Wer hat Dich inspiriert?
Marcus Schiffer: Hmm, das ist eine schwierige Frage. Auf jeden Fall hat mein Vater großen Einfluss auf meine Karriere gehabt. Er hat mir mein erstes Motorrad gekauft. Zu seinem Geburtstag habe ich als Dreijähriger ein Motorrad bekommen - eine PW 50. Richtig damit gefahren bin ich das erste Mal als Vierjähriger.
Was empfiehlst Du jungen Motocrossern?
Marcus Schiffer: Disziplin ist ein Muss. Ohne Training kommt man auf keinen Fall nach vorne. Und ich rate jedem, niemals aufzugeben.
Warum sollten junge Sportler Motocross fahren? Warum nicht Fußball, Golf oder Tennis spielen?
Marcus Schiffer: Beim Fussball sind für einen Erfolg beispielsweise noch zehn andere Menschen nötig. Beim Motocross ist man ganz allein für sich verantwortlich - auch für Erfolg oder Niederlagen. Ich kann als Motocrosser nicht meinen Teammitgliedern die Schuld für einen Misserfolg geben. Man ist Einzelkämpfer und von niemanden abhängig, außer natürlich von seinem Mechaniker. Aber wenn man 100 Prozent gibt, bekommt man auch 100 Prozent zurück.
Was ist Dein größter Traum?
Marcus Schiffer: Mit meiner Freundin in die USA zu gehen und dort Motorrad zu fahren. Für mich steht dabei natürlich Motocross ganz oben auf der Liste. Es ist doch der Kindheitstraum eines jeden Motocrossers, einmal in Amerika zu fahren.
Hat sich Motocross seit dem Beginn Deiner Karriere verändert?
Marcus Schiffer: Klar hat sich der Sport verändert. Früher konnten die Fahrer auf den Rennen zur WM noch Geld verdienen. Heute müssen die Teams und Sponsoren dafür gerade stehen und für die ist es auch nicht leicht. Motocross muss man sich heute leisten können. Ohne meine Sponsoren Becker + Mandt und Suzuki International Europe könnte ich diesen Sport nicht ausüben. Ich bin froh, dass sie mir die Chance geben, in der MX1-WM und beim ADAC MX Masters zu starten. Das ist übrigens die einzige Serie, in der man als Fahrer noch Start- und Preisgeld bekommt.
Was sollte sich im Motocross verändern?
Marcus Schiffer: Der Sport bräuchte noch mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Damit meine ich, dass die Öffentlichkeit erkennt, was wir Motocrosser im Vergleich zu vielen anderen Sportlern leisten. Wir leisten sportlich gesehen viel mehr, als andere Sportler. Aber das wird leider in der Öffentlichkeit übersehen. Keiner sieht das enorme Training, das hinter einer erfolgreichen Karriere im Motocross steht. Wir sitzen nicht nur auf dem Motorrad und fahren durch die Gegend. Unser Training ist fast so hart wie das für einen Triathlon. Wir müssen es alle zusammen schaffen, unseren Sport medienfähiger zu mache. Uns fehlt es an Präsenz im Fernsehen und MX-übergreifenden Magazinen. Motocross ist so ein spannender und actionreicher Sport und hat es nicht verdient von der breiten Masse nicht wahrgenommen zu werden.
Was sind Deine Ziele?
Marcus Schiffer: In der Motocross-WM möchte ich konstant in die Punkte fahren und bei den ADAC MX Masters möchte ich auf alle Fälle aufs Podium kommen.
Ist Motocross-Profi ein Traumberuf?
Marcus Schiffer: Ja, eindeutig. Ich habe damit mein Hobby zum Beruf gemacht. Auch wenn ich damit nicht reich werde, kann ich mir keinen schöneren Beruf vorstellen.
Wie sehr freust Du Dich auf die neue ADAC MX Masters Saison?
Marcus Schiffer: Für mich hat das ADAC MX Masters die absolute Priorität. Ich freue mich auf die neue Saison mit meinem neuen Team Suzuki International Europe Motocross.
Was tust Du, um Dich fit zu halten?
Marcus Schiffer: Meist habe mehrere Trainingseinheiten am Tag: Schwimmen, Laufen, Radfahren und weitere Übungen direkt mit meinem Trainer. Im Winter trainiere ich mindestens drei Mal die Woche, während der Rennsaison sind die Wettbewerbe meine Trainingseinheiten. Dazu kommt ein Mal in der Woche Training mit dem Motorrad.
Abgesehen vom Motocross, was sind Deine Hobbys bzw. was interessiert Dich am meisten?
Marcus Schiffer: Wenn ich nicht Cross fahre, dann treffe ich mich mit meinen Freunden und meiner Familie. Ich gehe gerne ins Kino oder abends zum Essen. Viel freie Zeit bleibt während der Saison sowieso nicht.
Was kannst Du richtig gut - abgesehen vom Motorrad fahren?
Marcus Schiffer: Selbstverständlich kann ich nicht nur Motocross fahren. In meiner Freizeit spielen verschiedene Sportarten eine Rolle, ich liebe es aktiv zu sein und bin immer offen für neue Erfahrungen. Glücklicherweise habe ich das Talent in vielen Sportarten "gut" zu sein deshalb macht es doppelt Spaß neue Dinge auszuprobieren.
Wo siehst Du Dich in zehn Jahren?
Marcus Schiffer: Soweit bin ich gedanklich noch gar nicht. Ich konzentriere mich auf die Gegenwart. Aber wie vorhin schon gesagt, vielleicht sitze ich in zehn Jahren irgendwo in Kalifornien - oder bekomme bei einem meiner Sponsoren die Chance, mich beruflich zu verwirklichen.
Etwas, das noch niemand von Dir weiß?
Marcus Schiffer: Ich habe keine Geheimnisse oder Dinge, die die Öffentlichkeit nicht wissen dürfte.
Was fällt Dir spontan zu folgenden Begriffen ein?
Leidenschaft: "Motocross"
Teamwork: "Mechaniker und Fahrer"
Erfahrung: "Eine gewisse Erfahrung braucht man, sie ist aber nicht ausschlaggebend."
Jugend: "Carl Ostermann. Das ist ein sechsjähriger Nachwuchscrosser, der richtig was drauf hat. Von dem werden wir noch hören."
Fans: "Sie sind sehr wichtig und es werden immer mehr. Es ist ein schönes Gefühl, wenn viele Fans am Streckenrand stehen."
Ziele: "Ohne Ziele geht gar nichts. Man muss wissen, wofür man arbeitet."
Heimat: "Die ist in Frechen, bei meinen Eltern, meiner Freundin Heidi und meinen Freunden."
Profil
Name: Marcus Schiffer
Spitzname: Skip
Geburtsdatum/ -ort: 28.7.1987/ Köln
Wohnort: Frechen
Lieblingsstrecke: Grevenbroich
Motocross seit: 1991
Größte Erfolge: 2007: ADAC MX Masters-Titel und 9. Platz in der MX2-WM, 2010: 3. Platz MXoN
Interview: Marion Englert; Fotos: Steve Bauerschmidt