Christian Brockel, Max Kleylein, Tim Rene Neumann, Roland Rehfeld, Tillman Pusch... die Liste der Athleten, die Bemd Eckenbach regelmäßig betreut, ist noch länger. Mit ihnen aber fährt der ehemalige Motocross-Profi aus Holzgerlingen keine Offroad-Rennen, sondern betreibt intensiv Personal Coaching. Dabei dreht sich alles um Trainingspläne, Leistungsverbesserung, Ernährung, Mentaltraining sowie die erfolgreiche Umsetzung aller Bereiche. Bernd Eckenbach weiß, wovon er spricht Sechsmal holte der ehemalige Motocross-Profi einen Deutschen Meistertitel, wurde ebenso oft Deutscher Vizemeister und vier Mal schloss er die Weltmeisterschaft in den Top-10 ab. Doch nicht nur im Motocross-Sport war der heute 41-Jährige sehr erfolgreich, auch im Supercross war er einer der besten deutschen Fahrer im internationalen Feld.
Das ADAC MX Masters-Magazin hat den Holzgerlinger am Rande einer Rennveranstaltung getroffen. Bernd Eckenbach wirkt völlig entspannt, sieht topfit aus und ist sich bei dem, was er sagt, zu 100% sicher. Denn er hat alles selber erlebt von Höhepunkten auf dem Podium, aber genauso auch die Niederlagen, Stürze und Schmerzen. "Ich wollte Weltmeister werden, das war mein Ziel! Leider hat es nur zu Platz vier gereicht. Ich war nicht schnell genug. Mir hat einfach die Geschwindigkeit gefehlt." Hinzu kamen in seiner erfolgreichsten Saison einige technisch bedingte Ausfälle, sowie zwei gebrochene Rippen beim Grand Prix in Schweden. Im Jahr 2003, seinem letzten Jahr als Rennfahrer, gab es zum Abschluss noch einen dritten Platz beim GP in Gaildorf und den Titel zum Internationalen Deutschen Meister "Wenn es nicht geht, dann muss man das auch akzeptieren." Nach 20 Jahren beendete Bernd Eckenbach seine aktive Karriere mit einem Sieg. "Danach bin ich im Grunde nur noch 'just for fun' gefahren." Sein Hauptproblem war die fehlende Motivation, sich mit voller Energie auf etwas vorzubereiten, bei dem das Ziel nicht erreichbar war.
"Ich habe einiges erlebt, viel fürs Leben gelernt und konnte von meinem Beruf als Rennfahrer auch leben." Der deutsche Meister wird zum Testfahrer. Zuerst für KTM in Österreich. "Es war eine tolle Zeit. Plötzlich konnte ich ohne Rennstress, ohne Druck fahren, hatte immer das neueste Material und konnte meine 20-jährige Erfahrung in die Entwicklung neuer Modelle einfließen lassen." Außerdem war die Entwicklungsabteilung bei KTM in Mattighofen eine klasse Truppe. Trotz zielgerichteter Arbeit und langer Testtage kam der Spaß so nicht zu kurz." 2006 war Bernd Eckenbach Mitbegründer des "DMSB KTM Kosak MX Junior Team", dann kam ein Angebot der BMW AG. Bernd Eckenbach soll bei der Markteinführung der G450X behilflich sein. Er wechselt zu den Münchnern und ist für die Markteinführung der S1000RR mitverantwortlich. "Das waren vier schöne und lehrreiche Jahre, doch es musste weitergehen. Sport ist mein Leben und mein Herz hängt natürlich am Motocross. Ich habe viel erlebt und gebe jetzt einiges davon weiter."
Das Ziel vor Augen
Wo ihn früher PS und zwei Räder vorwärts gebracht haben, sind es nun seine eigenen Arme und Beine. Bernd Eckenbach startet mit der Vorbereitung zu seinem ersten Marathon. "Ausdauersport war schon früher die Grundlage für Motocross." Das faszinierte ihn schon immer. Dann absolvierte er seinen ersten Marathonlauf in Berlin mit einer Zeit von 3 Std. 13 Minuten. Sein persönliches Ziel war es, die 3-Stunden-Marke zu knacken. Somit musste ein weiterer Marathon folgen.
