Als Dennis Ullrich Anfang dieses Jahres verkündete, dass er ein eigenes Team gründen und mit einer Zweitakt-Maschine beim ADAC MX Masters starten würde, ging mehr als ein Raunen durch die Motocross-Szene. Aus seiner Vorliebe für Zweitakter hat "Ulle" nie ein Geheimnis gemacht und im Supercross auch so manchen Erfolg mit der 250er KTM gefeiert, dass er jedoch draußen auf den schnellen Strecken mit einem vermeintlich veralteten Motoren-Konzept gegen die hochmodernen 450-4-Takt-Motorräder antreten würde, hielten viele Fachleute für ein Projekt ohne Erfolgsaussichten. Lange schien es tatsächlich als müsse sich der viermalige Masters-Champion deutlich unter Wert verkaufen. Doch Ullrich stand zu seinem Projekt und konnte mit einer Podiumsplatzierung in Gaildorf und einem ähnlich starken Auftritt beim Finale in Holzgerlingen zeigen, dass man auch mit dem Zweitakt-Motorrad ganz vorne mitfahren kann. Vor kurzem gab Ullrich bekannt, dass er zu Beginn der Supercross-Saison auf Husqvarna wechselt. Wir gewähren noch einmal einen tiefen Einblick in die Technik seiner KTM 250 SX.
Das Besondere an Ullrichs Motorrad ist natürlich der Zweitaktmotor. Der beste Weg um Leistung und Drehmoment zu erhöhen ist die Vergrößerung des Hubraumes, deshalb wurde an der KTM des 2-Stroke Revolution Racing Teams ein 300 ccm Factory-Kit von KTM Power Parts verbaut. Der Zylinderkopf stammt von VHM. Zylinder, Zylinderkopf und der Vergaser sind komplett überarbeitet, die original Einlassmembranen wurden durch eine VForce4 Einheit von Moto Tassinari ersetzt. Wie beim 2-Takter üblich, muss die Vergaser-Bedüsung je nach Wetter und Meereshöhe angepasst werden. Zum Einsatz kommt Rennbenzin von VP Racing Fuels, das mit Motul 800 2T Öl gemischt wird. "Der Kraftstoff von VP verbessert durch eine gesteigerte Innenkühlung vor allem die thermische Stabilität des Motors", erklärt Mechaniker Robbie Bauer. "Außerdem ist das Ansprechverhalten und die Leistungsdosierung spürbar besser", ergänzt Ullrich weitere Vorteile des Rennkraftstoffs. Die Auspuffanlage stammt von HGS. Auch wenn man es von außen nicht sieht, die Kupplung stammt von Hinson. Während viele Fahrer auf Top-Niveau die Kupplung dermaßen beanspruchen, dass die Scheiben mitunter zwischen den beiden Rennen am Sonntag nochmal gewechselt werden müssen, ist Ullrich mit seinem technisch sauberen Fahrsteil ein extrem materialschonender Fahrer. "Aus Sicherheitsgründen wechseln wir die Kupplungsscheiben einmal im Jahr", winkt Mechaniker Bauer ab. "Aber selbst das wäre wohl nicht nötig."
Das Fahrwerk stammt eigentlich von WP Suspension, ist jedoch komplett von Mototech umgebaut. "Im Vergleich zur Konkurrenz fährt Dennis ein recht weiches Fahrwerk mit relativ viel Durchhang", erklärt Bauer die Vorlieben von Ullrich. Mit Mototech arbeitet der 24-Jährige schon seit einigen Jahren zusammen und vertraut den Dämpfungsspezialisten aus der Nähe von Stuttgart.
Die Gabelbrücke ist eine Spezialanfertigung von FF13 für Dennis Ullrich. Die spezielle Konstruktion schafft eine extreme Verwindungssteifigkeit und damit ein sehr exaktes Fahrverhalten. Während Dennis dieses Setup liebt, wäre es für die meisten Amateurcrosser viel zu steif. Wie die meisten Profis, fährt auch Dennis mit einer sehr strammen Einstellung des Lenkkopflagers, das somit auch wie ein leichter Lenkungsdämpfer fungiert.
Die Brembo Bremszangen aus hochfestem Aluminium gibt es als Factory-Kit im Power-Parts Programm von KTM frei zu kaufen. Die Scheiben und Beläge, sowie der Aufnahmeadapter stammen von Goldfren. Um die Bremsleistung zu erhöhen, verwendet Ullrich vorne und hinten größere Scheiben als in Serie verbaut. Die Brembo Bremszangen verbessern durch ihre erhöhte Steifigkeit den Druckpunkt und die thermische Stabilität.
Der Sitzbankbezug stammt von Dennis Kumpel Sascha Baier. Der fertigt unter dem Label "Germerica Deals" nicht nur die im MX-Sport so beliebten Buttpatches, sondern auch Sitzbankbezüge. Auf Dennis Bike sind alle seine Masters-Titel mit jeweils einem Stern und dem Jahr des Titelgewinns verewigt. Die Dekor-Sticker auf seinem Bike hat Ullrich übrigens zusammen mit der Hilfe von Backyard Design selbst entworfen und einige Mühe in den Entwurf gesteckt. "Ich habe mehrere Zeichnungen angefertigt und mit Philipp Klakow von Backyard Design viele Versionen durchgespielt, bis ich endlich zufrieden war", schildert Ullrich seine Detailverliebtheit.
Um Gewicht zu sparen sind nicht nur viele Titanschrauben verbaut, sondern auch die Fußrasten sind aus dem extrem leichten und dabei dennoch sehr stabilen Material gefertigt. Dennis bevorzugt scharfkantige Fußrasten, auf denen er mit seinen Stiefeln bei allen Bedingungen guten Halt findet.
Die Räder an Ullrichs Bike stammen von BRC und werden mit Talon-Naben und Excel A60 Felgen aufgebaut. Die farbig eloxierten Speichennippel sind an der blitzsauber aufgebauten KTM des 2-Stroke Revolution Racing Teams wahrlich keine Überraschung. Die Reifen sind frei verkäufliche Modelle von Bridgestone und werden im Rennen sowohl hinten als auch vorne mit Mefo Mousse montiert.