ADAC MX Masters·24.8.2016

WM-Helden beim ADAC MX Masters: Jeremy Seewer: Auf dem besten Weg zum ersten MX2-WM-Titel

Der Schweizer Jeremy Seewer gehört zu den besten Motocross-Profis der Welt, in der MX2-Weltmeisterschaft ist er derzeit Zweiter, bei seinen Gast-Starts beim ADAC MX Masters zählt der 22-Jährige ebenfalls immer zu den besten Piloten der einzelnen Rennwochenenden. Doch trotz seines stetigen Erfolges ist der Fahrer des Team Suzuki World MX2 bodenständig geblieben, ein höflicher Umgang miteinander, ein freundliches Auftreten sowie zuvorkommendes Verhalten sind dem smarten MX-Star nach wie vor sehr wichtig. Sitzt Jeremy dann allerdings auf seinem 250ccm-Bike, kann jedoch von smarter Zurückhaltung keine Rede mehr sein. In dem Moment, in dem das Startgatter fällt, wird der Schweizer zum Kämpfer. Sein Erfolgsrezept: viel Speed, viel Ausdauer und wenig Risiko. "Meine Starts sind definitiv noch ausbaufähig, aber ich bin dafür in Top-Form und entwickle bei jedem Rennen einen unsagbaren Ehrgeiz, der mich vorantreibt. Ich versuche ruhig und fokussiert zu bleiben, alles andere um mich herum ist dann nebensächlich", erklärt der 22-Jährige. Und fügt hinzu: "Beim Motocross geht es darum, immer besser zu werden und seine Ziele jedes Jahr enger zu stecken. In der Weltmeisterschaft fährt man gegen die besten Piloten der Welt, da weiß man am Ende des Tages sehr genau, wo man steht und woran man noch arbeiten muss", so der Suzuki-Pilot.

Und Arbeiten tut Jeremy wahrlich hart. Der Schweizer sitzt seit seinem sechsten Lebensjahr auf dem Motorrad. Papa René, früher selbst MX-Pilot und Schweizer MX-Meister, hatte seinen Sohn auf den Geschmack gebracht. "Meine Mutter Anita hat mich und meinen Bruder Roger oft mitgenommen an die Rennstrecke, sodass wir eigentlich von klein auf in diese große MX-Familie reingewachsen sind und schon früh die tolle Atmosphäre genießen konnten, die bei solchen Rennwochenenden entsteht. Sicher ist Motocross ein Einzelsport, aber du bekommst von Seiten der Familie, der Sponsoren und des Teams so viel Unterstützung, dass es sich nach einem gemeinsamen Erfolg anfühlt und genau das ist das Faszinierende an diesem Sport. Ich habe sehr schnell denselben Ehrgeiz wie mein Vater entwickelt, was dazu führte, dass auch ich dann an Rennen teilnahm und den Grundstein für meine Motocross-Karriere legte", erinnert sich der MX2-WM-Zweite.

Sein erstes Rennen beendete der Bülacher 2003 im Aller von neun Jahren als Vierter auf einer 50ccm im Schweizer Ort Merenschwan, zwei Jahre später ließ er sich auf seinem 65ccm-Bike als Schweizer MX-Meister feiern. 2008 stand Jeremy als Schweizer MX-Meister in der 85ccm-Klasse ganz oben auf dem Siegerpodest und machte von da an auch international von sich reden. 2009 schaffte es der MX-Star zum Vize-Meister im ADAC MX Junior Cup, wurde zudem Elfter in der 85ccm-WM und Siebter in der Europameisterschaft. Nachdem es der Schweizer 2011 schließlich zum Vize-Junior-Weltmeister gebracht hatte, ein Jahr danach ADAC MX Youngster Cup-Champion und 2013 Zweiter in der Europameisterschaft wurde, wirkte er ab 2014 auch dauerhaft bei der MX2-Weltmeisterschaft mit. Und auch dort hatte Jeremy direkt Erfolg. Im ersten Jahr freute er sich über eine Top-Ten-Platzierung, 2015 erreichte der 1,72m große Suzuki-Fahrer bereits die Top Five. Seit dieser Saison mischt das Schweizer Talent ganz vorne mit, Tabellenführer Jeffrey Herlings gehört derzeit zu seinen stärksten Konkurrenten. Allerdings ist dieser im Moment verletzt, sodass Jeremy eventuell Chancen auf den Titel hat. Unter Druck setzen lässt sich der 22-Jährige aber dennoch nicht, auch wenn er von seinem großen Traum, dem MX2-Titel, nur wenige Punkte entfernt ist.

"Den Druck hat man eigentlich schon die ganze Karriere über, damit lernt man umzugehen. Das macht, ehrlich gesagt, auch den größten Teil des Jobs eines Motocrossers aus, dass man das Mentale in den Griff bekommt. Denn wenn der Kopf nicht mitspielt, kannst du auch deine Leistung auf der Strecke vergessen", erklärt Jeremy. In diesem Jahr hatte der Schweizer geplant, unter die ersten Drei zu kommen, 2017 will er Kurs auf den Titel in der MX2-WM nehmen. "Es bleibt immer spannend beim Motocross, weil noch so viel Luft nach oben ist. Sobald ich die MX2-WM gewonnen habe, will ich bei den Big Boys in der MXGP-Klasse an den Start gehen oder ein paar Rennen in den USA mitfahren. Mal sehen, wo die Reise noch hinführt, ich bin für alles bereit", sagt der WM-Pilot stolz.

Sollte der Schweizer übrigens irgendwann keine Lust mehr auf seine Sportler-Karriere haben, hätte er noch die Möglichkeit in der Industrie zu arbeiten. Jeremy ist gelernter Poly-Mechaniker und könnte demnach auch mit einem "normalen" Job seinen Alltag bestreiten. Doch davon ist der 22-Jährige momentan weit entfernt. Seine Leidenschaft ist und bleibt Motocross.