ADAC MX Masters·19.5.2017

Der Vater als Trainer: Familiäre Unterstützung für die MX-Karriere

Wer gut sein will, der muss für seinen Erfolg arbeiten - diese Weisheit gilt auch für Motocross. Bei dieser Extremsportart bekommt kein Sportler etwas geschenkt. Oftmals sind es die Väter, die ihren Nachwuchs versuchen, auf die richtige Spur zu bringen, fungieren sie häufig nicht nur als familiäre Unterstützung am Streckenrand, sondern auch als Trainer ihrer Sprösslinge.

ADAC MX Youngster Cup-Pilot Maximilian Spies (13) sitzt bereits gut elf Jahren auf dem MX-Bike. Der Brandenburger aus Ortrand drehte bereits im zarten Alter von zweieinhalb Jahren seine ersten Runden auf dem MX-Bike, seither lehrt ihn sein Papa Lars, dass von nichts auch nichts kommt. Für Max ein echter Ansporn, diszipliniert und hart zu trainieren. Unter der Woche arbeitet der Gymnasiast viermal an seiner Kondition, zudem stehen zwei weitere Trainingseinheiten mit seinem Vater auf der Strecke an. "Wir verbringen wirklich sehr viel Zeit miteinander, das schweißt unheimlich zusammen. Klar gibt es dabei auch hin und wieder Reibereien, wenn mein Papa beispielsweise zu viel motzt oder ich mich schwertue, einen Ratschlag von ihm anzunehmen. Auf der anderen Seite weiß mich mein Vater genau einzuschätzen, sodass er die Trainingseinheiten meiner Verfassung anpassen kann. Das hilft manchmal schon enorm. Allerdings kann ich aber auch nichts vor ihm verheimlichen, gerade weil er mich so gut kennt", meint der Gymnasiast, dessen Vater Lars früher selbst BMX, Supermoto und Motocross gefahren ist.

So viel Expertise wie der Vater von Maximilian Spies hat Wolfgang Stephan als ehemaliger Hobby-Motocrosser zwar nicht, dennoch hofft der Bauklempner aus Finsterwalde, dass er seinem Sohn Richard (12), der bei der ADAC MX Masters-Rennserie im ADAC MX Junior Cup startet, genügend Fachwissen mit auf den Weg geben kann. "Ich lerne selber sehr viel dazu, wenn Richard beispielsweise Lehrgänge mit MX-Profis wie Marcus Schiffer, Christian Brockel oder Heike Petrick macht. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass gerade beim Motocross die Väter gefordert sind. Bei den Kindern hat der Sport richtig Leistungscharakter, daher muss man da mit einer gewissen Ernsthaftigkeit rangehen. Ich versuche dabei jedoch immer, mir kindliche Vergleiche zu überlegen, damit Richard alles versteht", erklärt Vater Wolfgang. Gleichzeitig gibt er aber auch zu, dass es manchmal gar nicht so leicht ist, beim Training mit seinem Kind seine eigenen Erwartungen zurückzuschrauben. "Als Papa ist man ja immer der Meinung, dass der eigene Nachwuchs eigentlich mehr kann, was aber sicherlich auch daran liegt, dass man als Erwachsener Zusammenhänge ganz anders wahrnimmt, die mein Sohn in dem Moment auf der Strecke noch nicht erkennt", so der Brandenburger weiter.

Bei Teamchef Robert Sturm und seinem Sohn Robert (32) kommen solche Emotionen mittlerweile nicht mehr auf. Robert Sturm junior gehört bereits zu den ältesten Fahrern beim ADAC MX Masters, sein Vater Robert nimmt seinen Sohn höchstens noch mal zur Seite, wenn er einen Diskussionsgrund findet. "2007/2008 habe ich noch aktiv als Trainer mit ihm gearbeitet, heute weiß er selber, wo seine Fehler liegen und worauf es in den Rennen ankommt. Wir verstehen uns extrem gut, wodurch es früher schon, als ich noch mit ihm aktiv an seiner Fahrtechnik gearbeitet habe, sehr einfach war. Und wenn ich dann doch mal über die Stränge geschlagen bin, weil ich eben mit sehr viel Herzblut dabei bin und jedes Rennen von außen quasi mitfahre, hat mich meine Frau sofort gebändigt", grinst der Bayer, gibt dann aber ehrlich zu: "Mein anderer Sohn Josef war da schon störrischer, da hat diese Vater-Trainer-Konstellation nicht ganz so gut geklappt, sodass er irgendwann einen anderen Coach gebraucht hat, der ihm da mehr erzählen konnte."

