Finn Zulauf und Josef Knopp sprechen über die Saison 2024 und ihren Titel. Das Porsche-Duo gewann zwei Läufe und setzte sich im letzten Rennen die Krone auf.
Großer Erfolg für Finn Zulauf (20/Königstein im Taunus) und Josef Knopp (20/CZE). Die Piloten von Avia W&S Motorsport krönten sich im Porsche 718 Cayman GT4 zum Champion 2024 in der Fahrer-Wertung der ADAC GT4 Germany. Erstmals seit 2020 saßen die Titelträger wieder in einem Porsche. Die Erfolgspiloten gewannen zwei Rennen und standen an jedem der sechs Rennwochenenden mindestens einmal auf dem Podest. Zulauf erzielte zudem vier Pole-Positions. Im Doppel-Interview lassen Zulauf/Knopp die Saison nochmals Revue passieren und verraten, was in der Winterpause noch so alles auf dem Plan steht.
Mit einem starken Endspurt habt ihr den Titel 2024 in der ADAC GT4 Germany eingefahren. Das Saisonfinale ist nun schon einige Wochen vorbei. Was ist bei euch seitdem passiert?
Josef Knopp: „In der ersten Woche habe ich jeden Tag genossen und auch etwas mit meiner Familie und Freunden gefeiert. Danach kehrte wieder das ganz normale Leben ein – sprich Studium und Arbeit. Ich habe auch wieder mein physisches Trainingspensum erhöht, um für die kommende Saison fit zu sein.“
Finn Zulauf: „Recht viel: Nach Hockenheim habe ich mich hauptsächlich auf mein Studium fokussiert, das ich dieses Jahr in Stuttgart begonnen habe. Zuhause in Hessen wurde mit der Familie dann auch ein wenig der Titel gefeiert. Vor einigen Tagen habe ich das Saisonfinale der GT4 European Series in Jeddah bestritten und habe dort im Anschluss direkt noch ein paar Tage in Dubai verbracht. Aber natürlich habe ich meine Vorbereitung für das kommende Jahr nicht vergessen.“
Gab es besondere oder außergewöhnliche Glückwünsche, mit denen ihr nicht gerechnet hattet?
Knopp: „Tatsächlich habe ich mich sehr über die Reaktion unseres Titelrivalen Gabriele Piana gefreut. Er schrieb einige Posts über Social Media, beglückwünschte uns und meinte, dass wir in der zweiten Saisonhälfte besser gewesen wären. Das war natürlich sehr speziell. Normalerweise geben dir Kontrahenten nach dem Rennen die Hand - und fertig. Doch er gratulierte uns nochmals öffentlich. Damit habe ich nicht gerechnet. Es war eine unbeschreiblich schöne Geste.“
Zulauf: „Ich hatte mit der Familie und Freuden angestoßen – sie waren sehr stolz. Tatsächlich meldeten sich auch einige Bekannte, die ich noch aus der Grundschule kenne, mit denen ich aber eigentlich keinen Kontakt habe. Sie hatten die Saison verfolgt und mir im Anschluss geschrieben. Das hat mich wirklich gefreut. Meine besten Freunde haben mir zudem ein Fitness-Armband geschenkt, was ich als extrem coole Geste empfand.“
Ihr befandet euch über die ganze Saison 2024 im Favoritenkreis für den Titel in der ADAC GT4 Germany. Wann fand eurer Meinung nach der entscheidende Schritt in Richtung Titel statt?
Knopp: „Eigentlich gab es sogar zwei Wendepunkte - zunächst der Norisring, wo wir das Sonntagsrennen gewinnen konnten. Danach hatten wir aber nochmals etwas Pech am Nürburgring und wieder einige Punkte auf die Rivalen eingebüßt. Der zweite Wendepunkt war sicherlich der Red Bull Ring. Wir mussten mit einer Alles-oder-Nichts-Einstellung antreten, da wir mit 38 Zählern Rückstand nach Österreich gereist waren. Somit standen wir gehörig unter Druck. Letztendlich haben wir auf dem Red Bull Ring mehr als 20 Punkte gutgemacht.“
Zulauf: „Ganz klar der Red Bull Ring. Wie Josef schon sagte, sind wir mit 38 Punkten Rückstand angereist. Piana/Schrey waren zuvor extrem stark – und vor dem Red Bull Ring hatten nur die Wenigsten daran gedacht, dass man sie im Titelkampf überhaupt noch schlagen könne. Wir hofften es natürlich. Doch uns war klar, dass es verdammt schwierig werden würde. Wir hatten auf dem Red Bull Ring dann ein starkes Wochenende und zum ersten Mal gesehen, dass auch Piana/Schrey Fehler gemacht haben. Von da an wussten wir, dass wir eine Chance haben würden, sofern wir alles geben.“
Abgesehen vom Titel, was war der schönste oder emotionalste Moment der abgelaufenen Saison?
