ADAC Rallye Deutschland·23.8.2012

Pressekonferenz vor der Veranstaltung: Was sagten die Fahrer nach dem Shakedown

Teilnehmer:

Sébastien Loeb, Citroën Total World Rally Team

Evgeny Novikov, M-Sport Ford World Rally Team (entschuldigt)

Jari-Matti Latvala, Ford World Rally Team

Thierry Neuville, Citroën Junior World Rally Team

F:

Sébastien, nachdem Du bei dieser Veranstaltung jahrelang auf der höchsten Stufe des Podiums standst, gab es im vergangenen Jahr einen anderen Sieger. Möchtest Du das in diesem Jahr wieder ändern?

SL:

Ich weiß es nicht. Im vergangenen Jahr hatten wir einen Reifenschaden. In diesem Jahr haben wir aber andere Reifen, also sollte das nicht mehr passieren. Ich bin gut vorbereitet, es gibt viele schöne WPs. Die Rallye ist vielleicht insgesamt etwas anspruchsvoller.

F:

Gefallen Dir die Änderungen in der Rallye?

SL:

Nein, ich würde lieber die gleichen Prüfungen wie in der Vergangenheit fahren, aber die Situation ist für alle gleich. Es bedeutet lediglich, dass wir beim Abfahren der Prüfungen mehr Arbeit zu tun haben und ich mag Arbeit nicht wirklich.

F:

Wie beurteilst Du diese Rallye im Vergleich zu anderen Asphaltrallyes? Ist diese die schwierigste?

SL:

Ja, das kann man wohl so sagen, denn es gibt einige sehr schnelle Strecken im Saarland und schnelle Abschnitte und Spitzkehren in den Weinbergen und dann Baumholder, das ohnehin sehr speziell ist, also gibt es drei verschiedene Abschnitte. Das Wetter kann sich auch ändern, was die Sache noch komplizierter macht.

F:

Welchen Eindruck hast Du von der Panzerplatte?

SL:

Die Prüfung auf der Panzerplatte ist komplett unterschiedlich zu allen anderen Strecken die wir sonst im Rallyesport fahren. Aus meiner Sicht wäre es besser, zwei Prüfungen zu je 20 Kilometern als eine Prüfung von 40 Kilometern zu haben, denn dann könnten wir mehr angreifen. Bei solch einer langen Prüfung muss man die ganze Zeit auf die Reifen achten, man muss es ruhiger angehen, was weder für uns, noch für die Zuschauer Spaß macht.

F:

Was passiert hier, wenn es regnet?

SL:

Im Nassen ist es sehr schwierig, weil es besonders in den Weinbergen so eng ist, dass man leicht neben die Strecke rutscht. Mit weichen Regenreifen ist es in Ordnung, aber mit harten Reifen ist es schwierig.

F:

Die Rallyegemeinde wartet darauf, etwas über Deine Zukunft im Sport zu erfahren. Gibt es bereits etwas, was Du uns über 2013 sagen könntest?

SL:

Es ist die gleiche Frage wie immer, und Du bekommst die gleiche Antwort: Es ist noch nichts entschieden worden. Wir sprechen mit Citroën über die Zukunft, nicht nur für nächstes Jahr, sondern auch längerfristig, aber es gibt noch nichts, worüber wir bereits sprechen können.

F:

Wann werden wir es wissen? In Wales, später?

SL:

Keine Ahnung. Frag´ meinen Chef. Es wird auf jeden Fall noch in diesem Jahr sein.

F:

Jari-Matti, nach der Rallye Finnland warst Du enttäuscht wegen mangelnder Geschwindigkeit, obwohl Du dort auf dem Podest standst. Was hat das Team bei der Ursachenforschung nach den Ereignissen dort herausgefunden?

J-ML:

Wir haben die Rallye dort bereits am Donnerstag verloren, da Sébastien einen sehr starken Start hatte und wir zu langsam waren. Dort kämpft man um jede Zehntelsekunde, also macht es das für uns sehr schwierig, aufzuholen. Die anderen Fahrer haben keine Fehler gemacht, sie waren einfach schnell. Aber wir waren auf dem Podium, wir haben Punkte geholt. Jetzt sind wir in Deutschland, eine neue Rallye, neue Chancen.

F:

Wir haben Deinen Fortschritt auf Asphalt im Laufe der Jahre beobachtet. Welche Erwartungen hast Du für die Prüfungen hier in Deutschland?

J-ML:

Zunächst ist die richtige Reifenwahl sehr wichtig, dann braucht man ein gutes Gefühl und dann sehen wir, was passiert. Ich hoffe, dass ich um einen Podiumsplatz mitfahren kann. Unser bestes Ergebnis hier war der vierte Gesamtrang 2010 und im Vorjahr konnten wir einige Prüfungen gewinnen. Aber zunächst muss man konstant sein, bevor man eine Rallye gewinnen kann. Ich werde mein Bestes geben. Wenn wir nahe dran sind, ist es gut, aber man muss zuerst Spaß haben und entspannt sein.

F:

Seid ihr zufrieden mit den Ergebnissen der Testfahrten und Vorbereitungen? Außerdem hattet ihr einen Test auf einer Rennstrecke in Frankreich, was gibt es dazu zu berichten?

J-ML:

Hauptaugenmerk beim Test war der Umgang mit den Reifen sowie der Fahrstil. Vor dieser Rallye haben wir in den Weinbergen und in Baumholder getestet. Ich habe ein gutes Gefühl das Auto betreffend, es ist erheblich verbessert worden. Das Auto war in Monte Carlo bereits gut und wird auch hier gut sein. Wegen der Änderungen müssen wir jedoch mit einem neuen Aufschrieb arbeiten, man muss in den Weinbergen sehr konzentriert sein. Die Reifenwahl wird ebenfalls schwierig, besonders, wenn sich das Wetter ändert.

