Das ADAC MX Masters hat sich seit seinem Debüt in 2005 zur populärsten Motocross-Rennserie in Europa entwickelt - und das nicht nur aufgrund seines hochkarätigen Fahrerfeldes und seines nervenaufreibenden Renngeschehens. Jedes Event wird zu einem Motocross-Festival, vor allem auch wegen des frei zugänglichen Fahrerlagers. Die großen Traditionsteams, die bereits seit den Anfängen bei der Rennserie dabei sind und ihre Mannschaft über die vergangenen zwölf Jahre zum Teil verdreifacht haben, reisen mit gigantischen Sattelzügen an, die sich vor Ort in eine Art Multifunktionsmobil verwandeln. Der Team-LKW wird nämlich nicht nur für den reinen Transport der Motorräder benutzt, er dient gleichzeitig als Ersatzteillager und Werkstatt für die MX-Bikes, als Schlafmöglichkeit für einige Fahrer, Mechaniker und den Teamchef sowie als Teammittelpunkt und Hospitality-Möglichkeit für Ehrengäste.
Vor allem für die drei fahrerstärksten Teams KTM Kosak Racing, Monster Energy Kawasaki Elf Team Pfeil sowie STC Racing wird jedes Event zu einer logistischen Meisterleistung. Die drei Teamchefs haben zum Teil mehr als zehn Fahrer in dieser Saison bei sich unter Vertrag, entsprechend viel Material gibt es zu reinigen, auszutauschen oder neu zu beschaffen. Herbert Kosak ist bereits seit vielen Jahren in der Motorsport-Branche aktiv. 1979 eröffnete er zusammen mit seiner Frau Angela ein Motorradgeschäft im baden-württembergischen Essingen und stieg nur vier Jahre später als Sponsor von MX-Legende Bernd Eckenbach in den Motocross-Sport ein. Sein eigenes Team, das vor allem aus deutschen Nachwuchs-Talenten besteht, führt ‚Herby' seit 1998. "Damals habe ich den allerersten Sattelzug beim Motocross in Deutschland besessen, das war einmalig. Zu der Zeit waren wir mit fünf Fahrern unterwegs, heute stehen 15 Piloten bei uns im Zelt, die ich fast alle seit Kindesalter fördere. Mittlerweile muss ich somit meist um die zehn Motorräder bei mir im LKW unterbringen, was natürlich auch bedeutet, dass ich für jede Motorradgröße die entsprechenden Teile vorrätig habe, wodurch ich quasi zu einer Allround-Werkstatt werde", berichtet der Baden-Württemberger, der mit seinem Aufgebot 2017 das größte Line-up beim ADAC MX Masters stellt und für sein Engagement für den MX-Nachwuchs schon einige Male mit dem Michael-Spacek-Sonderpreis geehrt wurde.
Hinzu kommt der Aufwand nach den Rennwochenenden, der für große Teams wie beispielsweise das von STC Racing-Teamchef Colin Streubel sehr viel Zeit erfordert. "Wenn wir von einem Rennwochenende nach Hause kommen, müssen wir am Montag und Dienstag zunächst alle Motorräder reinigen und das sind bei unserer Teamgröße einige. Mittwochs beginnen wir dann mit dem Zusammenbauen der Motorräder und am Donnerstag geht's schon wieder los zur nächsten Veranstaltung. Der Zeitplan ist eng, da ist ein klarer Ablauf das A und O", erklärt der gebürtige Sachse, der im niedersächsischen Hanstedt zuhause ist. Dieser verpflichtete zu Beginn der diesjährigen Saison elf Fahrer für seine Mannschaft, deren Motorräder er zum Großteil zu den Rennen transportiert. "Meine Frau wäscht die ganze Motocross-Wäsche, unsere Kinder übernehmen zuhause und an den Rennwochenenden vor Ort lauter organisatorische Aufgaben. Ich bin seit 30 Jahren im Motorsport unterwegs, meine Familie kennt es eigentlich auch nicht anders", meint Colin, der für eine Tankfüllung für seinen Sattelzug rund 700 Euro bezahlen muss.
Auch Teamchef Harald Pfeil weiß, dass weder die Kosten noch die Logistik zu unterschätzen sind, wenn man sich für ein Team in dieser Größenordnung entscheidet. "Klar sind die Kosten für dieses Hobby nicht unerheblich, allerdings haben wir mit Kawasaki und Monster tolle Sponsoren mit dabei, die uns verlässlich unterstützen. Ich bin bis 1990 selber als Profi Motocross gefahren, die Rolle des Teamchefs habe ich 1996 übernommen. Das Ganze ist also mit sehr viel Herzblut verbunden, auch wenn es schon sehr anstrengend ist", gibt Pfeil zu und ergänzt: "Wir fahren immer noch sonntags nach jedem Rennen nach Hause, weil ich ja am Montagfrüh um sieben Uhr wieder meinen Motorradhandel öffne." Bei den Reinigungs- und Mechanikerarbeiten hilft ihm sein Sohn Tobias, das Catering für das Team übernehmen seine Partnerin Peggy und seine Tochter Nadine.
Somit wird auch hier wieder deutlich, warum die Atmosphäre beim Motocross-Sport noch immer einzigartig ist. Nach dem Motto ‚Zusammen ist man weniger allein' wird auch die größte logistischste Hürde zu einem lösbaren Problem, weil eben jeder mitanpackt und sich gegenseitig hilft.