Sein guter Freund Matthias Filser - ehemaliger Triathlet und jetzt 2XU Importeur - war es, der ihn dazu anspornte Höchstleistung abzurufen. "Matze sagte, wenn du den Hamburg Marathon unter drei Stunden läufst, dann bekommst du von mir einen Startplatz beim Triathlon in Roth." Bernd nahm die Herausforderung an. Auf die Frage, ob er diese Zeit unterboten hat, antwortete er mit einem bejahenden Nicken. "Klar, 2:53 Std.. Jetzt musste ich nur noch innerhalb von vier Monaten schwimmen lernen. Ging auch!" Sein Ergebnis bei der "Challenge Roth" über die Ironmandistanz mit 3,8 km Schwimmen, 180 km Rad und 42,2 km Laufen war 10:13 Std.. "Ich war wirklich happy, zumal ich nicht wusste was auf mich zukommt, wenn mein Körper mehr als zehn Stunden in einem Pulsbereich zwischen 150 und 170 Schlägen pro Minute ist!"
2010 wechselt Bernd Eckenbach von BMW Motorrad zur Touratech AG. Parallel baut er selber eine BMW G450X zum Motocross-Motorrad um. "Das hat perfekt funktioniert, aber irgendwie habe ich gespürt, dass ich noch nicht da angekommen bin, wo ich hin möchte." Es kommen Anfragen für Trainings, auch aus dem Auto-Rennsport. So wollte sich beispielsweise auch Roland Rehfeld vom ROWE-AMG Team von Bernd Eckenbach für den VLN Cup sowie das 24h-Rennen am Nürburgring fit machen lassen. Und so drehte sich das Rad von Bernd Eckenbach immer schneller, immer mehr Leute kennenlernen, immer mehr Anfragen im Bereich des Personal Coaching.
"Ich bin einer von ihnen!"
ETS-Eckenbach Total Sports startete im Februar 2012 durch. "Klar ist Motocross ein wesentlicher Bestandteil, aber das Grundprinzip ist eigentlich immer dasselbe. Egal ob Ausdauersport oder Motorsport im Zwei- oder Vierradbereich! Es muss ein Ziel definiert werden und dann muss man darauf hinarbeiten!" Bernds Philosophie ist es aus eigener Erfahrung zu wissen, zu fühlen und zu denken, was seine Sportler für den Erfolg benötigen. Motivation sowie die mentale Vorbereitung sind wichtige Bestandteile. "Wenn wir zum Beispiel gemeinsam Radfahren oder Laufen, erzählen mir die Athleten viele persönliche Dinge. Sie merken, ich bin einer von ihnen und stehe nicht nur mit der Stoppuhr da, sondern bin Trainer und Vertrauensperson in einem!"
Das Programm von Bernd Eckenbach startet mit einem Leistungstest, Im Anschluss daran werden mit den Athleten gemeinsam Tagesabläufe und Trainingstage besprochen. Nach drei Monaten folgt eine erste Statuserfassung. Nach diesem Ergebnis werden die nächsten Trainingseinheiten festgelegt, inklusive der richtigen Ernährung. Auch die spezielle Vorbereitung für ein Rennwochenende beziehungsweise einen Wettkampftag steht auf dem Plan. "Das Wichtigste am Training ist, den Spaß und die Motivation beizubehalten, auch wenn es ab und zu weh tut. Darauf lege ich sehr großen Wert. Das kann man nur mit viel Disziplin und einem glaubwürdigen Trainer erreichen." Bernd Eckenbach bezeichnet sich mit seiner Firma als angekommen und sieht Erfolge. "Sind die Sportler und Athleten dann auch noch erfolgreich, freut es mich ganz besonders meinen Beitrag geleistet zu haben. Es ist eine tolle Aufgabe!" Aber Bernd Eckenbach weiß aus eigener Erfahrung, dass der Weg zum Spitzensportler nicht leicht ist. "Ein Athlet muss dranbleiben, Biss haben und darf nicht aufgeben."
Mittlerweile ist Bernd Eckenbach full time für seine Firma ETS - Eckenbach Total Sports im Einsatz. In seiner Heimat Holzgerlingen und im Umland sieht man Bernd Eckenbach des Öfteren Laufen oder mit dem Rad trainieren. Seine Familie ist die perfekte Ergänzung. Mit seiner Frau Claudia, ebenfalls Marathonläuferin und Triathletin, sowie den zehnjährigen Zwillingen Mick und Ron wohnt er in Holzgerlingen. Die Kleinen haben natürlich Fahrräder, sind im Schwimm- und Leichtathletikverein, kicken auf dem Bolzplatz und haben Tennis sowie Klettern ausprobiert. Einzig Motocross stand noch nicht auf dem Plan. "Sie sollen selbst herausfinden was ihnen am meisten Spaß macht. Wenn sie sich für einen Sport entschieden haben, sollten sie dran bleiben." Die 100-prozentige Unterstützung ihres Papas ist ihnen sicher!
Text: Bettina Eichhammer, Marion Englert / Fotos: Bernd Eckenbach