ADAC MX Masters·27.3.2023

Jordi Tixier: mit Spaß zum Erfolg?

Der ehemalige MX2- und Mannschafts-Weltmeister Jordi Tixier startet 2023 in seine vierte ADAC MX Masters-Saison in Folge. Der Franzose wurde 2020 und 2021 ADAC MX Masters-Champion und belegte in der vergangenen Saison den zweiten Platz. Seinen Plan, in Zukunft nur noch Supercross-rennen zu bestreiten, hat der Franzose im Winter gekippt und fährt neu im Team KMP Honda Racing powered by Krettek. Wie es zu der Planänderung kam, ob er Spannungen mit seinem neuen Teamkollegen Max Nagl erwartet und wie seine Ziele aussehen, erzählt er im Interview.

Neue Motivation mit neuem Bike: zum ADAC MX Masters wird die Honda im KMP Honda Design erstrahlen © Foto: Honda NILS

Neues Team, neues Motorrad: werden wir einen neuen Jordi in 2023 sehen? Jordi Tixier: „Ich weiß nicht, ob es ein neuer Jordi ist, aber ganz sicher ein Jordi, der wieder viel Spaß auf seinem Motorrad hat. Das vergangene Jahr war wirklich hart und hat mich viel Kraft gekostet, mit meinem eigenen Team die ganzen Grand Prix und ADAC-Rennen zu bestreiten. Es gab so viele Dinge zu organisieren und um ehrlich zu sein, kam ich einen Großteil der Saison nicht dazu, unter der Woche zu trainieren. Dadurch habe ich den Spaß daran verloren, mein Dirtbike zu fahren. Das hat mir viele Probleme bereitet. Seitdem ich bei Honda unterschrieben habe, habe ich viel mehr Zeit für mich selbst und jedes Mal, wenn ich mich aufs Motorrad setze, habe ich zu 100% Spaß und genieße die Honda CRF 450.“

Du wirktest über den Winter auf deinem Social-Media-Kanal und auch beim Supercross Dortmund sehr entspannt. Ist das der Hauptunterscheid, dass viel Gewicht von deinen Schultern genommen wurde? „Ja sicherlich ist es weniger Last auf meinen Schultern. Mit Honda habe ich die zwei Supercross-WM-Rennen bestritten, wo wir uns gut weiterentwickelt haben und auf dem sechsten Platz hinter den Topfahrern aus den USA gelandet sind. Das war sehr gut. Ich bin dann ohne Erwartungen nach Dortmund gefahren, wollte einfach nur das Fahren genießen. Wenn ich dabei auf dem Podium landen würde, wäre das gut, aber ich wollte einfach nur mit Spaß um die Strecke fahren. Das habe ich dann auch getan. Ich bin bei jedem Rennen einfach mein eigenes Tempo gefahren und das hat sich am Ende ausgezahlt und ich konnte König von Dortmund werden. Wenn man mit zu viel Druck fährt, funktioniert es oft nicht. Als ich bei dem Honda-Team unterschrieben habe, hatte ich im Hinterkopf, die letzten Jahre meiner Karriere einfach Spaß zu haben. Das hat bislang gut funktioniert und ich hoffe, es geht das ganze Jahr so weiter. Natürlich hoffe ich auf gute Resultate, aber vor allem werde ich meinen Fahrspaß in den Vordergrund stellen.“

Du hast dich aus der letzten ADAC MX Masters-Saison mit dem Plan verabschiedet, nur noch Supercross zu fahren. Es freut uns sehr, dass du nun doch wieder beim ADAC MX Masters startest. Was hat deinen Plan geändert? „Als ich bei Giacomo Gariboldi und dem Honda NILS Team für die nächsten zwei Jahre unterzeichnet habe, war es der Plan, nur noch Supercross zu fahren. Als der neue WSX-Kalender veröffentlicht habe, habe ich jedoch festgestellt, dass die Rennen erst im Juli beginnen und mir gedacht: ‚Okay, ich liebe, es mein Dirtbike zu fahren, aber was ich am meisten liebe ist es, Rennen zu fahren und nicht nur Training. Was soll ich also bis Juli tun?‘ Das ADAC MX Masters ist eine super Meisterschaft und ich liebe es, dort zu fahren. Ich habe gar kein Interesse, in Frankreich Motocross-Rennen zu fahren. Der ADAC hat mich immer herzlich willkommen, es gibt sehr viele verrückte Fans dort und ich liebe es, tolle Momente mit ihnen zu erleben. Ich bin zwei Mal Meister geworden und letztes Jahr Zweiter nach ein paar tollen Kämpfen mit Max Nagl, Tom Koch und Adam Sterry. Also habe ich mich beim ADAC gemeldet und gefragt, ob sie Interesse hätten, dass ich wieder dort fahre. Und sie hatten! Dann hat Alex Karg von KMP Honda Racing bei mir angerufen und gefragt, ob ich nicht Interesse hätte, in seinem Team zu starten. Wir haben uns dann schnell geeinigt und ich bin motiviert und freue mich auf die neue Saison.“

