Dominique Thury gehört unter den Motocrossern zu den Spaßvögeln. Es gibt selten einen Moment, in dem er schlecht drauf ist oder seine Mundwinkel nach unten zeigen. Im Gegenteil: Der 21-Jährige aus Bad Schlema ist stets zu Scherzen aufgelegt, manchmal muss er aufgrund seiner eigenen Tollpatschigkeit selbst herzhaft über sich lachen. Doch so zerstreut er privat auch sein mag, wenn es um seine sportliche Karriere geht, wird aus dem tüddeligen "Hans Dampf in allen Gassen" ein ehrgeiziger MX-Star, der stets das Ziel vor Augen hat, aufs Podium zu fahren. Insbesondere im vergangenen Jahr ist "Nique", wie er in der Szene genannt wird, dieses Vorhaben gut gelungen. 2013 wurde er Gesamtzweiter im ADAC MX Youngster Cup, überzeugte als Vize-Sieger im ADAC SX Cup und sicherte sich den dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft.
Ergebnisse, auf die der junge Sachse bereits seit Jahren hingearbeitet hat. Denn Motocrossen war bei Thury bereits im Alter von drei Jahren ein sehr präsentes Thema: "Ich musste zwar erst Fahrrad fahren lernen, aber das hatte ich innerhalb von vier Stunden drauf, sodass ich anschließend auf einer PW 50 durch die Gegend flitzen durfte", berichtet der Sportler. Mit vier Jahren bestritt Klein-Dominique dann sein erstes Rennen, ein Jahr später nahm er schon an der Sachsenmeisterschaft teil. Ab 2002 kam der damals Jugendliche bei Meisterschaften schließlich permanent unter die ersten Drei, sodass sich der Realschüler im Alter von 15 Jahren entschied, nach Belgien zu ziehen, um dort intensiver an seiner Laufbahn als Motocrosser zu feilen.
"Das war für mich eine sehr lehrreiche Zeit, da ich dort viele WM-Fahrer getroffen habe, mit denen ich mich austauschen konnte", so Thury. Auch der belgische Mechaniker Gunter Peeters, der das Talent damals bei sich zuhause aufnahm, erinnert sich noch sehr gut an die Zeit mit dem "kleinen Chaoten", wie er ihn lachend nennt, zurück: "Nique ist eine echte Marke, mit dem haben wir hier sehr viel Freude gehabt. Einmal hat er mein Wohnmobil gereinigt und anschließend vergessen, das Staubsaugerkabel wieder aus der Steckdose zu ziehen. Er ist dann mit dem Fahrzeug losgefahren und hat sich gewundert, warum alle auf der Straße geschmunzelt haben. Wieder zuhause angekommen, ist ihm dann aufgefallen, dass er den Staubsauger die ganze Zeit hinter sich hergezogen und damit einen Riesenlärm verursacht hat. Mit dem Thury erlebt man wirklich immer etwas."
2009 kehrte der Jungspund in seine Heimat Deutschland zurück, beendete die Realschule und bekam einen Vertrag als MX-Pilot beim Monster Energy Kawasaki Elf Team Pfeil unter Teamchef Harald Pfeil. "Die ganze Mühe und das harte Training schienen sich gelohnt zu haben. 2010 konnte ich mich im ADAC MX Youngster Cup direkt unter den Top-Five positionieren, was mich nicht nur extrem motiviert, sondern mir viel Selbstvertrauen für konstantere Leistung gegeben hat", erklärt der Motocrosser. Seit diesem Jahr fährt Thury bei den ‚Big Boys' in der Masters-Klasse mit.
Beim ADAC MX Masters im sächsischen Jauer nordöstlich von Dresden geht der 21-Jährige als Lokalmatador an den Start. Nachdem er auf der 1.700 Meter langen Lehmbodenstrecke "Am Hahneberg" richtig springen gelernt hat, will der Kawasaki-Fahrer seinen Heimvorteil nutzen, um auf seiner Trainingspiste zu punkten: "Ich kenne die vielen anspruchsvollen Passagen und Tables besser als die Konkurrenz. Deswegen werde ich auf jeden Fall versuchen, diesen Vorteil für mich zu nutzen und unter die Top Ten zu fahren", sagt Thury optimistisch.
Unterstützt wird er beim Motocross vor allem von seinem vier Jahre jüngeren Bruder Terence und seiner Mutter Peggy. Und auch sein Mechaniker Tobias Pfeil ist für den Sachsen eine wichtige Bezugsperson geworden. Thury bezeichnet den Sohn von Teamchef Harald Pfeil nicht nur als seinen besten Freund, sondern auch als so etwas wie seinen zweiten Bruder. "Eigentlich kommt es ja selten vor, dass ich mal schlecht drauf bin, aber wenn ein Rennen mal nicht so gut läuft, wofür ich mich grundsätzlich ausschließlich selber verantwortlich mache, dann weiß gerade Tobias immer genau, welche Worte am besten helfen", so der Masters-Pilot. Und wenn selbst das nicht mehr ausreicht, dann muss das Gulasch mit Knödeln von der Uroma her. Das isst Dominique Thury nämlich am liebsten, wenn er nicht gerade ein Rennen fährt.