Michael Schrey (37/Wallenhorst) und Gabriele Piana (34/ITA, beide Hofor Racing by Bonk Motorsport) haben es geschafft: In einem spannenden Finale beim Sonntagsrennen der ADAC GT4 Germany in der Motorsport Arena Oschersleben holte sich das BMW M4 GT4-Duo mit Platz sechs und knappen zwei Punkten Vorsprung den Titel in der Fahrermeisterschaft und ist somit Nachfolger der Vorjahreschampions Eike Angermayr und Mads Siljehaug. "Dieses Rennen war an Spannung kaum zu überbieten. Trotz schon absolvierter Zeitumstellung war das für mich die längste Stunde des Jahres. Der Titel war wirklich harte Arbeit. Gabriele ist einer der besten GT4-Piloten der Welt und darüber hinaus ein unglaublich sympathischer Typ. Auch Michael Schrey ist ein echt toller Zeitgenosse, mit dem man gerne zu tun hat. Die beiden hatten in der gesamten Saison nicht einen einzigen Fehler. Sie sind das absolute Dream-Team", lobte Teamchef Michael Bonk sein Meister-Duo. "Michael Schrey und ich haben uns über die Saison wirklich sehr gut verstanden", fügte Piana an. "Wir konnten uns super ergänzen. Wenn ich einmal einen schlechten Tag hatte, konnte er mich wieder aufbauen und motivieren. Und wenn es mal bei ihm nicht lief, war ich für ihn da."
Piana und Schrey haben sich über die gesamte Saison immer in der Spitzengruppe der Tabelle aufgehalten. Gleich beim Saisonauftakt auf dem Nürburgring und im ersten Rennen auf dem Hockenheimring gelangen drei zweite Plätze, was ihnen die zwischenzeitliche Meisterschaftsführung einbrachte. In Rennen zwei am Red Bull Ring und im Samstagsrennen auf dem Lausitzring konnten zwei weitere Podiumsplätze erzielt werden, bevor mit dem ersten Saisonsieg am Samstag in Oschersleben die Tabellenführung zurückerobert werden konnte. "Dieses Rennen war natürlich mein persönliches Saisonhighlight. Als Tiefpunkt empfand ich das erste Rennen am Red Bull Ring, als ich in einen Unfall verwickelt wurde. Grundsätzlich fühlte ich mich sehr wohl in der ADAC GT4 Germany. Es ist eine tolle Serie", blickte Piana zurück, der zusammen mit Michael Schrey das erfahrenste Duo im Titelkampf der ADAC GT4 Germany 2020 war.
"Sowohl das Team als auch wir zwei Fahrer haben eine sehr konstante und fehlerfreie Saison hingelegt. Das war letztendlich der Schlüssel zum Erfolg", meinte Schrey. "Neben dem Finale in Oschersleben waren die Sonntagsrennen am Sachsenring und auf dem Red Bull Ring meine Highlights der Saison. Ganz einfach deswegen, weil wir dort Herausragendes geleistet haben. Auf dem Red Bull Ring sind wir von hinten bis auf Platz drei gefahren, womit wir überhaupt nicht gerechnet hatten. Es war tatsächlich sogar ein bisschen unwirklich, als wir auf dem Podest standen."
Michael Schrey kam durch seinen Vater zum Motorsport. Wolfgang Schrey baute seinen eigenen Rennstall auf und trat beispielsweise 1994 mit einem Porsche im damaligen ADAC GT Cup an. "Ich bin sozusagen auf der Rennstrecke groß geworden. Da mein Vater aber selbst Rennen gefahren ist, hatte ich als Jugendlicher zunächst nicht die Möglichkeit, aktiv Motorsport zu betreiben", erläuterte Schrey. "Als ich dann 18 Jahre alt wurde, meinte mein Vater schließlich, dass ich doch mal einen der Rennwagen unseres Teams ausprobieren sollte, und dass er nicht böse wäre, falls es einen Kratzer im Lack gäbe. So ging es für mich los. Die wirklich gute Schule habe ich Mitte der 2000er Jahre erlebt, als ich im Seat-Cup und im Porsche Supercup unterwegs war. Ähnlich wie jetzt in der ADAC GT4 Germany ging es dort Türklinke an Türklinke zur Sache." Mitte der 2010er Jahre entschied sich Schrey, stärker in Richtung des Langstreckensports zu gehen. Die Entscheidung stellte sich als Erfolg heraus, denn 2016 und 2017 wurde Schrey Champion in der VLN-Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring. "Jeder Titel ist für sich schön und miteinander nicht vergleichbar. Nun aber auch auf der ADAC-Plattform im Sprintbereich ganz oben zu stehen, ist für mich etwas ganz Besonderes", strahlte Schrey. Neben dem Motorsport arbeitet der 37-Jährige als Abteilungsleiter bei den Stadtwerken Osnabrück. Schrey ist verheiratet, hat eine zweijährige Tochter und spielt in seiner Freizeit gerne Tennis.
