Finn Zulauf (20/Königstein im Taunus) und Josef Knopp (20/CZE, beide AVIA W&S Motorsport) haben es geschafft. Die Porsche 718 Cayman GT4-Piloten krönten sich in einem spannenden Finale auf dem Hockenheimring zum Champion der ADAC GT4 Germany 2024. Zum zweiten Mal nach 2020 fahren die Titelträger der GT4-Serie des ADAC Porsche. Nach ihren Vorgängern Hugo Sasse/Mike Ortmann sind sie die zweitjüngsten Titelträger in der Geschichte der ADAC GT4 Germany. Aber damit nicht genug: Bereits am Samstag stellten die Nachwuchspiloten vorzeitig den Titel in der Juniorwertung klar. „Beide Piloten haben dieses Jahr eine sensationelle Leistung geboten“, loben die Teamchefs Patrick Wagner und Daniel Schellhaas. „Finn bringt immer alles genau auf den Punkt. Er hat eine mega Entwicklung hingelegt – genauso wie Josef. Sie arbeiten unfassbar gut zusammen, sind menschlich absolut klasse und vor allem richtig lustige Typen.“
Zulauf/Knopp hielten sich über die gesamte Saison in der Spitzengruppe der ADAC GT4 Germany auf. Beim Saisonauftakt in der Motorsport Arena Oschersleben und auf dem Dekra Lausitzring konnten mit Platz zwei im Sonntagsrennen die ersten beiden Podiumsergebnisse erzielt werden. Noch besser lief es im Hochsommer auf dem Norisring, als mit dem Triumph in Lauf zwei erstmals die oberste Stufe des Podests erklommen werden konnte. „Das war unser wichtiges Rennwochenende der Saison und gleichzeitig der Wendepunkt im Titelrennen. Denn ab diesem Zeitpunkt haben wir unsere direkten Konkurrenten Schrey/Piana regelmäßig unter Druck gesetzt und unseren Titelanspruch klargemacht“, schaut Knopp zurück. Nach einem weiteren Top-Drei-Ergebnis auf dem Nürburgring sowie einem Sieg und einem zweiten Platz auf dem Red Bull Ring in Österreich reisten beide als Tabellenzweite zum Saisonfinale auf dem Hockenheimring. Mit voller Punkteausbeute in Lauf eins konnten Zulauf/Knopp im badischen Motodrom erstmals die Tabellenspitze der ADAC GT4 Germany übernehmen. Durch Rang vier im Sonntagsrennen wurde der Titel dann final eingetütet. „Natürlich ist das der größte Triumph unserer Karriere“, erklären beide unisono. „Die ADAC GT4 Germany ist eine richtig starke Rennserie. Hier gewinnen zu können, ist etwas ganz Besonderes.“
Knopp/Zulauf bestachen zudem durch Konstanz. Als einzige Piloten im Feld haben sie in jedem der zwölf Wertungsläufe 2024 Punkte eingefahren – und bei jedem Rennwochenende standen sie mindestens einmal auf dem Podest. „Diese Konstanz war sicherlich der Schlüssel zum Erfolg. Das funktioniert aber nur mit einem super Team im Rücken. Das Auto war immer perfekt vorbereitet. Wir sind zu den Rennen jeweils schon mit einer guten Basis beim Set-up angereist und mussten an der Strecke eigentlich nur noch Detailarbeit leisten. Somit hat AVIA W&S Motorsport einen ganz großen Anteil am Titel“, stellt Zulauf klar.
Finn Zulauf saß mit sieben Jahren erstmals im Kart, das ihm seine Eltern geschenkt hatten. Aus dem Freizeitspaß wurde Sport und schnell hatte er sich in Wettbewerben gemessen – unter anderem mit dem heutigen DTM-Piloten Ben Dörr oder dessen Bruder Phil Dörr. 2020 stieg Zulauf ins Rennauto und fuhr einige Läufe im BMW 318Ti Cup. 2021 wechselte er zu AVIA W&S Motorsport und gab sein Debüt in der ADAC GT4 Germany. 2022 und 2023 sammelte er erste GT3-Erfahrungen im Rahmen des ADAC Racing Weekend. Der ADAC GT4 Germany blieb er über die Jahre aber stets treu.
Auch neben der Rennstrecke ist bei Finn Zulauf viel los. 2023 legte sein Abitur ab. Danach konzentrierte er sich für ein Jahr lang voll auf den Motorsport, arbeitete parallel aber auch in einigen Bereichen bei AVIA W&S Motorsport, beispielsweise als Fahrer-Coach. Seit einigen Tagen stehen neue Bücher im Schrank, da Zulauf in Stuttgart ein Ingenieursstudium im Bereich Fahrzeugtechnik begann. In seiner Freizeit ist er oft im Fitnessstudio und geht regelmäßig joggen. Im Winter fährt er gerne Ski. Mit dem Fußballspielen hat der zugunsten des Motorsports aufgehört. „Finn ist ein wirklich bodenständiger Mensch. Das schätze ich an ihm wirklich sehr. Nur direkt neben im zu stehen, macht keinen Spaß, da wir komplett unterschiedliche Körpergrößen haben“, lacht Knopp. „Im Rennauto konzentriert er sich auf seine Arbeit, lässt sich nie ablenken und ist extrem fokussiert. Er ist einfach ein klasse Rennfahrer.“
Josef (genannt Peppi) Knopp begann mit zehn Jahren mit dem Kartsport und trat über die Jahre sowohl in seiner Heimat als auch auf europäischer Bühne an. Seit 2020 gibt er im ADAC Motorsport Vollgas - zunächst in der ADAC Formel 4 und ab 2022 in der ADAC GT4 Germany. Nach dem KTM X-Bow GT4 und dem Mercedes-AMG GT4 ist der Porsche 718 Cayman GT4 sein drittes GT4-Fahrzeug – und nach dem Titel nun auch sein Erfolgsmodell. Abseits der Rennstrecke ist sein Zeitplan voll. Er arbeitet im Unternehmen seines Vaters in der Baubranche. Dazu studiert er gleichzeitig sowohl Ingenieurswesen als auch Businessmanagement. In der wenig verbliebenen Freizeit betreibt er unterschiedliche Sportarten, wie beispielsweise Boxen. Zudem interessieren ihn schon seit jeher schnelle Autos. „Mich beeindruckt an Peppi, dass er dieses Jahr im Rennauto keinen einzigen großen Fehler gemacht hat – und dies, obwohl es in machen Rennsituationen richtig viel Druck gab“, erläutert Teamkollege Zulauf. „Wir kommen super miteinander aus und sind auf einer Wellenlänge. Auch abseits der Rennstrecke stehen wir in Kontakt und haben Spaß.“
Wie es in der Saison 2025 mit den beiden Champions weitergeht, steht aktuell noch nicht fest. „Es gibt sicherlich die Idee, ins ADAC GT Masters aufzusteigen – insbesondere das Programm ‚Road to DTM‘ finde ich attraktiv. Es ist großartig, dass der ADAC eine solche Förderung für junge Rennfahrer ins Leben gerufen hat. Wie sich alles für 2025 entwickelt, muss aber der Winter zeigen.“ Ähnlich sieht es auch Teamkollege Knopp: „Ich mag die ADAC Motorsport-Plattform wirklich sehr. Die Rennen sind immer hart aber sauber. Ich fühle mich beim ADAC extrem wohl und würde gerne auch 2025 hier antreten. Ich mag den GT4-Sport; aber auch die GT3-Autos. In welcher Serie ich 2025 tatsächlich fahre, kann ich aktuell noch überhaupt nicht abschätzen.“