Henry Jacobis Karriere begann früh. Der Thüringer katapultierte sich spätestens 2010 mit dem Sieg in der 85 ccm Junioren Weltmeisterschaft auf die internationale Karte der MX-Talente. Doch der weitere Aufstieg verlief aufgrund von Verletzungen und Teamproblemen holprig, auch wenn er einige gute EM- und WM-Resultate einfuhr. 2018 konnte Henry dann das Ruder umreißen und bewies seine Stärke mit dem Sieg im ADAC MX Masters. Seit dem Titelgewinn fuhr er Vollzeit in der Motocross Weltmeisterschaft in der MX2 und MXGP-Klasse. 2023 führt ihn sein Weg ins KTM Sarholz Racing Team und zurück zum ADAC MX Masters.
Willkommen zurück, was hast du dir für die Saison vorgenommen? Henry Jacobi: „Ich möchte verletzungsfrei bleiben, an allen Veranstaltungen teilnehmen und regelmäßig bis durchweg auf dem Podium stehen.“
2018 wurdest du Meister und bist dann in die WM gewechselt. Wie kam es zur Rückkehr in die ADAC MX Masters-Serie? „Die Rückkehr zum ADAC MX Masters kam durch ein Angebot vom KTM Sarholz Racing Team zustande, das ich nicht ablehnen konnte. Mit meinen 26 Jahren muss ich gucken, dass meine Karriere lukrativ bleibt. Da es bei den MXGP weiterhin kein Punktegeld oder sonstiges gibt, bleibt es dort schwierig.“
Es kann für dich eigentlich nur ein Ziel geben: den Titel! Oder siehst du das anders? „Es haben schon viele gedacht, sie kommen aus der Weltmeisterschaft und gewinnen locker den ADAC MX Masters Titel. Diesen Fehler werde ich nicht machen. Ich weiß, dass die Konkurrenz in diesem Jahr sehr stark ist, wenn nicht sogar die stärkste aller Zeiten. Mein Ziel bleibt es, verletzungsfrei bei allen acht Veranstaltungen an den Start zu gehen. Wenn ich dabei jedes Mal auf dem Podium stehe, kann es zum Titel reichen, muss es aber nicht. Mein Ziel ist es nicht, zurückzukommen und davon auszugehen, dass ich direkt Meister werde.“
Nagl, Tixier und du habt 4 der letzten 5 Titel gewonnen. Siehst du noch weitere Fahrer im Titelkampf 2023? „Ich denke, wir drei sind die Hauptprotagonisten im Titelkampf. Aber natürlich werden noch weitere Fahrer um das Podium mitkämpfen. Mein bester Kumpel Tom Koch kann da sicher auch noch ein Wörtchen mitreden, wenn er sich gut fühlt. Wir werden es sehen.“
Worin siehst du deine stärksten Waffen im Duell gegen die starke Konkurrenz? „Meine stärksten Waffen sind auch meine schwächsten Waffen, nämlich, dass ich unheimlich schlecht verlieren kann. Wenn ich unbedingt gewinnen möchte, setze ich alles daran, dies auch zu tun. Das kann gut sein, das kann aber auch dazu führen, dass ich übers Limit gehe. Es ist meine Stärke, dass ich am liebsten gewinne und das gerne auch jedem zeigen möchte. Das kann aber auch nach hinten losgehen und deshalb habe ich mir vorgenommen, es dieses Jahr etwas ruhiger anzugehen.“
Hat sich bei dir etwas im Training, der Vorbereitung, dem Wohnort etc. geändert, seitdem du nicht mehr Vollzeit WM fährst? „Es hat sich einiges geändert. Ich wohne natürlich nicht mehr in Lommel in Belgien im Workshop von Jacky Martens. Ich habe mir jetzt eine Wohnung in der Nähe von Oberhausen geholt. Von dort habe ich es nicht weit zu den Strecken, zu meiner Freundin und meinen Workshop im Sinne von meinem Mechaniker, der hier wohnt, und Fahrtrainer Christoph Selent. Alles ist in erreichbarer Distanz, deswegen ist das top.“
Zusammen mit Tom Koch nimmst du die Motoflakes Podcasts auf. Wie kam es dazu und was macht dir Spaß daran? „Motoflakes ist so ein bisschen unser Baby. Podcasts haben in meinen Augen einen größeren Mehrwert als irgendwelche Instagram-Posts. Ich denke, die Leute sind daran interessiert. Es war ein bisschen meine Idee und ich habe Tom gefragt, ob er Lust darauf hat. Ich bin happy, mich ungefähr einmal im Monat mit ihm zusammen zu setzen und einen Podcast aufzunehmen. Es macht einfach Spaß, mit meinem Kumpel ein bisschen zu quatschen. Vor allem im Winter sieht man sich eigentlich gar nicht, das hilft also auch unserer Freundschaft. Wir machen damit hoffentlich Motocross-Deutschland auch eher eine Freude als ihnen auf den Sack zu gehen.“
Erfahrung am Mikro sammelst du damit ja fleißig. Steht in Zukunft eine Karriere als Streckensprecher á la Tommy Deitenbach an? „Erfahrung am Mikro sammle ich, ja, als Streckensprecher sehe ich mich aber eher nicht. Das überlasse ich lieber Tommy, denn er macht das wahnsinnig gut und reißt die Leute mit. Das soll er weiter machen, das macht er besser als jeder andere in Deutschland oder ich.“
Welches ist deine Lieblingsstrecke im Kalender und weshalb? „Ich freue mich auf alle ADAC MX Masters Veranstaltungen, weil ich schon lange nicht mehr da war. Gaildorf wird super. Holzgerlingen könnte geil werden, wenn sie schön grubbern und es nicht zu sehr abtrocknet. Ich freue mich aber auf alle Strecken.“
Was erwartest du vom Rennen in Randers/DK, es ist ja Neuland für alle? „Da kann ich gar nicht so viel zu sagen. Es ist weit weg, da kann man sich fragen, ob das sein muss. Allerdings kommen ja auch viele Dänen auch immer wieder zu uns für die Rennen. Ich hoffe, die Strecke ist cool, aber am Ende des Tages wird es für alle das gleiche sein. Ich freue mich auch auf das Rennen.“
Fünf von acht Rennen finden im Sand oder auf sandigem Boden statt: ein Vor- oder Nachteil für dich? „Nun wohne ich seit rund fünf Jahren im Sand, auch wenn ich ursprünglich vom Hartboden komme. Aber auch hier gilt: es ist für alle dasselbe und es dürfte kein Nachteil für mich sein.“
Worauf kommt es an, wenn man ADAC MX Masters Champion 2023 werden möchte, was sind die wichtigsten Zutaten für den Titel? „Konstanz und letztendlich auch purer Speed. Wer über die acht Veranstaltungen der Schnellste ist, sollte auch Meister werden, unabhängig ob ich das sein werde oder jemand anderes. Ich hoffe, dass der beste am Ende auch der Sieger sein wird.“
Hast du noch letzte Worte für die Saison 2023 bevor es los geht? „Meine letzten Worte gelten wie immer meinen Sponsoren, denen ich unheimlich dankbar bin. KTM Sarholz Racing Team, FXR, LS2, benzim, Gaerne, ORTEMA, ganz wichtig, der ADAC Hessen Thüringen, ORS Suspension, Oakley, Rynopower, meinem Griffsponsor 5xcinque aus Italien, Garage Seven Eleven sind alles wichtige Sponsoren, die mir diesen tollen Sport überhaupt ermöglichen: Dankeschön!“