ADAC MX Masters·26.7.2011

"Ich lebe im Hier und Jetzt"

Wer hat Dich inspiriert, wer hat Dich zum Motocross gebracht?

Cedric Soubeyras: Als ich zwei Jahre alt war, hat mir mein Vater ein Elekrobike mit Stützrädern geschenkt. Nach wenigen Monaten aber war mir das zu langweilig und ich habe mein erstes echtes Motocross-Motorrad mit 50ccm bekommen. Eine Honda war das damals. Mit neun Jahren bin ich dann das erste Rennen gefahren, aber das war keine schöne Erfahrung. Für mich war das der pure Stress und ich habe sogar geweint. Mein Vater hat mich deshalb danach gefragt, ob ich wirklich Motocross fahren will und ich habe mich dafür entschieden. Darüber bin ich heute froh.

Was empfiehlst Du jungen Motocrossern?

Cedric Soubeyras: Mein Vater hat mich nie zum Fahren gezwungen. Die Motivation muss von einem selbst kommen. Man darf den Sport nie zu ernst nehmen und muss immer Spaß daran haben. Und selbst später, wenn man erfolgreich ist, darf die Freude an dem Sport nicht zu kurz kommen. Die jungen Fahrer sollen sich den Spaß an dieser tollen Sportart erhalten.

Warum sollten junge Sportler Motocross fahren?

Cedric Soubeyras: Das ist eine schwierige Frage. Mein Sohn jedenfalls - das wünsche ich mir - soll nicht Motocross fahren. Denn wenn man erfahren hat, wie viel Verzicht und wie viel Anstrengung dahinter steckt, fällt es einem schwer, den Sport weiterzuempfehlen. Aber versteht mich nicht falsch, ich liebe diesen Sport. Trotzdem ist mein Appell an alle Nachwuchs-Fahrer, dass sie ihrem Gefühl vertrauen und nur fahren, wenn sie das auch wirklich aus tiefstem Herzen wollen.

Warum hast Du Dich trotzdem für Motocross entschieden? Warum nicht Fußball, Schach oder Musik?

Cedric Soubeyras: Als kleiner Junge wollte ich immer Fußball spielen, aber mein Vater hat immer gesagt, dass das ein Sport für Weicheier ist (grinst). Ich habe auch so viele andere Sportarten probiert, darunter sogar Bodenturnen. Den meisten Spaß aber hat mir Motocross gemacht. Ich habe auch als Kind nie irgendwelche Trickfilme geschaut, sondern schon immer Motocross-Rennen bevorzugt.

Was ist Dein größter Traum?

Cedric Soubeyras: Ich möchte gesund bleiben und eine Familie gründen. Mein großer Traum ist ein ganz normales Leben. Selbstverständlich wäre es auch schön, wenn ich mir den Weltmeistertitel holen würde, aber mir ist das Leben eines ganz normalen Menschen mehr wert.

Hat sich Motocross seit dem Beginn Deiner Karriere verändert und was sollte sich im Motocross ändern?

Cedric Soubeyras: Natürlich hat sich viel verändert. Heute spielt in diesem Sport Geld eine ganz große Rolle, das war früher nicht so. Da ist man mit seinem kleinen Transporter auf einen Rennen gefahren, hat sein Zelt aufgestellt, das war´s. Heute dominieren die großen Trucks das Fahrerlager und der Sport kostet richtig Geld. Wenn man es dann geschafft hat und so richtig erfolgreich ist, bleibt der Geldsegen allerdings aus. Ich würde mir wünschen, dass man wieder zu den alten Tugenden zurückkehrt und alles wieder ein wenig vereinfacht. Denn der Sport ist auch härter und rücksichtsloser geworden dadurch. Ich würde mir auch die 2-Takter zurück wünschen. Das würde wieder mehr Spaß machen. Und wie ich vorhin schon sagte, alle Beteiligten sollten wieder mehr Spaß an dem Sport haben und die Dinge leichter nehmen.

