Wenn man Leon fragt, was er am Motocross-Sport am besten findet, weiß er gar nicht, womit er zunächst anfangen soll. "Einfach alles", sprudelt es aus ihm heraus. "Ich mag die Sprünge, das schnelle Fahren, das Gas geben. Da gibt es nichts, was ich nicht mag. Am liebsten würde ich nur noch Motorrad fahren, da kann ich mich sogar besser konzentrieren als in der Schule", schwärmt der Elfjährige aus Böblingen. Der Schüler nimmt im Juli 2014 an der ADAC MX Academy powered by KTM in Reutlingen teil, nachdem er zuvor dreimal beim ADAC MX Masters in Holzgerlingen zugeschaut und ihn das Thema Motocross nicht mehr losgelassen hatte. Seine Eltern Katja und Alex hatten ihren Jungspund damals mit dem Schnupperkurs zu seinem achten Geburtstag überrascht. "Ich hatte es mir so sehr gewünscht, das war für mich das allerschönste Geschenk. Mein Vater hat mich am Tag des Academy-Kurses früh morgens mit den Worten geweckt ‚Los, anziehen, das Schnuppertraining geht gleich los'. In dem Moment war ich sofort hellwach und habe mich, glaube ich, noch nie so schnell fertiggemacht", lacht Leon.
Und tatsächlich bedeutete dieser besondere Tag im Leben von dem jungen Baden-Württemberger eine Art Meilenstein, wollte er fortan kein anderes Hobby mehr als Motocross ausüben. "Das war wirklich unglaublich, welchen Eindruck die Academy bei Leon hinterlassen hat. Wir haben vorher beinahe jeden Sport ausprobiert - von Tennis über Tischtennis bis hin zum Leichtathletik. Selbst für Fußball konnte er sich nicht begeistern und hat lieber Gänseblümchen am Spielfeldrand gepflückt anstatt sich auf den Ball zu konzentrieren. Doch mit Motocross ist nun alles anders. Nach dem Schnuppertraining wollte sich unser Sohn gleich im Verein anmelden, seither ist er Feuer und Flamme", meint Papa Alex.
Im Oktober 2014 bekommt Leon schließlich sein erstes Bike - eine 65ccm-Vorjahres-KTM aus der Academy. Von seinem Taschengeld kauft er sich einen Helm und Handschuhe, das Motorrad sowie alles Weitere finanziert die Familie. In dem Moment beginnt für den damals Achtjährigen ein anderes Leben, verbringt er fortan den Großteil seiner Freizeit auf seinem neuen Motorrad. "Ich habe erstmal ein ganzes Jahr lang nur trainiert, da ich mich nicht unvorbereitet zu Rennveranstaltungen anmelden wollte. 2016 war es dann aber soweit. Da stand ich in Schnaitheim im Rahmen vom Baden-Württemberg Cup das erste Mal am Startgatter und habe gleich den elften Platz gemacht. Das war ein richtig cooles Erlebnis", erinnert sich der junge Böblinger, der fortan bei jedem Event von seinen Eltern und seiner Schwester Noelia (8) angefeuert wird. "Es scheint, als hätte mein Junge tatsächlich Benzin im Blut, denn Motocross ist wirklich die einzige Sportart, auf die er sich zu hundert Prozent einlassen kann", ergänzt Vater Alex, der früher mal eine Ausbildung zum Mechaniker gemacht hat und nun als Schrauber an der Maschine seines Sohnes fungiert.
Seitdem Leon Rennen fährt, trainiert er mindestens zweimal die Woche bei seinem Heimatverein 1. RMC Reutlingen e.V., zudem nimmt er im Frühjahr 2017 an einigen Lehrgängen in ganz Europa teil, um stetig besser zu werden und sich individuell vorzubereiten. "Von Februar bis Mai waren mein Papa und ich eigentlich jedes Wochenende unterwegs. In diesem Jahr hatte ich mir das Ziel gesetzt, beim BW Cup mindestens in die Top Fünf fahren", berichtet Leon. Leider riss sich der Jugendliche zwei Tage vor Saisonbeginn bei einem Training in Reutlingen das Kreuzband, sodass er das gesamte Jahr kein Motorrad mehr fahren darf. "Das war und ist noch immer für mich die Höchststrafe. So etwas Ärgerliches, zumal ich wirklich fast im Stand einfach umgefallen bin, weil in dem Moment meine Vorderradbremse blockiert hat", erzählt der Elfjährige. Dafür ist die Hoffnung auf die Saison 2018 nun groß. Das MX-Talent wurde vor drei Monaten operiert und plant, gleich wieder voll durchzustarten, sobald sein Knie vollständig verheilt ist.
Stillstehen tut Leons Motorrad aber dennoch nicht, hat seine Schwester Noelia ebenfalls eine Leidenschaft für seinen Lieblingssport entwickelt. "Eigentlich spielt sie ja Hockey, allerdings wollte sie nach mir ebenfalls an der ADAC MX Academy teilgenommen und leiht sich mein Bike nun hin und wieder mal aus. Streit gibt es deswegen aber nicht, da Noelia Hockey noch immer besser findet und nur manchmal fahren möchte. Das ist schon in Ordnung", freut sich der Schüler.
Der 1. RMC Reutlingen war 2013 der Pilotstützpunkt der ADAC MX Academy powered by KTM und hat damals den allerersten Schnupperkurs bei sich veranstaltet. Seither gehört der baden-württembergische Verein zu den regelmäßigen Ausrichtern der Academy und setzt sich intensiv für die Nachwuchsförderung ein. Der seit 1887 existierende Verein zählt rund 1.000 aktive Mitglieder, davon 150 Jugendliche zwischen vier und 18 Jahren, von denen circa 40 regelmäßig an Wettbewerben teilnehmen. Jeden Dienstag findet auf der Kinderstrecke des Clubs ein Training für die jungen MX-Stars von morgen statt, das von der lizensierten Trainermannschaft der Academy betreut wird. Zusätzlich hat der Nachwuchs die Möglichkeit, mittwochs und samstags zum freien Training vorbeizukommen. Teenager ab zwölf Jahren dürfen mit Motorrädern ab 85ccm an den besagten Trainingstagen auch mit auf die reguläre Strecke des Vereins.