Mit insgesamt drei Siegen (1994, 1996 und 1997) trug sich Dieter Depping als der erfolgreichste deutsche Pilot in die Geschichtsbücher der ADAC Rallye Deutschland ein. Im Interview spricht der gebürtige Niedersachse über seine Erfolgsjahre, die Arbeit als Volkswagen-Cheftester und die Suche nach einem verschollenen Schatz auf vier Rädern.
Herr Depping, dreimal standen Sie bei der ADAC Rallye Deutschland auf dem Siegertreppchen. Wie wichtig waren Ihnen diese Triumphe?
"Sehr wichtig. Damals zählte die Rallye Deutschland zu den höchsten Europameisterschaftsläufen und es waren sehr viele internationale Top-Piloten am Start. In diesem Umfeld zu siegen, war hervorragend."
Ihre Triumphe haben Sie mit drei verschiedenen Beifahrern erkämpft - Peter Thul, Fred Berßen und Dieter Hawranke. Warum dieser ständige Wechsel?
"Ich hatte nur wenige Sponsorengelder und musste zusehen, dass mich mein Beifahrer finanziell unterstützen kann. Hinzu kam, dass viele Co-Piloten hauptberuflich stark eingebunden waren. Ich musste also schauen, dass ich Beifahrer finde, die eine Saison Zeit hatten."
Sie haben alle Rallye-Deutschland-Siege mit dem Ford Escort Cosworth erkämpft. Existiert das Auto noch?
"Eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Aber ich habe erst kürzlich ein bisschen recherchiert, wo mein Siegerfahrzeug von 1994 abgeblieben ist. Es ist immerhin das Auto, mit dem ich mein erfolgreichstes Jahr erlebt habe. Damals bin ich Deutscher Rallye-Meister, Holländischer Rallye-Meister und Vize-Europameister geworden. Daher wäre es interessant zu wissen, ob das Auto noch irgendwo steht. Ich bin dankbar für jeden Hinweis."
Sie sind seit 2002 offizieller Testfahrer bei Volkswagen Motorsport und derzeit als Cheftester für den Aufbau des neuen VW Polo R WRC zuständig, der ab 2013 in der WM mitmischen wird. Was sind Ihre Aufgaben?
"Ich bin für die Basisabstimmung des VW Polo R WRC zuständig. Ich teste verschiedene Komponenten wie Getriebe, Fahrwerk, Differenziale und Motorapplikationen und stimme diese aufeinander ab. Die Feinheiten der Abstimmung übernimmt dann der Fahrer. Man könnte mich also als 'Vortester' bezeichnen."
Wie sind Sie Sébastien Ogier beim Wechsel zu Volkswagen behilflich? Er hat sicherlich noch einige Schwierigkeiten, sich nach vier Jahren bei Citroën auf ein neues Fahrzeug umzustellen, oder?
"Sicherlich muss er erst einmal ein Gefühl für den Wagen kriegen. Bevor er seinen ersten Test absolvierte, habe ich ihm daher eine kleine Einweisung gegeben. Danach hat er sich sehr gut geschlagen und im Anschluss mit mir und dem Team sehr professionell über die Vor- und Nachteile des Autos diskutiert."
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung bei der Entwicklung und Erprobung eines WRC-Boliden?
"Für mich ist es wichtig, dass ich ein gutes Basisauto zur Verfügung habe, das möglichst wenige technische Probleme hat. Wenn vorab das Grundgerüst stimmt, dann kann man effektiv und viel testen - und das ist die Voraussetzung, um am Ende mit einem guten Auto an den Start zu gehen."
Sie sind seit 1985 im Rallyesport unterwegs. Wo sehen Sie die größten Entwicklungsschritte?
"Allgemein sind die Sicherheitsmaßnahmen heute viel ausgereifter. Zudem wurde in der Fahrwerkstechnik ein großer Schritt nach vorne gemacht. Die WRC-Autos liegen heute viel ruhiger auf der Straße als früher. Besonders beeindruckt bin ich auch von der Motorenentwicklung. Es ist erstaunlich, was der kleine 1,6-Liter-Turbomotor im Polo R WRC leistet."
Wie denken Sie über die "Übermacht" des Citroën-Werksteams?
"Keine Frage, Citroën hat in den vergangenen Jahren immer die beste Arbeit abgeliefert. Sie verfügen derzeit über das beste Asphaltauto und konnten daher auch achtmal in Folge die Rallye Deutschland gewinnen. Aber wir arbeiten hart daran, ab 2013 mit Volkswagen Motorsport einen Herstellerwechsel an der Spitze herbeizuführen. Siege sind das Ziel."
Volkswagen Motorsport setzt auf junge Nachwuchsfahrer aus Deutschland. Wie sind Sie in die "Talentsuche" eingebunden?
"Ich war in diesem Jahr berufsbedingt auf einigen Wertungsprüfungen der ADAC Rallye Deutschland unterwegs und habe mir die Leistungen unserer Testpiloten angesehen. Als Cheftester von Volkswagen Motorsport gehört es auch zu meinen Aufgaben, junge Talente wie Christian Riedemann und Sepp Wiegand zu unterstützen und ihnen nützliche Tipps mit auf den Weg zu geben. Das mache ich gern, denn ich vermisse deutsche Fahrer an der Weltspitze. Um den Rallye-Sport in Deutschland wieder so bekannt zu machen wie früher, brauchen wir in naher Zukunft wieder einen Rallye-Fahrer wie den zweifachen Weltmeister Walter Röhrl."