ADAC Rallye Deutschland·16.5.2011

Armin Schwarz: Mehr Abwechslung geht nicht

Der ehemalige Werkspilot und zweifache Deutsche Rallye-Meister Armin Schwarz ist bei der ADAC Rallye Deutschland als Experte vor Ort. Der 47-jährige kommentiert und analysiert das Geschehen für den Fernsehkanal Sport 1. Ein Interview über Teamarbeit, Nachwuchstalente und den idealen WP-Mix.

**Herr Schwarz, Sie sind für Sport 1 bei allen WRC-Läufen als Experte im Einsatz. So auch bei der ADAC Rallye Deutschland. Wie kam die Kooperation zustande?

Schwarz:** "Ich war etwa sieben Jahre für das RTL-Rallye-Magazin als Co-Kommentator und Experte tätig. Als der Privatsender dann nicht mehr über die WM berichtete, bekam ich ein Angebot von Sport 1. Wir sind dann ganz schnell auf einen Nenner gekommen."

Welchen Umfang hat das TV-Paket von Sport 1?

"Sport 1 sendet kompakte Vor- und Nachberichte während der Rallye und am Mittwoch nach dem Event ein Magazin mit den Highlights des Wochenendes. Die Power Stage "Circus Maximus" wird am Sonntag live aus der Innenstadt von Trier übertragen."

Was genau sind Ihre Aufgaben vor Ort?

"Im Vorfeld verschaffe ich mir einen Überblick über die Rallye-Route und deren Schwierigkeiten. So kann ich besser einschätzen, wie wir die Sendung gestalten. Dann suche ich eine geeignete und frühe WP aus, auf der wir möglichst alle Teams vor die Linse bekommen. Während der Rallye stehe ich in engem Kontakt mit Teams und Fahrern und erfahre zeitnah vom Geschehen auf der Strecke. Alle gesammelten Infos gebe ich später an die Zuschauer weiter. Darüber hinaus bin ich auch im Servicepark unterwegs um für Sport 1 spezielle Technik-Themen aufzubereiten."

Welche Hilfestellung geben Sie Sport 1 abseits der Rallye-Piste?

"Durch meine langjährige Tätigkeit als Rallye-Pilot weiß ich, wo und wann man ein Hotel buchen muss, um möglichst schnell an einer WP zu sein. Dieses Wissen gebe ich gern an meine Sport-1-Kollegen weiter und helfe bei der Organisation. Das ist Teamarbeit."

Mal ehrlich: Juckt es Ihnen beim Anblick der WRC nicht manchmal im Gasfuß?

"Ich bin realistisch genug, um zu erkennen, dass man in meinem Alter nicht mehr um Siege fahren kann. Daher bin ich seit meinem WRC-Ausstieg vor sechs Jahren nur noch hobbymäßig bei historischen Rallyes unterwegs oder starte bei Wüstenrallyes in Amerika. Die Rallye-WM überlasse ich aber gern talentierten Nachwuchstalenten, die mit Mitte 20 wesentlich agiler und schneller sind als ich."

Zum Beispiel Hermann Gassner junior und Christian Riedemann?

"Genau. Es ist spannend zu beobachten, wie sich diese beiden deutschen Talente während der Saison entwickeln. Beide haben Biss und versuchen, sich mit möglichst vielen Siegen und wenigen Fehlern international in Szene zu setzen. So wie viele andere junge Talente auch."

Verhelfen die TV-Berichte Nachwuchsfahrern zu mehr Popularität?

"Jeder Bericht steigert die Aufmerksamkeit und lockt Sponsoren an. Im Fernsehen ist die Sendezeit allerdings limitiert. Der Fokus liegt eher auf den Top-Ereignissen, Top-Teams und Siegern. Das ist schade. Aber wenn noch einige Sekunden übrig bleiben, richtet Sport 1 den Fokus auch auf nationale Fahrer."

Wo werden Fans Armin Schwarz live und in Farbe antreffen?

"Die beste Möglichkeit in Trier ist kurz vorm Schlussservice in der Regrouping-Zone. Dort führen wir am Ende des Tages noch einige Interviews und sammeln Stimmen der Fahrer. Das wäre wohl der beste Zeitpunkt."

Es werden wieder weit über 200.000 Fans bei der ADAC Rallye Deutschland erwartet. Was macht diesen Event zu einem Publikumsmagneten?

"Das hat vor allem geografische Gründe. Trier liegt nur wenige Kilometer von Rallye-begeisterten Nationen wie Frankreich, Belgien und Holland entfernt. Aber auch nach Österreich und Italien ist es nicht weit. Die Rallye ist auf dem Landweg zu erreichen und daher auch von den Kosten relativ erschwinglich. Ein weiterer Grund ist die einmalige Atmosphäre in den Weinbergen. Hier kann man mehrere Streckenabschnitte gleichzeitig einsehen - das ist selten."

Welche Prüfung sollten die Zuschauer auf keinen Fall verpassen?

"Ich empfehle für jeden Tag je eine WP. Sowohl die Weinberge als auch Baumholder und die Prüfungen im Saarland sind unterschiedlich. So hat man am Ende drei verschiedene Rallyes mit unterschiedlichem Charakter besichtigt. Das ist der ideale WP-Mix. Mehr Abwechslung geht nicht."