ADAC MX Masters·14.7.2012

Gänsehaut-Garantie für die Zuschauer: Hartmut Kunkel versucht, Motocross-Leidenschaft in Worte zu packen

Der 60-Jährige ist jahrelang selbst Motocross gefahren und hat seine ersten Sprecherversuche bei seinem eigenen Verein MSC Parmen, den er mitgegründet hat, gemacht. Für die meisten Zuschauer sind er und seine Kollegen wie beispielsweise auch Sprecher-Legende Tommy Deitenbach beim ADAC MX Masters nur die Stimme aus dem Off. Das ADAC MX Masters Mag hat stellvertretend bei Hartmut Kunkel nachgefragt, was es ausmacht, eine Veranstaltung zu moderieren.

Sie sind seit Jahrzehnten Streckensprecher. Was fasziniert Sie am meisten an dieser Sportart?

Ich lebe diesen Sport seit knapp 40 Jahren. Ich kann nachvollziehen, was die Piloten da draußen fühlen und was sie durchmachen. Schon als kleiner Junge habe ich erkannt, wie faszinierend dieser Sport ist. Ich habe sogar Paul Friedrichs noch fahren sehen und mit 15 Jahren schon mein eigenes Team gehabt. Motocross ist ein anspruchsvoller Sport mit sehr viel Adrenalin.

Was ist an so einem Rennwochenende die schwierigste Aufgabe, die größte Herausforderung?

Meine Philosophie ist es, dem Zuschauer das richtige Feeling für den Sport zu vermitteln und ihn entsprechend zu informieren. Ich will dem Zuschauer das vermitteln, was ich selbst fühle und sehe. Ich will alle Leute daran teilhaben lassen, was hinter diesem Sport steckt. Der größte Erfolg ist, wenn Zuschauer, die das erste Mal an der Strecke stehen, Gänsehaut haben und das Gefühl haben, dass sie beim nächsten Rennen unbedingt wieder mit dabei sein müssen. Die Zuschauer müssen mit leuchtenden Augen dastehen und begeistert sein.

Wie kann man als Streckensprecher zu einem erfolgreichen ADAC MX Masters-Wochenende beitragen?

Ich kann dafür sorgen, dass die Zuschauer sich für den Sport begeistern. Jedermann ein Gefühl dafür zu vermitteln, dass es auf dieser Welt auch noch etwas anderes gibt als Fußball. Darüber hinaus ist es für mich schön, wenn ich von den Piloten Feedback bekomme, dass ich genau das ausgesprochen habe, was sie da draußen auf der Strecke fühlen und was ihnen wichtig ist.

Als Streckensprecher kennen Sie die meisten Piloten seit Jahren. Wie sehen Sie die Chancen der deutschen Motocrosser, jetzt und in der Zukunft?

Ich bin der Meinung, dass wir viele Talente haben in Deutschland. Für eine erfolgreiche Karriere reicht das aber alleine nicht. Die Grundlagen müssen stimmen und das beginnt schon mit der Finanzierung einer Rennsaison. Darüber hinaus muss die Psyche eines Piloten stimmen. Die müssen wissen, dass man für diesen Sport hart arbeiten muss. Es gehört mehr dazu, als nur ein schickes Motorrad zu fahren. Mir ist um den deutschen Motocross-Nachwuchs nicht bange, aber Industrie und Organisatoren müssen ein entsprechendes Umfeld schaffen. Ein Umfeld, das nicht nur die fahrerische Leistung der Piloten fördert, sondern auch deren Persönlichkeit.

Wenn man wie Sie so viele Wochenenden im Jahr auf Motocross-Strecken verbringt, was tut man an freien Tagen? Kann man da das Wort Motocross überhaupt noch hören?

Ich habe ein sehr schönes Hobby zum Ausgleich. Ich restauriere Oldtimer-Motorräder. Ich bin Mitglied in einem Jawa-Club und wir basteln in unserer Freizeit an diesen wunderschönen Motorrädern. Zu meiner Zeit war eine Jawa das Motorrad schlechthin. Ich habe daheim eine eigene Werkstatt und dort kann ich abschalten vom Rennzirkus. Denn immerhin verbringe ich 20 bis 25 Wochenenden im Jahr auf Motocross-Rennen. Da ist das Tüfteln ein schöner Ausgleich.

Text: Marion Englert, Fotos: Steve Bauerschmidt