Max Nagl tritt zur erneuten Titelverteidigung 2024 an. Die Zusammenarbeit mit dem Team KMP Honda Racing powered by Krettek geht weiter. Die Motivation zu siegen ist unverändert hoch.
Mit 36 Jahren verteidigt Max Nagl (D/KMP Honda Racing powered by Krettek) seinen Titel im ADAC MX Masters. In diesem Jahr feiert er nach 2006, 2008 und 2022 seine vierte Meisterschaft in der Königsklasse der Serie. 2001 gewann er bereits den ADAC MX Junior Cup auf der 85ccm-Maschine. Doch bereits jetzt hat er die Weichen für eine Titelverteidigung im kommenden Jahr gestellt und sich mit seinem Team auf eine weitere Saison geeinigt, wie er im Interview verriet. Damit könnte er mit dem aktuellen Titel-Rekord von fünf Meisterschaften von Dennis Ullrich gleichziehen.
Herzlichen Glückwunsch zum erneuten Titelgewinn. Wie fühlst du dich als vierfacher ADAC MX Masters Champion? Max Nagl: „Es ist schon etwas Besonderes, vor allem weil es eine Titelverteidigung war, das ist ja immer schwieriger und das haben wir geschafft. Und jetzt muss ich es nochmal versuchen.“
Du hast jetzt vier Titel im ADAC MX Masters, der aktuelle Titel-Rekord liegt bei fünf Meisterschaften von Dennis Ullrich. Wirst du im nächsten Jahr noch einmal angreifen? „Den ADAC MX Masters Titel gab es zu Beginn meiner Profi-Karriere noch nicht, die Anzahl der eingefahrenen Titel ist mir auch nicht wichtig. Aber ich werde tatsächlich noch mal eine Saison anhängen und nächstes Jahr wieder fahren. Das war zunächst noch nicht sicher, aber ich habe mir das inzwischen in Ruhe überlegt.“
Was waren die ausschlaggebenden Punkte für diese Entscheidung? „Honda wollte natürlich nach dem Erfolg weiter machen, das Motorrad war top, das Team war super. Und ich habe immer noch das Feuer in mir. Ich weiß selbst nicht, warum das so ist. Aber nach dem Saisonende habe ich bereits wieder über die nächste Saison nachgedacht und spüre die Motivation zum Weitermachen. Und solange du das hast, kannst du es auch weitermachen. Wenn mal der Punkt erreicht ist, dass ich keine Lust mehr habe, dann muss man auch aufhören. Aber da befinde ich mich einfach noch nicht. Wenn es wirklich drauf ankommt, so wie in Dreetz, dann kann ich beim Fahren immer noch eine Schippe drauflegen. Solange das noch möglich sind, kann ich auch weitermachen.“
Wie würdest du deine Saison zusammenfassen? Es gab in diesem Jahr viele unterschiedliche Gesamtsieger. „Es war nicht einfach. Unsere Saison hat richtig gut angefangen in Fürstlich Drehna. Zu dem Zeitpunkt war Adam Sterry extrem stark drauf. Da habe ich gedacht: ‚okay, das wird mein Hauptkonkurrent für dieses Jahr.‘ Und dann kamen plötzlich immer wieder neue Fahrer dazu. Maximilian Spies war auf einmal richtig schnell, zum Beispiel in Dänemark. Und dann hat Tom Koch zusätzlich aufgedreht. Es hat sich immer neu durchmischt. Ich hatte zur Saisonmitte einen kleinen Durchhänger wegen Technikproblemen. So was ist immer schade, aber das ist Motorsport und kann einem immer passieren. Es hat zwar ein bisschen zu lange gedauert, bis wir die Probleme gelöst hatten, aber zum letzten Rennen haben wir es dann endlich geschafft und ich konnte noch mal richtig loslegen. Aber es hat dieses Jahr schon viel Nerven gekostet und Stress verursacht. Das gebe ich auch zu.“
Dieses Jahr hat es kein Fahrer geschafft, in jedem Lauf zu punkten. „Genau, jeder Top-Fahrer hatte mal einen Ausfall. Aber dadurch ist es auch wieder fair, denn so kann es niemand darauf schieben. Letztendlich hat doch das Fahren entschieden.“
Du bist für 2023 ins Team KMP Honda Racing powered by Krettek gewechselt, um neue Motivation zu finden. Ist dieser Poker im Nachhinein betrachtet aufgegangen? „Ja, diese Strategie ist voll aufgegangen, weil die Motivation durch den Wechsel in ein neues Team und auf ein neues Motorrad definitiv da war und es hat mir im Winter dabei geholfen, mehr oder zumindest viel zu trainieren. Die Probleme mit der Technik haben mich etwas überrascht, denn japanische Hersteller, vor allem Honda, sind bekannt dafür, sehr zuverlässig zu sein. Wobei ich ganz klar sagen muss, dass es keine Honda-Probleme waren, sondern diese bei Zubehörteilen lagen. Man verändert gewisse Dinge am Motorrad und diese Dinge sind zum Teil kaputt gegangen. Das hat aber nichts mit dem Motorrad an sich zu tun.“
