Moritz Wiskirchen triumphierte zweimal im GTC Race. Luca Seidel feierte sogar dreimal Rang eins im NATC. Deutschland-Premiere des NXT Gen Cup ging an Elias Adestam und Ellis Spiezia
Am vergangenen Wochenende stand bei wechselhaftem Wetter in der Motorsport Arena Oschersleben das vierte ADAC Racing Weekend 2023 auf dem Programm. Die Sieger der beiden Formate des GTC Race hießen Marcel Marchewicz / Moritz Wiskirchen (Mercedes-AMG GT3) im GT60 powered by Pirelli sowie Wiskirchen und Finn Zulauf (Audi R8 LMS GT3) in den beiden GT Sprints. In der Spezial Tourenwagen Trophy (STT) waren Josef Klüber / Kenneth Heyer (Mercedes-AMG GT3) und Uwe Lauer / Francesco Lopez (Ferrari 488 GT3) nicht zu bezwingen, die Besten der Tourenwagen Classic waren Alexander Schmidt (Porsche 997 Cup) und Altfrid Heger (Porsche 911 GT3 Cup). Elias Adestam und Ellis Spiezia (beide LRT NXT1) holten sich bei der Deutschland-Premiere der elektrischen Nachwuchsserie NXT Gen Cup die ersten Plätze, Leon Arndt und Mattis Pluschkell (beide VW up! GTI) konnten je ein Rennen des ADAC Tourenwagen Junior Cup gewinnen. Arndt war zusammen mit Luca Seidel (beide Aston Martin Vantage GT4), der beide NATC Sprints für sich entscheiden konnte, auch in der NATC Endurance erfolgreich. Und schließlich freuten sich Jens Herkommer (Skoda 130 RS) und Dawid Bokiej (Estonia 25) über jeweils zwei Triumphe in der HAIGO.
Im Einstunden-Rennen GT60 powered by Pirelli überquerten Finn Zulauf und Julian Hanses (Audi R8 LMS GT3) die Ziellinie als Erste. Doch aufgrund eines Reglementsverstosses beim Fahrerwechsel erhielt das Duo eine Fünf-Sekunden-Strafe, die sie hinter Moritz Wiskirchen und Marcel Marchewicz zurückwarf. Luca und Roland Arnold (beide Mercedes-AMG GT3) komplettierten das Podium. Auch im ersten GT Sprint profitierte Wiskirchen vom Pech von Hanses, der wegen einer Durchfahrtsstrafe von Platz eins auf Rang acht zurückgeworfen wurde, während Wiskirchen den Sieg vor Luca Arnold und Fabian Kohnert (Porsche 991 GT3 Cup) feiern konnte. Der zweite Sprint wurde zum Reifenpoker, denn in der Einführungsrunde begann es zu regnen. Die GT4-Piloten Tom Spitzenberger und Bernd Schaible (beide Audi R8 LMS GT4) setzten von Beginn an auf Regenreifen und lagen zeitweise auf den Gesamträngen eins und zwei, da nahezu das gesamte restliche Feld erst während des Rennens auf Regenreifen wechselte. Doch eine Safety-Car-Phase nahm den beiden GT4-Fahrern ihren Vorsprung, so dass sie einen möglichen Gesamtpodestplatz noch verloren. Der Sieg ging an Finn Zulauf vor Marcel Marchewicz und Timo Recker (Porsche 991.2 GT3 R). Spitzenberger blieb Gesamtposition fünf, Schaible freute sich über den sechsten Rang.
Deutlich weniger Glück hatte Tim Horrell (Porsche 718 Cayman GT4), der querschnittsgelähmte US-Amerikaner schied im GT60 powered by Pirelli und im GT Sprint aus. „Im GTC Race zu fahren ist eine Herausforderung für mich, aber ich mag Herausforderungen“, so Horrell, der für jedes Rennwochenende aus den USA anreist. Um am GTC Race teilnehmen zu können, wurde sein Fahrzeug mit Unterstützung der Paravan GmbH umgerüstet; er bedient Gas und Bremse von Hand. „Wir optimieren das System permanent und haben schon einige Fortschritte gemacht.“ Horrell fühlt sich im Motorsport wohl. „Hier kann ich trotz meines Handicaps gegen andere Rennfahrer kämpfen, was ich genieße und was auch für mein tägliches Leben außerhalb der Rennstrecke sehr wichtig ist.“
Wetterkapriolen ähnlich wie im GTC Race erlebten auch andere Serien. Im ersten Durchgang der STT setzte gegen Mitte starker Regen ein, doch Josef Klüber / Kenneth Heyer hielt das nicht davon ab, nach 40 Minuten als Erster im Ziel zu sein. Uwe Lauer / Francesco Lopez belegten den zweiten Platz vor Henk Thuis (Pumaxs RT), der zwischenzeitlich die Spitzenposition inne hatte. Einen Tag später drehten Lauer / Lopez den Spieß um und siegten vor Klüber / Heyer. Thuis sicherte sich als Dritter abermals einen Podestplatz.