Du hast in den letzten drei Jahren eine Menge deutscher Fans gewonnen. Was bedeutet es für dich, im vierten Jahr in Folge in Deutschland anzutreten? „Es bedeutet mir sehr viel. Es geht mir nicht allein ums Rennenfahren, sondern auch darum, tolle Strecken zu haben, mit den Fans tolle Momente zu erleben, herzlich willkommen zu sein, egal, wo ich hinkomme. Es sind auch diese Dinge, auf die ich mich freue. Selbstverständlich bin ich ein Rennfahrer, es geht mir aber auch darum, solche Erlebnisse zu kreieren und zu teilen. Es ist wichtig für mich, glücklich zu sein, wenn ich zu einem Rennen fahre und dort antrete. Das habe ich in den letzten Jahren vermisst und das versuche ich in diesem Jahr wieder zu erlangen.“

Wie fühlst du dich auf der Honda und gab dir der Markenwechsel zusätzliche Motivation? „Es hat mich ganz sicher motiviert. Alles ist neu: ein neues Team, ein neues Motorrad, ein neues Setup, neue Leute im Team um mich herum. Alles ist neu und ich habe mich auf der Honda sofort wohl gefühlt. Ich habe das Motorrad noch nicht einmal ausprobiert, bevor ich bei Giacomo unterschrieben habe. Aber ich habe mir die anderen Honda-Fahrer angesehen und wusste, dass ich auf einer Honda sitzen möchte. So ist es dann auch gekommen. Ich habe mich gleich wohl gefühlt, natürlich haben wir ein bisschen getestet, aber das Setup stand ziemlich schnell fest.“

Welches ist deine ADAC MX Masters Lieblingsstrecke im Kalender 2023 und weshalb? „Ich mag Gaildorf sehr und auch Holzgerlingen ist sehr schön. Beides sind tolle Strecken mit Auf- und Abfahrten, Hügeln und einem schönen Untergrund. Diese zwei sind meine Favoriten.

5 der 8 Strecken sind sandig, was üblicherweise nicht der Lieblings-Boden von Franzosen ist. Wie gehst du damit um? „In meiner Grand Prix Karriere habe ich viel Zeit in Belgien verbracht und sogar Rennen in Lommel und Valkenswaard gewonnen. Es ist sicherlich nicht der beste Boden für einen Franzosen, aber mir macht es dennoch Spaß. Nach wie vor trainiere ich auch viel im Sand. Ich mache mir keine Sorgen, wenn ich mein bestes Tempo im Sand fahren kann, werde ich gute Resultate erreichen. Ich konzentriere mich nur auf mich, mein Motorrad und die Strecke. Ich werde mein Bestes geben und dann werden wir sehen, was dabei herauskommt.“

Wer wird diese Saison dein stärkster Gegner sein? „Was mir gefällt ist, dass es nicht nur ein Gegner sein wird. Die Serie bietet viele Topfahrer. Max Nagl ist sehr stark, vor allem mit seinen guten Starts, Tom Koch und Adam Sterry sehen stark aus, Henry Jacobi kehrt in die Serie zurück. Mit Sicherheit werden jedes Wochenende fünf bis sechs Fahrer um das Podium kämpfen und es wird eng zugehen. Ich hoffe, die Kämpfe werden hart, aber fair sein und gut für die Zuschauer.“

Du stehst zusammen mit Max Nagl unter dem KMP Honda Racing powered by Krettek Vorzelt. Sind Konflikte zwischen euch Titelkandidaten da nicht vorprogrammiert? „Das spielt für mich keine Rolle. Ich kann sehr gut zwischen auf der Strecke und abseits der Strecke unterscheiden. Auf der Strecke sind wir alle Rennfahrer, Kämpfer und möchten siegen. Abseits der Strecke ist das anders und es ist nicht schlimm, sich gegenseitig zu grüßen und miteinander zu reden. Ich möchte die Saison genießen und ich denke, Max möchte das genauso tun. Solange alles fair abläuft und wir tolle Kämpfe auf der Strecke haben, ist alles gut. Wir sind beide alt und erfahren genug, hatten beide gute WM-Karrieren und sind keine Teenager mehr, die auf der Strecke jeden schlagen müssen, um zu beweisen, dass wir es draufhaben.“

Worauf wird es ankommen, wenn man 2023 ADAC MX Masters Champion werden möchte? „Ganz klar auf den Start! Das Tempo macht 80% des Rennens aus, aber der Start wird der Schlüssel zum Erfolg sein. Max und Jacobi sind beides gute Starter, also wird das für mich das Wichtigste sein.“

Was möchtest du noch loswerden, bevor die Saison 2023 beginnt? „Ich bin sehr glücklich, dieses Jahr wieder anzutreten und Teil des ADAC MX Masters zu sein. Ich habe die letzten drei Jahre hier genossen und freue mich auf die vierte Saison. Vielen Dank an alle, die mich so herzlich willkommen haben in den letzten Jahren. Ich kann euch versprechen, es wird eine tolle, spannende Saison werden. Danke!“