ADAC MX Masters-Pilot Davide von Zitzewitz (25) kennt die Situation nur zu gut, dass es nicht immer leicht ist, sich vom Vater, der auch gleichzeitig noch der Teamchef und Trainer ist, etwas sagen zu lassen. Der Norddeutsche aus Karlshof in Schleswig-Holstein ist mittlerweile die dritte Generation in der familiären Motorsport-Dynastie, sein Können hat er hauptsächlich Vater Bert, aber auch Onkel Dirk zu verdanken, die beide zusammen 27 Deutsche Meister-Titel gewannen. "Mein Vater erfüllt durch seine langjährige Expertise als Motocross-Profi die Trainerrolle perfekt. Er hat mir alle Basics beigebracht, mir Tipps und Tricks in Sachen Fahrtechnik gezeigt und mit mir stets an meiner Kondition gearbeitet. Die Voraussetzungen waren und sind noch immer optimal, weil wir direkt vor der Tür eine eigene MX-Strecke haben, die wir ausgiebig für Trainingseinheiten nutzen. Zudem hat Dirk manchmal eine andere Sichtweise, sodass ich von beiden sehr viel lernen kann", erzählt der Student, der zwar mit viereinhalb Jahren sein erstes Motorrad bekam, sich allerdings erst mit zwölf Jahren dazu entschied, im Motocross-Sport richtig aktiv zu werden. "So eine Vater-Trainer-Konstellation hat aber auch Schattenseiten. Ich wünsche mir schon immer den Respekt meines Vaters und wenn ich die Erwartungen mal nicht erfülle, dann ärgere ich mich doppelt - zum einen, weil ich mit mir nicht zufrieden war und zum anderen, weil die Stimmung zwischen meinem Vater und mir dann nicht die beste ist. In so einem Fall wird auf der Heimfahrt von einem langen Rennen mal nicht so viel gesprochen", bestätigt Davide. Dennoch habe er von seinen motorsportverrückten Angehörigen nie vermittelt bekommen, dass er ebenso gut sein müsste wie sie, was ihm noch immer jede Menge Druck nehme.

Bei ADAC MX Masters-Pilot Michel Kaschny (27) hat sich die Trainerrolle zwischen Vater und Sohn inzwischen soweit verschoben, als dass der 27-Jährige seinen Vater trainiert. "1994 haben mein Bruder Andre (30) und ich zusammen mit meinem Vater Hans-Peter angefangen, Motocross zu fahren. Das ist einfach aus so einer Leidenschaft für den Sport entstanden. Mein Vater war selber Motorradfahrer und hat uns Kindern damals die grundsätzlichen Handgriffe beigebracht. Ich habe mich von uns dreien dann am intensivsten mit dem Thema Motocross auseinandergesetzt, sodass ich letztendlich derjenige war, der beim Training angefangen hat, den Ton anzugeben. Mittlerweile hat mein Vater sich damit abgefunden, dass sein Jüngster ihm die MX-Welt erklärt", lacht der Schleswig-Holsteiner aus Borstel-Hohenraden. "Meistens trainieren wir mittwochs und am Wochenende zusammen auf einer nahegelegenen Strecke, je nach Rennkalender. Mein Vater und mein Bruder gucken sich von mir einiges ab und stellen viele Fragen, sodass wir alles gemeinsam analysieren und ich ihnen aufgrund meiner vielen Lehrgänge Verbesserungsvorschläge machen kann. Ich würde meinem Vater aber beispielsweise nie den Hinweis geben, dass er doch jetzt mal den Doppelsprung ausprobieren könnte, da ich ihn nicht in Situationen bringen will, in denen er sich womöglich verletzen könnte. Jeder macht das bei uns in seinem eigenen Tempo, da gibt es keinen Stress", erläutert das 27 Jahre alte Nordlicht und sagt weiter: "Durch Motocross ist ein ganz großer Zusammenhalt zwischen meinem Vater, meinem Bruder und mir entstanden, für uns ist diese familiäre Trainergeschichte demnach nur von Vorteil."