lassen die vielen schönen Momente, die wir erlebt haben, ins Gedächtnis", so Trefz weiter.
Väter als große Vorbilder
Luca Trefz kam durch seinen Vater, der ebenfalls Rennfahrer war, zum Motorsport. Er startete 2016 im Kart und ist ein echtes ADAC-Eigengewächs. "Ich trat von Beginn an bei ADAC-Veranstaltungen an, wie beispielsweise dem ADAC Kart Masters. 2018 fuhr ich für das HTP-Kart-Team. Somit stand ich gleich schon unter intensiver Beobachtung des so bekannten Rennstalls. Durch diese Verbindung realisierte sich 2019 auch der Schritt in die ADAC GT4 Germany. Da HTP damals aber noch nicht im GT4-Sport aktiv war, startete ich für ein anderes Team, wurde aber weiterhin von HTP betreut. 2020 stieg HTP schließlich selbst in die GT4-Klasse ein. So hat sich der Kreis dann geschlossen", skizziert er seine bisherige Karriere. Trefz, der in seiner Freizeit intensiv SimRacing betreibt, geht aktuell auf ein Sport-Internat und möchte 2021 sein Abitur erlangen.
Für die Saison 2020 wurde er zudem in den Förderkader das ADAC Stiftung Sport aufgenommen. "Die ADAC Stiftung Sport hat mir dieses Jahr unheimlich geholfen. Sie hat mich optimal auf die Saison vorbereitet und war auch in der schwierigen Corona-Zeit immer für mich da. Meine Performance in der ADAC GT4 Germany habe ich zu großen Teilen sicherlich auch der Stiftung Sport zu verdanken. Ich hatte immer Ansprechpartner und musste mich beispielsweise auch in Bezug auf meine Fitness ständig fit halten. Durch das gute Resultat kann ich der Stiftung nun auch etwas zurückgeben. Er ist zudem eine Bewerbung meinerseits, um im nächsten Jahr wieder mit dabei sein zu können."
Auch Apothéloz fand über seinen Vater, der früher Bergrennen in der Schweiz fuhr, den Weg zum Motorsport. "Von ihm habe ich definitiv die Leidenschaft für den Motorsport geerbt. Schon mit vier Jahren war ich das erste Mal als Zuschauer an einer Rennstrecke", verrät Apothéloz, der in seiner Freizeit gerne Skifahren geht, Leichtathletik betreibt und als Kind sogar Turmspringer war. "2010 habe ich mit dem Kartsport angefangen. Dort bin ich bis 2018 auch geblieben. Parallel habe ich 2018 auch an einer Talent-Förderung in der Schweiz teilgenommen, die ich nach diversen Ausscheidungen sogar gewinnen konnte. Das führte mich 2019 in die ADAC TCR Germany, bevor ich 2020 nun den Schritt in den GT-Sport gehen konnte. Da ging für mich ein Traum in Erfüllung, denn die GT-Rennautos haben mich schon von frühester Kindheit an begeistert. Die Sportwagen waren immer meine ganz große Leidenschaft." Der 19-jährige hat seine schulische Laufbahn bereits beendet, jobbt derzeit nebenbei in einem Simulator-Zentrum und möchte im nächsten Jahr sein Studium beginnen.
Pläne für 2021 stehen noch nicht fest
Ob Julien Apothéloz und Luca Trefz 2021 in die ADAC GT4 Germany zurückkehren, ist derzeit noch unklar. "Die Pläne für 2021 sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fixiert", erklärt Trefz. "Am liebsten würde ich weiter beim ADAC-Wochenend-Paket dabei bleiben. Die Publicity der Plattform, unter anderem auch durch das Live-TV bei SPORT1, ist nicht nur für mich optimal, sondern auch für Sponsoren. Ich würde natürlich gerne den Schritt in den GT3-Bereich machen und fühle mich dafür auch bereit. Zudem wäre es schön, wenn ich nächstes Jahr auch wieder das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring bestreiten könnte." Auch bei Apothéloz ist der GT3-Sport das ganz große Ziel. "Seitdem ich in der ADAC TCR Germany gestartet bin, war das ADAC GT Masters das Fernziel. Ob sich das 2021 realisieren lässt, muss sich noch herausstellen", so der Schweizer. "Ich würde mir wünschen, ein etablierter GT-Fahrer zu werden, um so mein Geld zu verdienen. Vielleicht kann ich irgendwann auch einmal eine Saison in Nordamerika bestreiten. Das wäre sicherlich eine interessante persönliche Erfahrung."