ADAC MX Masters·6.7.2016

WM-Helden beim ADAC MX Masters: Henry Jacobi: MX-Karriere durch Ken Roczen

Henry Jacobi besitzt so ziemlich jede Eigenschaft, die ein erfolgreicher Motocrosser haben sollte: Er ist zielstrebig, ehrgeizig, besitzt ein starkes, aber faires Durchsetzungsvermögen und will immer gewinnen. Und doch gibt er sich bei all der Ernsthaftigkeit, die laut seiner Aussage im WM-Zirkus an den Tag gelegt wird, stets gut gelaunt und lustig - vor allem, wenn er sich an seine Anfänge auf dem Motocrossbike zurückerinnert. "Ich fahre bereits, seitdem ich drei bin, Motorrad. Mein erstes Bike war ein ausrangiertes von Ken Roczen, mit dessen Familie wir viel zu tun hatten. Mein Vater hat die kleine Suzuki damals immer Zigarre genannt, weil sie so gequalmt hat", erinnert sich der 19-Jährige.

Mit gerade mal vier Jahren stand das junge MX-Talent dann bereits für das MX Team Klepka bei seinem ersten Rennen in Eckolstädt am Start, seine Schwester, seine Eltern, seine Oma und seine Tanten waren alle zum Anfeuern mitgekommen. "Kennys Vater Heiko hat mich in sein Team aufgenommen und ist das komplette Rennen neben mir hergelaufen. Ich war damals noch ganz unsicher, habe zwischendurch sogar angehalten, um meiner Schwester zu sagen, dass ich ganz dringend auf die Toilette muss. Leider bin ich am Ende tatsächlich Letzter geworden, aber Heiko hat mir dann einen alten Pokal von Ken überreicht und mich als jüngsten Teilnehmer geehrt. Da war das Verlieren plötzlich Nebensache", lacht Henry.

Dass der Thüringer unsicher ist, lässt sich heute nicht mehr über ihn behaupten, fährt er in der MX2-Weltmeisterschaft inzwischen regelmäßig in die Punkte und macht mit guten Ergebnissen in der Top 15 von sich reden. Und das, obwohl er gerade erst seit vergangenem Jahr an den Grand Prix teilnimmt. "Ich bin auf dem Bike der kämpferischste Pilot, den es gibt und ich kann es nur sehr schwer ertragen, wenn ich unter meinen Vorstellungen bleibe und mein Ziel nicht erreiche. In diesem Jahr will ich es auf jeden Fall schaffen, unter die besten zehn WM-Fahrer zu kommen", erklärt der 19-Jährige vom Honda JTech Racing Team.

Leicht wird das allerdings nicht, das weiß der Bad Sulzaer jetzt schon. "Bei der WM ist jeder dein größter Rivale, da herrscht eine ganz angespannte Stimmung. Keiner redet mit einem, jeder ist sich an so einem Rennwochenende selbst der nächste. Das kann hin und wieder ziemlich einschüchternd wirken, aber ich nutze diesen Konkurrenzdruck positiv für mich, da ich unter Druck deutlich schneller auf der Strecke unterwegs bin", so der WM-Pilot, der 2015 nur die europäischen Läufe mitgefahren ist und seit 2016 bei jedem GP mit an den Start geht.

Besonders reizvoll findet er an der WM den direkten Vergleich mit den weltbesten Fahrern. "Ich entwickele während der Grand Prix einen ganz enormen Drang, mich zu verbessern und dann natürlich irgendwann mal der Beste zu sein", sagt Henry. Das ADAC MX Masters sei für ihn aber nichts desto trotz nach der WM immer noch die beste Rennserie, da die Stimmung dort eine ganz andere sei. "Beim Masters ist es immer witzig, da haben alle viel Spaß und genießen gemeinsam das Rennwochenende. Bei der WM hingegen werden abends die Schotten dicht gemacht", berichtet der Honda-Fahrer, der mit 13 Jahren in der 85ccm-Klasse in Frankreich Weltmeister wurde.

Seit 2014 gehört der MX-Star zum Kader der deutschen MX-Nationalmannschaft. Vor zwei Jahren debütierte er nach dem Unfall von Marcus Schiffer kurz vor Kegums mit Max Nagl und Dennis Ullrich als Team-Germany-Mitglied, 2015 traten die drei in derselben Konstellation im französischen Ernée erneut gemeinsam an.

Henry Jacobi hat demnach einiges an Potential, was ihm in den kommenden Jahren in der WM noch zugute kommen könnte. Er selbst sieht sich technisch gegenüber anderen deutlich im Vorteil, sein Fahrstil sei hingegen eher eigen als aus dem Lehrbuch entnommen - aber ein bisschen Individualität hat ja noch niemandem geschadet.