Winfried Weber vom Zeitnahme Team Saar ist zuständig für den Ergebnisdienst der ADAC Rallye Deutschland. Mit modernster Technik halten der 57-Jährige und seine Mannschaft die Fahrtzeiten der Rallye-Teams fest. Im Kurzinterview erklärt Weber den Ablauf vor Ort.
**Herr Weber, was ist die Aufgabe eines Zeitnehmers?
Winfried Weber:** "Die Zeitnehmer sind zuständig für die korrekte Erfassung der Fahrzeiten. Es gibt eine Sollzeit, in der alle Fahrer die Wertungsprüfung absolviert und die Verbindungsetappe vom Stopp bis zur nächsten Zeitkontrolle zurückgelegt haben müssen. Nur so haben die Veranstalter die Rallye im Griff. Wer zu spät oder zu früh ankommt, wird bestraft. Für eine Minute Verspätung werden beispielsweise zehn Sekunden auf die Gesamtzeit angerechnet. Ab 30 Minuten Verzögerung droht sogar der Ausschluss von der Rallye."
Wie viele Zeitkontroll-Posten befinden sich auf der Route der ADAC Rallye Deutschland?
"Wir haben an den jeweiligen Kontrollposten vier Teams mit je zehn Personen im Einsatz. Diese 40 Personen machen vor Ort an den Wertungsprüfungen die Zeitnahme. An Start und Ziel haben wir zusätzlich eigenes Material, das die Zeiten als Backup speichert."
Es gibt also zwei Zeitmessungen?
"Es gibt zwei Systeme. Das komplexe System des offiziellen WRC-Vermarkters North One Sport besteht aus zwei kleinen Türmen mit Startanlage und Fünffach-Lichtschranken. Fährt der Rallye-Pilot durch diese Anlage, werden die Zeiten direkt per Funk und Satellit ins Internet gesendet und online gespeichert. Parallel führt unser Zeitnahme Team Saar ein eigenes Auswertungssystem durch. Bestehend aus einer Lichtschranke und einer Uhr. Klingt simpel, ist aber höchst effektiv. Denn damit sichern wir uns doppelt ab. Die Zielzeit wird automatisch von der Uhr über ein Kabel auf einen Laptop übertragen und an die Sprecher an den Wertungsprüfungen geschickt. Die Zeiten werden ebenfalls live ins Internet gestellt. Auf unserer Website
kann jeder jegliche Bewegung auf den WPs beobachten."
Wozu ist dieses Backup nötig?
"Falls die Lichtschranken oder die Technik der WRC-Anlagen ausfallen, können wir auf dieses Backup zurückgreifen. Das war schon einmal nötig, als vor einigen Jahren während der Rallye ein Blitz in einen Zeitnahme-Turm von North One Sport eingeschlagen ist und sämtliche Elektronik lahmgelegt hatte. Nichts ging mehr - bis auf unser Backup. Und so konnte die Rallye glücklicherweise weiterlaufen."
Wie läuft der Start ab?
"Am Start stehen drei Zeitnehmer. Einer bucht das Fahrzeug in das System ein, der andere schreibt die Bordkarte, die zu den Fahrunterlagen des Piloten gehört. Wir stempeln diese Karten an jedem Kontrollposten ab, sammeln sie am Ziel wieder ein und können so überprüfen ob die vorgegebenen Abschnittszeiten eingehalten wurden. Der dritte Zeitnehmer weist das Auto in die Startmarkierung ein. Die Autos müssen immer exakt an der gleichen Stelle zwischen den Lichtschranken stehen, damit der Start-Countdown überhaupt losläuft. Wenn das letzte grüne Lämpchen an der Ampel auf Grün springt, darf losgefahren werden."
Und wie erkennen Sie einen Frühstart?
"Sobald das Fahrzeug über die Markierung rollt, werden zwei weitere Lichtschranken ausgelöst. Geschieht das bevor die Ampel den Start signalisiert, haben wir einen Frühstart. Der Teilnehmer erhält eine Zeitstrafe. Das jeweilige Team erfährt davon schon im Fahrerlager, da dort überall Monitore mit Zugriff auf das aktuelle Live-Timing verteilt sind. Der Fahrer selbst erfährt davon entweder über den Laptop im Auto oder spätestens im Regrouping. Die Vernetzung zwischen Zeitnahme und Teams ist bei der ADAC Rallye Deutschland optimal geregelt."