Was sind Deine Ziele in der nahen Zukunft?

Cedric Soubeyras: Dieses Jahr möchte ich mir natürlich den Titel in der ADAC MX Masters-Klasse holen. Nächstes Jahr würde ich dann gerne in den USA Supercross fahren. Grundsätzlich aber hoffe ich, dass ich mir die Freude am Sport behalte und gute Leistungen bringe. So lange ich Spaß an diesem Sport habe, ist alles andere zweitrangig.

Ist Motocross-Profi ein Traumberuf?

Cedric Soubeyras: Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Aber es ist nicht einfach, sich in diesem Sport als Profi zu behaupten und an der Spitze mitzufahren. Ich denke oft an meine Kindheit zurück, als alles noch so leicht und spielerisch war. Als Kind habe ich auch immer davon geträumt, dass ich Paris Bercy gewinne. Was man dafür aber investieren muss, war mir damals nicht klar.

Wie zufrieden bist Du mit der aktuellen ADAC MX Masters Saison?

Cedric Soubeyras: Noch bin ich natürlich sehr zufrieden mit der Saison, als Meisterschaftsführender muss ich das auch sein. Wenn ich die Saison dann auch noch mit dem Meistertitel abschließe, dann war es eine perfekte Saison.

Was tust Du, um Dich fit zu halten?

Cedric Soubeyras: (lacht) Ich mache einfach das, was mein Trainer mir sagt. Ricou trainiert mit mir und er bringt mich auch ganz oft zum Lachen. Das ist dann mein mentales Training und daher ist Ricou auch mein Freund und nicht nur mein Trainer. Grundsätzlich aber trainiere ich täglich. Ich versuche aber auch alles auszubalancieren. Man muss eine gute Mischung aus Fitness-Training, Motocross-Training und Freizeit hinbekommen.

Abgesehen vom Motocross, was sind Deine Hobbies bzw. was interessiert Dich am meisten?

Cedric Soubeyras: Ich habe ein ganz verrücktes Hobby. Ich liebe es, mit meinem Fahrrad über eine Rampe ins Wasser zu springen. Ich habe vor der Haustüre eine entsprechende Rampe und liebe diese Abwechslung. Daneben mag ich meine Playstation und natürlich Mädels.

Was kannst Du richtig gut - abgesehen vom Motorradfahren?

Cedric Soubeyras: Wie vorhin schon erwähnt, bin ich richtig gut im Freestyle-Fahrradfahren. Ich bin auf jedem Untergrund ein Meister und besonders gut bei den Jumps ins Wasser.

Wo siehst Du Dich in zehn Jahren?

Cedric Soubeyras: Vermutlich noch immer auf einem Motocross-Motorrad. Ich denke aber nicht zu viel an die Zukunft. Ich lebe im Hier und Jetzt.

Etwas, das noch niemand von Dir weiß, versteckte Talente?

Cedric Soubeyras: Ich schreibe Songtexte. Ein Freund von mir komponiert die Lieder und ich liefere die Texte dazu. Aber ich bin darin noch ein blutiger Anfänger.

Was fällt Dir spontan zu folgenden Begriffen ein?

- Leidenschaft: Motocross

- Teamwork: Alex, mein Mechaniker

- Erfahrung: Stefan Everts

- Jugend: Ken Roczen

- Fans: Paris Bercy - dort sind meine Fans

- Ziele: das kann ich heute schwer sagen

- Heimat: Berre-l'Ètang

Profil

Name: Cedric Soubeyras

Spitzname: Soub

Geburtsdatum/ -ort/: 15. März 1989 in Avignon

Wohnort: Berre-l'Étang

Lieblingsstrecke: Holzgerlingen

Motocross seit: 1998

Größter Erfolg: Podium in Paris Bercy als erster französischer Pilot 2010

Interview: Marion Englert; Fotos: Steve Bauerschmidt