Bei den Tourenwagen Classic gab es eine vergleichbare Konstellation. Im ersten Heat lautete die Reihenfolge im Ziel Alexander Schmidt knapp vor Altfrid Heger und Anton Werner (Porsche 996 Cup), während Heger einen Tag später erfolgreich Revanche nahm und gut elf Sekunden vor Schmidt abgewinkt wurde. Werner konnte Rang drei wiederholen.
Im ADAC Tourenwagen Junior Cup, in dem alle Starter einen einheitlichen VW up! GTI steuern, überholte Leon Arndt Cedric Fuchs schon früh im ersten Lauf und gewann knapp vor dem vom ersten Startplatz ins Rennen gegangenen Fuchs. Nach vielen Positionswechseln ging der dritte Rang schließlich an Mattis Pluschkell, der am Sonntag noch zwei Plätze weiter vorne landete. In einem Durchgang, der auf trockener Strecke begann, dann wegen Regens unterbrochen und auf nasser Piste fortgesetzt wurde, war er nicht zu schlagen. Linus Hahne und Fuchs reihten sich hinter dem Rookie ein, der mit seinem vierten Saisonsieg wieder die Tabellenführung an sich riss.
Beim ersten Auftritt des NXT Gen Cup außerhalb von Schweden ging Ellis Spiezia als Spitzenreiter in die letzte Runde, wurde in der dann aber erfolgreich von Elias Adestam angegriffen. Spiezia blieb in der ersten rein elektrischen Nachwuchsserie, in der alle Fahrer einen LRT NXT1 auf Basis des elektrischen Mini Cooper pilotieren, Rang zwei vor Victor Nielsen. Im zweiten Heat machte Spiezia es besser; er überholte beim Restart nach einer Safety-Car-Phase gleich zwei Kontrahenten und bejubelte wenig später seinen zweiten Saisonsieg. Jonathan Engström und Alexzander Kristiansson reihten sich hinter dem US-Amerikaner ein.
Der NATC gab in diesem Jahr sein zweites Gastspiel beim ADAC Racing Weekend und dieses Mal war auch das Endurance-Format dabei. In dem 60 Minuten langen Rennen gewann das Duo Leon Arndt / Luca Seidel deutlich vor Bernd Schaible / Tobias Erdmann (Audi R8 LMS GT4) sowie Sally Erdmann / Max Zschuppe (Audi R8 LMS GT4). Seidel dominierte auch die beiden 20-Minuten-Sprints, so dass er alle drei NATC-Läufe als Erster beendete. In Heat eins folgten ihm Jürgen Oehler (Audi R8 LMS GT4) und Oliver Rüsch (BMW M3), nach dem zweiten Lauf begleiteten ihn Horst Kespohl (Ferrari 488 Challenge) und Tobias Erdmann zur Siegerehrung.
Das Programm in der Magdeburger Börde wurde von den beiden HAIGO-Serien abgerundet, in denen historische Tourenwagen und Formelfahrzeuge aus dem ehemaligen Ostblock zum Einsatz kommen. Jens Herkommer behielt im ersten Durchgang knapp die Oberhand gegen Dieter Hoffmann und Nico Unbehaun (beide Lada Samara) – das Trio trennte nach elf Rennrunden weniger als eine Sekunde. Einen Tag später konnte Herkommer seinen Kontrahenten Unbehaun immerhin gut 1,5 Sekunden hinter sich lassen, während Hoffmann als Dritter schon über acht Sekunden hinter Herkommer ins Ziel fuhr. Ähnlich spannend wie bei den Tourenwagen gestalteten sich auch das erste HAIGO-Formelrennen. Dawid Bokiej setzte sich mit 0,3 Sekunden gegen Nils-Holger Wilms (Melkus M 90) durch, gefolgt von Christan Stoppel (Estonia 21). Heat zwei sah Bokiej dann als klaren Triumphator vor Wilms und Martin Kuntze (Estonia).