Der 18-jährige Noah Ludwig ist eines der größten Motocross-Talente Deutschlands. Der Becker Racing-Pilot krönte sich 2022 zum Deutschen Meister in der MX2-Klasse und schloss den ADAC MX Youngster Cup auf dem dritten Rang ab. Dadurch muss er 2023 bei den „großen Jungs“ in der ADAC MX Masters-Klasse starten. Doch Noah freut sich auf die Aufgabe und wechselt Vollzeit auf das große Motorrad, wie er im Interview verrät.
Herzlich willkommen in der ADAC MX Masters-Klasse. Wie sind deine Erwartungen und Ziele für 2023? Noah Ludwig: „Mein Ziel ist es, auf jeden Fall in die Top-Fünf reinzufahren. Ich möchte mich von Rennen zu Rennen steigern. Eigentlich gehe ich ohne Druck in die Saison, weil ich noch relativ jung bin. Vom Alter her hätte ich noch ein paar Jahre im ADAC MX Youngster Cup fahren können, musste aber durch das Reglement jetzt schon aufsteigen. Deswegen gehe ich mit nicht so hohen Erwartungen in das Jahr. Aber wir haben gut trainiert über den Winter und ich gucke von Rennen zu Rennen, aber das Ziel sind die Top-Fünf.“
Mit welchem Hubraum wirst du im ADAC MX Masters antreten? „Ich werde auf der 450er fahren. Ich habe den halben Winter hin und her getestet zwischen der 350er und 450er. Aber ich fühle mich wohl auf der 450er und denke, wenn man mit dem kleinen Motor in der Masters-Klasse antreten würde, dann hätte man Nachteile.“
Liegt dein Fokus für das ganze Jahr auf dem großen Motorrad oder bleibst du in der MX2-Klasse? Du bist ja erst 18 Jahre alt. „Tatsächlich liegt der Fokus komplett auf der 450er. Ich werde auch einige MXGP-Rennen fahren in der großen Klasse. Der Umstieg von der 450er auf die 250er ist meiner Meinung nach zu groß, um da zwischen den Rennen hin und her zu wechseln. Somit habe ich mich dazu entschieden, das ganze Jahr auf der 450er zu bleiben.“
Du bist 2022 Deutscher MX2-Meister geworden, obwohl du sogar ein Rennen auslassen musstest. Was bedeutet dir dieser Titel? „Deutscher Meister zu werden ist etwas Besonderes gewesen. Mein Hauptziel lag gar nicht auf dieser Serie. So habe ich auch ein Rennen ausgelassen und bin stattdessen bei der Weltmeisterschaft in Lommel angetreten. Dadurch hatte ich gar nicht mehr gedacht, dass es noch zum Titel reichen könnte. Aber beim letzten Rennen hat es dann noch funktioniert. Ich war zuvor noch nie Deutscher Meister gewesen und bin happy, dass es dann auch mit einem Rennen weniger etwas geworden ist.“
Im ADAC MX Youngster Cup hast du deine Saison erfolgreich mit einem dritten Gesamtrang abgeschlossen und ein paar Laufsiege eingefahren. Wie ist dein Fazit dazu? „In der Saison ging es auf und ab. Ich bin leider nicht ganz so gut in die Saison gestartet, die ersten zwei Rennen waren mehr oder weniger zum Vergessen. Dann ist es aber Stück für Stück besser geworden, ich habe auch Laufsiege eingefahren und zum Ende hin war die Saison richtig gut gewesen. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden mit dem dritten Platz, auch wenn mein Ziel zu Jahresbeginn war, den Titel einzufahren. Aber das habe ich selbst vermasselt mit dem Auftakt und habe mich dann aber gesteigert. Dementsprechend war ich am Ende dann doch zufrieden.“
Was haben dir die erfahrenen ADAC MX Masters Piloten voraus? „Das ist momentan schwer zu sagen und werde ich erst sehen, wenn die ersten Rennen gelaufen sind. Mit den meisten von denen bin ich noch nie ein Rennen gefahren. Auch ich bin vor dem Saisonstart erst zwei Rennen auf der 450er gefahren. Viele von ihnen haben einfach ein bisschen mehr Erfahrung und können die Rennen in der großen Klasse mit dem großen Motorrad noch besser einschätzen. Aber ich bin guter Dinge und gebe mein Bestes.“
Du bist in den vergangenen Jahren bereits immer wieder WM gefahren. Welche Erfahrungen hast du dort gesammelt und was bringt es dir, die WM zu fahren? „In der WM herrscht auf jeden Fall ein ganz anderes Niveau als bei den nationalen Rennen. Man hat unglaublich viel Druck und Anspannung. Man nimmt das dann mit zu den ADAC MX Masters, dass man da nicht mehr so angespannt ist. Die Intensität von den WM-Rennen ist auf jeden Fall extrem, auch davon habe ich schon stark profitiert, was die Aggressivität und Intensität angehen.“
Wie bist du überhaupt zum Motocross gekommen? „Mein Vater ist früher selbst gefahren und so war ich schon als kleines Baby im Kinderwagen bei den Rennen dabei. Da bin ich einfach reingewachsen. Dann bin ich von der PW50 über 50 ccm und alle folgenden Klassen durchgegangen.“
Was macht für dich die Faszination Motocross aus? „Springen macht mir Spaß, aber auch das Adrenalin und der Spaß beim Fahren. So eine Leidenschaft kann ich mir bei keiner anderen Sportart vorstellen.“
Wer waren deine wichtigsten Förderer, Mentoren und Trainer? „Auf jeden Fall zunächst mein Vater, der mich immer überall hinbegleitet und immer dabei ist. Ich hatte früher nie so wirklich Trainer und habe vieles zusammen mit meinem Vater gemacht. Ich habe in den letzten drei Jahre mit Konrad Smolinski gearbeitet und dadurch auf jeden Fall einen Riesenschritt gemacht von der Fitness und dem Mentalen. Aktuell arbeite ich mit Michael Kartenberg zusammen und sind über den Winter auch schon einen guten Schritt vorwärtsgekommen.“
Gehst du noch zur Schule, machst eine Ausbildung oder konzentrierst du dich inzwischen voll aufs Motorradfahren? „Momentan konzentriere ich mich voll aufs Motorradfahren. Ich habe nach zehn Jahren ganz normal meinen Schulabschluss gemacht.“
Was sind deine abschließenden Worte, bevor die Saison 2023 losgeht? „Ich freue mich sehr auf die Saison, auf den Auftakt. Ich freue mich auf eine neue Klasse und hoffe, wir haben eine geile Saison zusammen. Ich hoffe auch, dass bei jedem Rennen viele Fans am Start sind, denn das macht den Motorsport einfach noch vielmal besser.“