ADAC MX Masters·21.8.2014

Freund oder Rivale?: MX-Freundschaft und Rivalität auf der Strecke - wie funktioniert das?

Viele Motocrosser sitzen seit sie denken können auf der Crossmaschine und richten ihr Leben entsprechend nach dem Sport aus. Da viele sich auch fast ausschließlich in diesem Umfeld bewegen, haben die Athleten viele ihrer Freunde in der MX-Szene. Sie verbringen ihre Freizeit zusammen, treffen sich zu gemeinsamen Trainingssessions und besprechen ihre Fehler und Stärken. Allerdings hat es nicht nur Vorteile, wenn der Trainingspartner auch über den Fahrstil und die Eigenheiten des anderen Bescheid weiß, denn auf der Strecke gelten andere Gesetze. Plötzlich können aus Freunden Rivalen werden.

ADAC MX Youngster Cup-Pilot Stephan Büttner beispielsweise steht schon seitdem er klein ist in ständiger Konkurrenz mit seinem Freund Henry Jacobi. Die beiden sind bereits als kleine Steppkes zusammen in der 50er-Klasse gefahren, seither sind sie in etwa gleich schnell und auch gleich gut. "Beim Rennen ist es schon hart, gegen ihn anzutreten. Natürlich gönne ich es ihm, wenn er einen Lauf erfolgreicher beendet als ich, allerdings fuchst es mich auf der anderen Seite auch ein wenig, weil ich natürlich immer den Anspruch an mich selber habe, besser zu sein als Henry", erklärt der 19-Jährige aus Schkölen in Thüringen. Niklas Raths, ebenfalls ADAC MX Youngster Cup-Fahrer, kennt das Problem gut. Der 21-Jährige aus dem nordrhein-westfälischen Niederzier trainiert seit eh und je mit seinem Kumpel Nils Gehrke. Und auch ihm fällt es nicht immer leicht, die Schwächen des anderen nicht auszunutzen. "Wir reden unheimlich viel miteinander und analysieren den Fahrstil des anderen natürlich auch. Aber auf der Strecke sind wir ganz klar Gegner und keine Freunde, das steht für uns beide fest. Ziel ist und bleibt es aber dennoch, gemeinsam nach oben zu kommen und stets fair zu bleiben", so der MX-Star.

Der Tscheche Smola Frantisek kann es nicht immer garantieren, nicht doch auch mal neidisch zu sein. Mit Florent Richier hat er zwar einen sehr guten Freund, aber eben auch einen sehr guten Konkurrenten. "Ich fahre mit Florent öfters Rennen in meinem Heimatland. Er hat einen besonderen Fahrstil, der mir imponiert und von dem ich mir viel abgucken kann. Das spornt mich zwar an, aber hin und wieder erwische ich mich dabei, dass ich doch eifersüchtig auf ihn bin", sagt der 24-Jährige ehrlich. Jan Uhlig sieht das etwas anders. Der Sachse aus Lugau steht in stetiger Konkurrenz mit Angus Heidecke, kann aber ohne Zweifel akzeptieren, dass dieser auf der Strecke deutlich schneller ist als er selbst und er sich ziemlich Mühe geben muss, mit dem Freiberger mitzuhalten. "Angus zieht mich mit und das macht mich besser. Aber ich sehe die Fehler ganz klar bei mir, wenn ich nicht hinterher komme. Es liegt doch an mir selber, meine Leistung zu optimieren."

Ähnlich verhält es sich bei den beiden Masters-Fahrern Grégory Aranda und Matteo Bonini. Der Franzose und der Italiener konzentrieren sich beim Rennen ausschließlich auf sich selbst und nicht auf ihre Konkurrenten. "Sébastien Pourcel ist ganz klar einer meiner härtesten Gegner und manchmal treffe ich ihn auf der Trainingsstrecke, da er nur 15 Minuten von mir entfernt wohnt. Aber bei einem Lauf sind wir keine Freunde mehr, da jeder als erstes ins Ziel kommen will", stellt der 24-Jährige ganz klar fest. Bonini guckt sich seine Rivalen nur im Vorfeld an und analysiert sie. "Ich kann und will mich auf der Piste nicht auf jemanden anderes fokussieren und versuchen, ihn zu schlagen. Ich weiß, was ich kann und deswegen setze ich alles auf Sieg - ganz unabhängig davon, wer meine Rivalen sind", entgegnet der 19-Jährige selbstbewusst.

Robert Sturm hingegen hat da eine ganz andere Taktik. Der Sohn von Teamchef Robert Sturm ist nicht nur ADAC MX Masters-Pilot, er ist zudem auch der Mechaniker von einigen seiner Teamkollegen. Deswegen stellt er seinen eigenen Anspruch, gewinnen zu wollen, stets zurück, um seinen Freunden und gleichzeitig auch Konkurrenten die Vorfahrt zu lassen. "Ich bin eher an der guten Leistung der anderen interessiert, denn ich habe ja schließlich auch ihre Motorräder eingestellt und an diesen geschraubt. Ich sehe mich als Spaßfahrer, meine Teamkollegen dagegen sind Profis und haben es mehr verdient, zu gewinnen", meint der 29-Jährige aus dem schwäbischen Kissing.