Herr Naessens, wie wichtig sind Physiotherapeuten im Rallyesport?
"Physiotherapeuten spielen eine sehr wichtige, aber manchmal unterschätzte Rolle im Motorsport. Stress und Verspannungen sind bekannt im Rallye-Business. Daher kümmere ich mich sowohl um die physischen als auch um die mentalen Probleme der Teams. Sie sollen sich voll und ganz auf den Wettkampf konzentrieren können und meine Aufgabe ist es, ihnen genau das zu ermöglichen. Körper und Geist müssen in Balance sein."
Wie viele Ford-Piloten betreuen Sie 2012?
"Ich betreue alle Ford-Piloten des Ford World Rally Teams und die Ford-Kundenteams. An einem Wochenende können das schon mal zehn verschiedene Teams sein und damit eine ganze Menge Leute, die ich behandeln muss."
Wie sieht Ihr Arbeitsplatz aus?
"Während einer Rallye behandele ich die Fahrer im Teamquartier. Am Abend kommen sie zu mir ins Hotelzimmer, das ich in eine kleine Praxis verwandele. Dort biete ich Bioenergie-Therapie an, die den mentalen und körperlichen Zustand des Patienten überprüft."
Was genau sind Ihre Hauptaufgaben bei einem Event wie der ADAC Rallye Deutschland?
"Ich bin für täglichen Behandlung der Fahrer und Beifahrer zuständig. Und ich kümmere mich auch um andere Personen im Team, die zum Beispiel unter Rückenproblemen oder Muskelverspannungen leiden. Zudem bereite ich die isotonischen zuckerfreien Getränke vor, die alle Teams in ihren Autos dabei haben. Und ich assistiere Fahrerkoordinator Willy Verhoeven bei seinen Aufgaben."
Was sind die häufigsten Beschwerden, mit denen Fahrer und Beifahrer zu kämpfen haben?
"Bei Schotterevents werden der Nackenbereich, die Schultern und der untere Rückenbereich besonders stark beansprucht. Bei Asphalt-Rallyes wie der ADAC Rally Deutschland gibt es mehr 'Stop-und-Go' und die Aufprallkräfte verlagern sich stärker ins Auto. Hier sind der Nacken, der Kopf, die Arm- und Wadenmuskeln die Problemzonen. Veranstaltungen bei heißen Temperaturen strapazieren die Muskeln besonders stark. Muskelkrämpfe aufgrund von Dehydration oder Kopfschmerzen sind keine Seltenheit."
Die ADAC Rallye Deutschland wird im Sommer ausgetragen. Wie viel Liter Flüssigkeit verbraucht ein Fahrer dort pro Tag?
"Die Flüssigkeitszufuhr ist sehr wichtig. Die Fahrer verbrauchen am meisten. An einem Tag trinken sie zwischen fünf und acht Liter. Während einer kühleren Veranstaltung sind es 1,5 bis drei Liter."
Wie häufig kommen die Teams zu Ihnen?
"Am Tag des Shakedowns kann eine Behandlung eine Stunde dauern. Während der Recce und am Ende eines langen Rallye-Tages werden Fahrer und Co-Piloten maximal 30 bis 45 Minuten lang behandelt. Sie sind dann sehr müde und das müssen wir respektieren. Üblicherweise werden die Fahrer jeden Tag behandelt, Co-Piloten jeden zweiten Tag."
(Foto: Fod-Pilot Jari-Matti Lavtala und Danny Naessens)