Jeremy Sydow ist eine echte Sportskanone. Wenn der 15-jährige Sachse nicht gerade über seinen Schulbüchern brütet, sitzt er auf dem Motorrad - und das bereits seit seinem dritten Lebensjahr. Papa Mike schenkte dem Steppke damals eine Yamaha PW 50. Einmal die Hand am Gas gehabt, wollte Jeremy gar nicht mehr absteigen, was besonders bei Mama Romy zum Dauerreizthema wurde. "Am Wochenende sind wir immer zu spät zum Mittagessen gekommen und mussten uns ganz schöne Predigten zuhause anhören", grinst der Schüler. Doch mittlerweile ist seine Mutter froh, dass ihr Sohnemann sich für seinen Sport so sehr begeistern kann. Gemeinsam mit Ehemann Mike und Tochter Jolien (10) steht die Sächsin regelmäßig mit an der Rennstrecke und feuert ihr Kind fleißig an.
Und das zu Recht, denn seit 2011 ist die Leistungskurve von Sydow steil nach oben gegangen. Der Chemnitzer ist einer der jüngsten Motocrosser, der je von der ADAC Stiftung Sport gefördert wurde. Im Alter von zehn Jahren meldete sich Jeremy das erste Mal beim ADAC MX Junior Cup an, bereits ein Jahr später wurde er von einem Talentscout der ADAC Stiftung Sport gespottet und direkt ins Förderprogramm aufgenommen. "Ich habe mich im ADAC MX Junior Cup immer direkt für die Läufe am Rennsonntag qualifiziert", erzählt das Nachwuchstalent. "Dass mir der ADAC 2011 dann eine Förderung angeboten hat, macht mich immer noch sehr stolz. Das ist eine große Ehre, denn jedes Jahr werden nur sehr wenige Fahrer aufgenommen", so Jeremy weiter.
Seither steht der Sachse regelmäßig auf dem Siegerpodest. 2014 ließ er sich als Vize-Gewinner des ADAC MX Junior Cup feiern, im vergangenen Jahr heimste der 15-Jährige schließlich den Champion-Titel der Klasse drei der Masters-Rennserie ein. "Dass ich die Trophäe bei den Junioren geholt habe, hat mir international viel Anerkennung gebracht. Es gibt viele Sponsoren, die so auf mich aufmerksam geworden sind, zudem kann ich mich jetzt vor Konkurrenten wie Mikkel Haarup und Kim Savaste, die den ADAC MX Junior Cup ebenfalls gewonnen haben, ganz anders behaupten", so der Jugendliche. Und dann fügt er noch stolz hinzu: "Außerdem bin ich erst der zweite Deutsche nach meinem Vorbild Ken Roczen, der die Klasse drei für sich entscheiden konnte."
Ab dieser Saison hat Sydow Junior nun noch ein paar PS mehr unter dem Sitz. In 2016 startet er auf einer 125ccm im ADAC MX Youngster Cup. Etwas mulmig ist dem MX-Grünschnabel dabei zwar schon zumute, ab jetzt bei den größeren Jungs mitzufahren, allerdings überwiegt vielmehr die Freude über die neue Herausforderung: "Ich werde mich erst mal wieder daran gewöhnen müssen, von Anfang an nicht direkt vorne mitzukämpfen, denn im ADAC MX Youngster Cup geht es für mich erst einmal vorrangig darum, die Qualifikation zu schaffen. Aber ich denke, wenn die erste Hürde genommen ist und ich mich an den neuen Speed gewöhnt habe, dann schaffe ich es vielleicht schon, in die Punkte zu fahren", erklärte Jeremy selbstbewusst.
Viele Tipps bekommt der Chemnitzer von seinem Freund und ADAC MX Masters-Pilot Dominique Thury (23), mit dem er häufig gemeinsam trainieren geht. "Er gibt mir viele Ratschläge beim Fahren und zeigt mir effektive Konditionsübungen. Dadurch habe ich mich nicht nur körperlich schon sehr viel weiterentwickelt, sondern habe vor allem an Selbstvertrauen dazugewonnen", berichtet der ADAC MX Junior Cup-Sieger von 2015.
Und auch Nique, wie er in der Szene genannt wird, ist von dem Enthusiasmus seines Trainingspartners ganz begeistert: "Ich habe noch nie mit jemandem zusammengearbeitet, der so viel Information und Tipps auf einmal aufnehmen kann und das dann direkt in die Praxis umsetzt. Man merkt richtig, wie motiviert Jeremy ist und das überträgt sich dann auch auf mich. Die Trainingssessions mit ihm sind dementsprechend bereichernd", so der 23-Jährige.
Besonders viel Spaß hat Jeremy auf dem neuen Motorrad. Im ADAC MX Youngster Cup wird er auf einer 125ccm-Maschine starten, für das 85ccm-Bike ist er mittlerweile zu groß. Langfristig gesehen würde der MX-Grünschnabel gern auch den Titel in Klasse zwei gewinnen. Aber dafür, sagt der 15-Jährige, braucht es wohl noch ein wenig Zeit.