Teamkollege Piana hat ebenfalls bereits einen langen motorsportlichen Lebenslauf vorzuweisen. Mit sieben Jahren saß er das erste Mal im Kart und blieb diesem Sport über zehn Jahre treu. Danach legte er eine zehnjährige motorsportliche Pause ein. 2014 hatte Piana das PS-freie Leben jedoch satt und zog ohne ein Wort Deutsch zu sprechen an den Nürburgring. "Ich wollte immer mit Autos zu tun haben und brauchte einfach eine Änderung", machte der Italiener einen mutigen Schritt. "Mein großer Lebenstraum wurde wahr und 2015 absolvierte ich mein erstes echtes Autorennen auf der Nordschleife." 2016 konnte er bereits einen Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring einfahren. Danach ging es Schlag auf Schlag. 2017 bestritt Piana in Südfrankreich sein erstes GT3-Rennen und seit 2019 gehört er auch zum offiziellen Fahrerkader von Mercedes-AMG. In der ADAC GT4 Germany fährt Piana jedoch einen BMW. Bereits im Vorjahr stand er mit Tabellenplatz zwei kurz vor dem Titel. An diesem Wochenende holte er in Oschersleben den 2019 verpassten Triumph schließlich nach.
"Tatsächlich habe ich noch nie zuvor einen Titel im Automobilsport gewonnen. Somit ist es für mich etwas ganz Besonders, Champion der ADAC GT4 Germany geworden zu sein. Ich weiß, wie hart ich in meiner Karriere bislang gearbeitet habe und kenne meine Stärken. Natürlich werde ich aber auch nach dem Titel derselbe Mensch wie vorher bleiben", stellte Piana klar. Der 34-Jährige wohnt seit einiger Zeit in Lugano/CHE und spricht mittlerweile perfekt Deutsch. Er ist nicht verheiratet und geht in seiner Freizeit gerne Rennrad fahren - ab und zu sogar mit ADAC GT Masters-Pilot Luca Stolz.
Ob Michael Schrey und Gabriele Piana ihren Titel in der ADAC GT4 Germany verteidigen werden, ist derzeit noch unklar. "Die Pläne für 2021 sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fixiert", erklärte Schrey. "Ich denke, dass ich BMW und dem Team Hofor Racing by Bonk Motorsport treu bleibe. Da bin ich mir sogar ziemlich sicher. Natürlich wäre es schön, mit der Nummer 1 auf dem Auto in die ADAC GT4 Germany zurückzukehren. Mein letzter motorsportlicher Wunsch ist aber der Schritt in den GT3-Sport. Hier hat unter anderem ja auch der ADAC eine passende Serie im Angebot. Auf so einem Niveau mich noch einmal zwei bis drei Jahre bewegen zu dürfen, wäre ein großer Traum."
Auch bei Piana ist die Saison 2021 derzeit noch offen. "Ich befinde mich noch in Gesprächen für das kommende Jahr. Natürlich wäre es schön, zweimal hintereinander die ADAC GT4 Germany zu gewinnen", so Piana. "Aber egal in welcher Meisterschaft ich letztendlich fahren werde, mir ist es nur wichtig, für ein Team zu starten, in dem ich mich wohl fühle und mit dem ich wieder um den Titel kämpfen kann. Ob das dann im GT4, im GT3 oder in einer anderen Klasse ist, spielt dabei nicht die entscheidende Rolle. Ich möchte konkurrenzfähig Rennsport bestreiten. Denn das ist einfach mein Leben!"