ADAC MX Masters·25.8.2014

Geschwister beim Motocross: Über einen Sport, der die ganze Familie zusammenschweißt

Manche MX-Stars kämpfen auf der Strecke nicht nur gegen viele Rivalen aus anderen Regionen und Ländern, einige konkurrieren sogar mit ihren Brüdern. Bei Familie Ekerold teilen alle drei Söhne ein gemeinsames Hobby. Sowohl der 23-jährige Roland als auch seine Brüder Bernhard (20) und Stefan (18) fahren beim ADAC MX Masters mit - die beiden Jüngeren im ADAC MX Youngster Cup, Roland in Klasse eins. Nachdem ihr Vater Straßenrennen gefahren ist und 1980 sogar Weltmeister wurde, konnte dieser auch seine Kinder dafür begeistern, sportlichen Ehrgeiz zu entwickeln und sich für Motorsport zu interessieren. "Wir haben alle zwischen vier und acht Jahren mit Motocross angefangen, unser gemeinsames Hobby hat uns als Familie entsprechend zusammengeschweißt", so Bernhard Ekerold. "Der Teamgedanke hat bei uns Geschwistern oberste Priorität. Wir sind alle drei Teammanager, Fahrer und Mechaniker zugleich und unterstützen uns gegenseitig" fügt Roland Ekerold hinzu. Konkurrenz ist unter den Brüdern eigentlich kein Thema. Die drei versuchen, stets gemeinsame Trainingseinheiten zu planen und sich gegenseitig zu pushen.

Anders als man es vielleicht erwarten würde, ist aber nicht der Älteste das große Vorbild unter den Ekerold-Jungs. Stattdessen guckt Roland Ekerold zu den beiden Jüngeren auf: "Ich habe ein Maschinenbaustudium in Kaiserslautern angefangen und wohne nun etwa eine Stunde von zuhause entfernt. Dadurch mache ich derzeit längst nicht mehr so große Fortschritte wie Bernhard und Stefan, freue mich aber dafür sehr, dass sie sich so gut entwickeln", erklärt der 23-Jährige. Allerdings macht er sich um das "Nesthäkchen" der Familie schon mal ein paar mehr Sorgen, da dieser, wie er sagt, der Verbissenste unter den Brüdern ist und manchmal im wahrsten Sinne des Wortes über das Ziel hinausschießt. "Stefan ist von uns am meisten verletzt, da er ziemlich wild ist. Während Bernhard und ich eher kontrolliert fahren, ist der Kleinste experimentierfreudiger und testet viel mehr aus", berichtet der Student.

Bei dem 17-jährigen Thomas und dem 22-jährigen Stefan Kjer Olsen aus Dänemark ist die Vorbildfunktion hingegen eher klassisch verteilt. "Ich lerne aus den Fehlern meines Bruders und gucke mir von ihm viel ab, um besser zu werden", berichtet der ADAC MX Youngster Cup-Fahrer. Besonders häufig sehen sich die Geschwister im Moment jedoch nicht, da der ältere Sohn der Kjer Olsens mittlerweile nicht mehr zuhause in Sønderborg wohnt, sondern mit Freunden in einem etwa zwei Autostunden entfernten Ort zusammengezogen ist. Die Familienzeit beschränkt sich daher derzeit auf die gemeinsamen Rennwochenenden. Doch trotz der räumlichen Trennung sehen sich die Brüder nach wie vor als eine Einheit. "Wir stacheln uns gegenseitig an und helfen uns. Wir ticken auch recht ähnlich und haben schon ein wenig Angst umeinander. Doch wir wissen, dass der andere stets vorsichtig ist und das gibt demjenigen, der dann an der Strecke zuschaut, ein beruhigendes Gefühl", kommentiert Stefan Kjer Olsen das Verhältnis zu seinem Bruder Thomas.

Lars und Marcel Reuther geben sich zwar auch gegenseitig Tipps, auf der Strecke sehen sich die beiden 21 und 24 Jahre alten ADAC MX Masters-Piloten jedoch ganz klar als Konkurrenten. "Manchmal nutzen wir die Mankos des anderen auf der Piste aus und dann gibt's hinterher Zoff", schmunzelt der knapp vier Jahre ältere Marcel Reuther, doch dann gibt er zu, dass sein Bruder schon der deutlich Schnellere ist. "Wir können die Emotionen des anderen gut nachvollziehen, da wir gemeinsam mit dem Sport aufgewachsen sind. Wir fahren seit 2000 zusammen und kennen die Stärken und Schwächen des anderen", meint der 24-Jährige. Abgesehen vom Motocross teilen die Reuther-Brüder aber ansonsten keine weiteren Hobbys in ihrer Freizeit. Stattdessen brauchen sie, wie sie lachend erzählen, dann auch mal eine Auszeit voneinander. "Wir wohnen zusammen in einem Zimmer bei unseren Eltern und sehen uns allein durch diese Tatsache schon sehr häufig. Wir haben aber komplett verschiedene Freundeskreise und sind dementsprechend auch ganz unterschiedlich unterwegs. Das tut uns ganz gut."

Etwas anders verhält es sich bei den Halbbrüdern Nico Busch und Jan Allers. Die 20 und 15 Jahre alten Geschwister leben ebenfalls noch bei den Eltern und verbringen die meiste Zeit in ihrer Freizeit gemeinsam. "Wenn wir nicht trainieren, unternehmen wir viel zusammen. Wir machen uns viele Gedanken umeinander und unterstützen uns", berichtet Nico Busch. Die beiden fahren zusammen im ADAC MX Youngster Cup. Derzeit ist Jan Allers jedoch noch verletzt, wodurch er deutlich mehr Zeit hat, um seinem Halbbruder bei Rennen unter die Arme zu greifen. "An der Strecke nehme ich Nico das Bike ab und wasche es. Zudem baue ich ihn wieder auf, wenn es mal nicht so gut gelaufen ist und unterstütze ihn mental", so Jan Allers. Und der Ältere von beiden ergänzt: "Sicherlich ändert sich das aber auch noch mal und dann kann ich ihn wieder aufbauen. Momentan bin ich zwar der Bessere, aber ich würde mich sehr für Jan freuen, wenn er mich irgendwann überholt. Böses Blut hat es zwischen uns nie gegeben und wird es auch nicht geben."

Ein ähnlich inniges Geschwisterverhältnis haben auch die beiden Schmidinger-Jungs. Der 26-jährige Günter und der 28-jährige Andreas Schmidinger fahren seit vielen Jahren zusammen Motocross und starten inzwischen beide in der Masters-Klasse. "Wir kennen uns gegenseitig zu hundert Prozent und profitieren voneinander. Für uns zählt ganz klar der Teamerfolg, deswegen haben wir uns gegenseitig auch noch nie Steine in den Weg gelegt", so Andreas Schmidinger. Der Jüngere von beiden ist der Mechaniker beider Motorräder und stellt die Fahrwerke ein. "Ich kenne demnach nicht nur meine Maschine, sondern auch die von Andreas. Er kann sich immer auf mich verlassen. Das schweißt uns enorm zusammen. Außerdem trainieren wir auch immer gemeinsam, sodass wir uns stets aneinander messen können. Mal ist der eine besser, mal der andere. Bei uns beiden gleicht sich das immer wieder aus", berichtet Günter Schmidinger.