Knopp: „Das letzte Rennwochenende auf dem Hockenheimring war mental nicht einfach. Wir mussten alles geben, um den Titel noch einfahren zu können. Ich hatte dauernd in den Rückspiegel geschaut, ob nicht irgendein Konkurrent noch etwas Verrücktes mit mir anstellen würde. Es waren aber zwei sehr sichere Rennen von Finn und mir. Alles in allem war Hockenheim somit sehr emotional.“
Zulauf: „Sicherlich meine Quali-Runde beim Finale in Hockenheim. Ich habe mit rund einer halben Sekunde Vorsprung die Pole-Position erzielt. Das war eine der besten Runden meiner bisherigen Karriere. Dazu kam, dass die Qualifikation am Freitagabend stattfand. Somit schickten wir nochmals eine indirekte Messsage an unsere Rivalen, dass wir es im Titelkampf ernst meinen.“
Ihr hattet euch dieses Jahr zum ersten Mal das Auto geteilt und euch über die Saison somit näher kennengelernt. Wie würdet ihr euren Teamkollegen einem Fremden beschreiben?
Knopp: „Finn ist ein absolut netter Typ. Wir haben eine Freundschaft entwickelt und auch viel Spaß. Besonders in der ersten Saisonhälfte brachte er mir einiges bei und war somit eine Art Lehrer, da er den Porsche besser kannte. Er blieb stets ruhig, auch wenn mal nicht alles geklappt hatte. Finn weiß genau, wann man Spaß haben kann und wann es ernst ist. Dafür schätze ich ihn sehr. Ich finde es grandios, dass Finn ebenfalls studiert und somit auch Ziele außerhalb des Motorsports Ziele verfolgt. Es ist eine gute Sache, eine Hintertür zu haben. Denn im Rennsport weiß man ja nie, was passiert.“
Zulauf: „Josef ist ein sehr offener junger Mann, mit dem man viel Spaß haben kann. Darüber hinaus kann man mit ihm aber auch ernst und kontinuierlich über die Saison arbeiten. Er ist sehr zielstrebig, arbeitet immer an sich und nimmt immer Ratschläge an.“
Welche Strecke im Kalender der ADAC GT4 Germany mögt Ihr am liebsten und warum?
Knopp: „Ich mochte den Norisring. Auf einem Stadtkurs hatte ich zuvor noch kein Rennen absolviert. Alles war super neu für mich. Doch genau das machte es aus. Auf dem Norisring kann man bekanntlich nicht testen. Somit ist es gut möglich, sich mit anderen Piloten zu vergleichen, da Themen wie Streckenerfahrung eher eine untergeordnete Rolle spielen.“
Zulauf: „Ich fühle mich auf jeden Fall immer am Nürburgring zuhause. Dort war ich schon etliche Male unterwegs. Der Nürburgring hat eine große Historie und ist weltbekannt. Es ist immer etwas ganz Besonderes, in der Eifel antreten zu können.“
Was steht in der Winterpause bei euch noch so alles an?
Knopp: „Große Pläne habe ich aktuell nicht. Ich werde weiter trainieren und die kommende Saison vorbereiten. Auch die Arbeit und das Studium gehen natürlich weiter. Sicherlich wird es auch Gespräche für die anstehende Rennsaison geben.“
Zulauf: „Ich war über das Jahr sehr viel unterwegs und hatte kaum Zeit, mit meiner Freundin Urlaub zu machen. Das holen wir in den Tagen vor Weihnachten nach und fahren gemeinsam nach Ägypten. Eventuell werde ich im Januar mit meinem Vater Skifahren gehen. Zudem läuft ja auch das Studium weiter, sodass lernen angesagt ist.“
Wie stehen derzeit die Planungen, über das Programm „Road to DTM“ ins ADAC GT Masters aufzusteigen?
Knopp: „Ich mag den ADAC und seine Motorsport-Plattform. Deswegen bin ich schon drei Jahre hier unterwegs. Grundsätzlich kann ich aber aktuell noch gar nichts zu 2025 sagen. Das geht vielen anderen Piloten derzeit bestimmt genauso. Es gilt ja auch Themen wie das Budget oder den potenziellen Teamkollegen zu bedenken. Vielleicht weiß ich im Januar schon mehr. Das Programm „Road to DTM“ ist natürlich klasse und eine interessante Förderung. Dafür bin ich dankbar.“
Zulauf: „Auch ich fühle mich beim ADAC richtig wohl. Das Racing und alles drumherum sind klasse. Es ist der Plan, dass ich auf der Plattform bleibe. Ich befinde mich derzeit in Gesprächen. Nach aktuellem Stand sieht es eher nicht nach einer Titelverteidigung in der ADAC GT4 Germany aus. Denn das Ziel ist der Aufstieg in den GT3-Sport. Die „Road to DTM“ ist auf jeden Fall interessant für mich und auch ein Punkt, der für meine Planungen nächstes Jahr eine Rolle spielt. Tatsächlich haben mich verschiedene ADAC GT Masters-Teams nach dem Saisonfinale darauf angesprochen. Langfristig ist die DTM ein Ziel.“