In einem spannenden Finale in der Motorsport Arena Oschersleben holten sich Stephan Grotstollen (52/Langenhagen) und Georg Braun (49/Pfullingen, beide Team Lillestoff) im BMW M4 GT4 den Titel in der Trophy-Wertung der ADAC GT4 Germany. Dieser wird an Rennfahrer über 35 Jahre vergeben, die vom Weltverband FIA mit der Einstufung Bronze versehen wurden. "Der Triumph in einer so professionellen Serie wie der ADAC GT4 Germany bedeutet mir sehr viel. Es macht mich stolz, dass wir in der Lage waren, gegen teilweise sehr viel jüngere Piloten diese Meisterschaft zu gewinnen", freute sich Grotstollen. "Mir bedeutet der Titel ebenfalls sehr viel, weil es der erste mit unserem eigenen Team ist", fügte auch Braun strahlend an.
Grotstollen/Braun hatten über die Saison nicht nur durch ihren Speed, sondern auch durch Konstanz beeindruckt. Lediglich beim Saisonstart auf dem Nürburgring gab es im Samstagsrennen keine Punkte. "Ein Mitbewerber fuhr mir gegen die Hinterachse, woraufhin wir einen Ausfall hatten. Das war natürlich gleich ein ordentlicher Dämpfer für unsere Titelhoffnungen", blickte Grotstollen zurück. Doch fünf zweite Plätze in den sechs folgenden Rennen brachte das BMW-Duo wieder auf Kurs. Im Sonntagsrennen auf dem Red Bull Ring errangen Grotstollen/Braun dann den ersten Trophy-Saisonsieg 2020.
"Das Rennwochenende auf dem Red Bull Ring war mein Saison-Highlight. Die Streckencharakteristik passt sehr gut zu meinem Fahrstil. Dort zu fahren, hat richtig Spaß gemacht", meinte Braun. Auch am DEKRA Lausitzring und in der Motorsport Arena Oschersleben schafften es die beiden immer auf das Podium, wobei in Lauf eins beim Finale sogar nochmals die oberste Stufe erklommen werden konnte.
"Das Herausragende in dieser Saison war für mich, dass wir uns in dem so starken ADAC GT4 Germany-Feld regelmäßig in den Top Zehn aufhielten", zog Grotstollen eine Bilanz. "Es freut mich zudem riesig, dass wir mit hochkarätigen und im Motorsport schon sehr erfolgreichen Piloten mithalten konnten. Das ist natürlich ein sehr großer sportlicher Erfolg für uns."
Stephan Grotstollen interessierte sich schon als Kind für Autos. Zum Motorsport kam er durch seinen Onkel, der ein eigenes Team in der Formel Ford hatte. "Somit durfte ich schon als kleines Kind mit an die Rennstrecke und habe Rennsport-Legenden wie Stefan Bellof aus nächster Nähe zuschauen dürfen. Damals habe ich mir natürlich gewünscht, auch selbst einmal Rennfahrer zu werden. Doch das war seinerzeit einfach nicht machbar", erzählte Grotstollen. Mit 18 Jahren nahm er dann jedoch das Heft in die Hand und begann Motorradrennen zu fahren.
"Da ich mich zur selben Zeit auch beruflich selbstständig gemacht hatte, hörte ich mit 24 Jahren wieder mit dem Rennsport auf, um mich voll meinem Unternehmen widmen zu können." Nach dieser motorsportlichen Pause begann Grotstollen im Jahre 2015 mit Track-Days im Automobil-Sport. "2015 machte ich dann meine Rennlizenz und stieg 2016 in den Porsche Sports Cup ein. Gleich im ersten Jahr gewann ich den Titel in der GT4-Klasse. 2018 wurde ich dann Porsche Sports Cup Gesamtsieger und gewann auch die GT3-Klasse. Für 2019 suchte ich eine neue Herausforderung und wechselte in die ADAC GT4 Germany", führte Grotstollen, der ein Software-Unternehmen besitzt, weiter an.
Auch Georg Braun startete seine motorsportliche Karriere auf zwei Rädern: Mit sechs Jahren hatte er von seinen Eltern das erste Pocket Bike bekommen. "Als Jugendlicher nahm ich an Motocross-Rennen teil, bevor ich mit Anfang zwanzig in die Formel Ford und die Formel Opel Lotus wechselte", blickte Braun zurück. "Nach einer Pause kehrte ich in den 2000er Jahren zurück auf die Rennstrecke und fuhr im Alfa Romeo und im Seat Markenpokal-Rennen. Über den Porsche Carrera Cup und Supercup ging es zu Langstrecken-Rennen wie den 12h von Abu Dhabi. Letztes Jahr habe ich dann Stephan in der ADAC GT4 Germany kennengelernt. Wir haben uns von Anfang an super verstanden."
Nach einer gemeinsamen Saison 2019 in einem anderen BMW-Team entschieden sich Grotstollen/Braun, 2020 ein eigenes Team für den Einsatz in der ADAC GT4 Germany zu gründen. "Wir wollten schon immer einen eigenen Rennstall besitzen und hatten diesen über den letzten Winter tatsächlich aufgebaut. Schon früh im Jahr führten wir erste Testfahrten in Südeuropa durch, um uns perfekt auf die Saison vorzubereiten", erläuterte Braun, der neben der Rennerei ein traditionsreiches Familien-Unternehmen leitet, das Spielstätten im süddeutschen Raum betreibt.
Auch in der Saison 2021 wollen Stephan Grotstollen und Georg Braun wieder in der ADAC GT4 Germany Gas geben. "Wir möchten auf jeden Fall zurückkommen. Die Titelverteidigung steht dabei natürlich im Fokus", bestätigte Grotstollen. "Insgesamt möchten wir uns auch in der Gesamtwertung noch weiter verbessern." Braun sieht es genauso: "Wir wollen auch 2021 wieder in der ADAC GT4 Germany angreifen."