Du hast bereits erwähnt, dass ihr diese Probleme zum Saisonende in den Griff bekommen habt. Muss die Konkurrenz jetzt schon zittern, wenn du 2024 auf bewährtem Material bleibst? „Ja, das hoffe ich. Wie gesagt, es kann immer irgendwas kaputtgehen, unabhängig von der Marke. Beim Motocross liegt es immer noch zu 80 % am Fahrer und nicht hauptsächlich am Material. Ich muss halt meinen Job gut machen, auch über den Winter.“
Du trainierst auch andere Fahrer, wie zum Beispiel Maximilian Spies. Er hat in seiner Rookie-Saison bereits einen Gesamtsieg eingefahren. Hast du nicht Angst, dass du dir die eigene Konkurrenz züchtest? „Max ist eine ganz andere Generation als ich. Ich befinde mich bereits Richtung Karriereende und er steht gerade am Anfang. Klar, er wird immer besser, aber das ist auch das Ziel unserer Zusammenarbeit. Bei manchen Rennen hat er mich schon geschlagen, aber dadurch bekomme ich kein Problem damit, ihn zu trainieren. Das werden wir auch weiterhin tun. Auch diesen Winter wird er wieder zu mir kommen fürs Training, weil sein Ziel ganz klar die Weltmeisterschaft ist. Er braucht zu diesem Zeitpunkt keine fünf ADAC MX Masters-Titel zu holen, sondern er muss in der WM Fuß fassen, um irgendwann vielleicht in ein großes Team aufsteigen zu können. Da helfe ich gerne weiter und ja, natürlich profitiere auch ich davon, wobei das nicht das Ziel des Ganzen ist, sondern ein Nebeneffekt. Das ist immer so, wenn man mit jüngeren Fahrern trainiert. Um ihn besser zu machen, muss ich ihn dementsprechend pushen und deswegen muss ich dann auch Gas geben beim Motorradfahren. Das ist eine gute Konstellation und macht Spaß, vor allem, weil er vom Typ her ein anständiger Kerl ist und mit solchen Leuten arbeite ich gerne.“
Was war dein persönliches Highlight im Rahmen des ADAC MX Masters 2023? „Das war Dreetz, wo ich einfach richtig gut gefahren bin. Es gibt wenige Rennen, wo ich mit mir selbst zufrieden bin. Das ist immer so bei mir, aber in Dreetz war ich zu 100 % zufrieden, vor allem im dritten Lauf, wo der Druck und der Stress weg waren und ich befreit fahren konnte.“
Und was war das Rennen zum Vergessen für dich? „Wo ich ein bisschen überrascht war, war Dänemark, dort war ich einfach zu langsam. Mit der Strecke bin ich nicht so klargekommen, wie ich mir das gedacht hatte. Und Gaildorf am Samstag. Gut, da hatte ich so ein bisschen Technik-Probleme, aber dort war ich nicht zufrieden. Ich mag die Strecke vom Fahren, aber dort bin ich immer zu langsam. Das liegt nicht am Boden, denn Bielstein oder Holzgerlingen mag ich auch, da kann ich auch schnell fahren. Also ich weiß nicht, woran es in Gaildorf liegt. Vielleicht müssen sie für nächstes Jahr mal die Fahrtrichtung ändern…“
Was war dein Erfolgsrezept, um am Ende Champion zu werden? „Zum einen meine Starts, die sind immer wichtig, und die Konstanz. Wenn alles funktioniert hat, dann war ich immer unter den ersten drei oder konnte gewinnen. Dabei hilft mir natürlich meine Erfahrung. Und ich denke, dass ich im Vergleich zu den Jungen immer noch mehr Einsatz bringe. Ich investiere sehr viel Zeit und Kraft in mein Training und bin der Meinung, dass ich da immer noch mehr mache, wie es die Jungs eigentlich tun sollten.“
Hat dich in diesem Jahr etwas oder jemand überrascht? „Am Anfang war ich ein bisschen überrascht von meinem Teamkollegen Jordi Tixier, da hätte ich mehr erwartet. Das Gleiche gilt für Lars von Berkel, dessen Beachraces ich im Winter verfolgt habe. Mit Sandstrecken wie Fürstlich Drehna, Tensfeld und Dreetz hatte ich ihn als ganz starken Konkurrenten eingeschätzt. Tom Koch ist sehr konstant. Der ist immer da und punktet dementsprechend immer. Das hat mich ebenfalls ein bisschen überrascht über das Jahr hinweg.“
Was möchtest du vor dem Winter noch loswerden? „Ich finde es mega, dass ich immer noch so viel und gute Unterstützung von den Fans bekomme. Es gibt bestimmt einige, die würden sagen, jetzt reicht's mal, der soll in Rente gehen, damit mal andere an der Spitze sind. Aber ich glaube, die meisten Leute sind froh, dass ich immer noch fahre. Und ich versuche mittlerweile, das Ganze nicht mehr ganz so streng zu sehen, damit ich noch mehr Zeit habe für die Fans, zum Autogramme geben und Fotos machen, selbst kurz vor dem Start noch. Da versuche ich mittlerweile ein bisschen lockerer zu sein und ein bisschen was zurückzugeben an die Leute.“