F:

Wie wirst Du bei dieser Rallye vorgehen und wie bereitest Du Dich auf die ‚Panzerplatte´ vor?

J-ML:

Die Panzerplatte ist meine Lieblings-WP in dieser Rallye. Die Strecke ist breit, man kann sich die Linie aussuchen, es gibt Kuppen. Die Prüfung erinnert mich ein wenig an Finnland, aber mit Betonplatten als Untergrund, und mit den Hinkelsteinen entlang der Strecke. Die Prüfung ist mit 44 Kilometern sehr lang, aber das wichtigste ist, auf die Reifen aufzupassen und sie nicht kaputtzumachen. Ich liebe es, dort zu fahren.

F:

Thierry, Du bist hier bislang nur einmal gefahren, und zwar mit einem S1600. Wie erwartest Du, dass es mit einem World Rally Car laufen wird?

TN:

Meine erste Erfahrung hier war schlecht: Nach nur wenigen Prüfungen gab es einen Motorschaden. Ich freue mich, hier zu sein. Die Vorbereitungen waren gut, der Shakedown verlief gut, ich bin zufrieden.

F:

Bei Veranstaltungen, in denen Du wenig Erfahrung hattest, hast Du bislang gut abgeschnitten. Warum kannst Du Dich so schnell anpassen?

TN:

Es hilft mir auf jeden Fall. Viele Prüfungen hier sind relativ neu, was mir hilft, zu den schnelleren Fahrern aufzuschließen, aber viele andere sind richtig schnell unterwegs, und sie wissen genau, was sie an der Abstimmung ändern müssen, wenn es regnet.

F:

Wir haben sowohl auf Asphalt als auch auf Schotter gute Leistungen von Dir gesehen. Auf welchem Untergrund fühlst Du Dich mehr zu Hause?

TN:

Ich habe auf jeden Fall mehr Erfahrung auf Asphalt, dort ist mein Selbstvertrauen größer und ich sollte auch weniger Fehler machen, und genau das möchte ich an diesem Wochenende zeigen.

F:

Was ist Deiner Meinung nach der schwierigste Aspekt dieser Rallye?

TN:

Das hängt davon ab, ob es regnet oder nicht. Wenn es regnet, wird es für uns ein sehr schwieriges Wochenende. Ich bin noch nie mit den neuen Michelin-Reifen im Nassen gefahren. F:

Was erwartest Du von der Panzerplatte?

TN:

Das wird eine sehr schwierige Prüfung. Wir haben beim Abfahren dort sehr viel Staub gehabt, es gibt viele blinde Kurven und sehr schnelle Abschnitte, also muss man gut mit den Reifen haushalten.

F:

Bist Du in der Lage, hier um einen Podiumsplatz mitzukämpfen?

TN:

Das hoffe ich natürlich, aber erst nach einigen Prüfungen am ersten Tag werden wir sehen, wo wir stehen. Wenn wir schnell genug sind und ein gutes Gefühl haben, dann ist ein Podiumsplatz unser Ziel. Ich sage nicht, dass ich gewinnen werde, aber Platz drei wäre ein schönes Ergebnis.

FIA PRODUCTION CAR WORLD RALLY CHAMPIONSHIP

Teilnehmer:

Michal Kosciuszko

Valeriy Gorban

F:

Michal, Du hast in Monte Carlo bereits gewonnen und Du bist Vierter in der Meisterschaft. Wie lief die Saison bislang für Dich?

MK:

Wir sind vier Monate lang nicht mehr gefahren, aber jetzt sind wir gut vorbereitet. Wir haben einige Verbesserungen am Auto durchgeführt und nach dem Shakedown kann ich sagen, dass ich mich im Auto noch nie so wohl gefühlt habe. Wir sind wirklich Sieganwärter hier.

F:

Im Kampf um den Titel, wie wichtig wäre ein Sieg für Dich hier und wäre das machbar?

MK:

Es gibt noch drei Rallyes, also wenn wir um den Titel kämpfen wollen, dann müssen wir eine gute Leistung bringen. Ich glaube, dass ich bei allen drei Rallyes schneller als Benito [Guerra] sein kann. Die Chancen sind also gegeben.

F:

Wie sah Deine Vorbereitung aus?

MK:

Wir hatten einige Testfahrten, ich habe an meiner Fitness gearbeitet, aber die Vorbereitung war eher mental, als dass ich an meiner Fahrweise gearbeitet habe, denn wir hatten nicht so viele Möglichkeiten, mit dem Auto zu fahren.

F:

Kann man sagen, dass diese die schwierigste Asphaltrallye ist?

MK:

Sie hat Ähnlichkeiten mit einigen Rallyes in Polen, wo ich jetzt schon seit einigen Jahren nicht mehr gefahren bin, aber wo meine Karriere angefangen hat. Die Gripverhältnisse ändern sich häufig. Es wird häufig abgekürzt und dadurch liegt viel Schotter auf der Strecke. Für morgen wird Regen vorhergesagt, also gibt es auch noch Schlamm. Wir können nicht mit der Reifenmischung herumspielen. Meine Strategie ist, vom Start weg Vollgas zu fahren.

F:

Valeriy, Du bist Zweiter in der Fahrerwertung mit zehn Punkten Rückstand auf Benito Guerra. Welchen Plan hast Du für die Rallye Deutschland?

VG:

Platz zwei ist recht gut. Natürlich wollen wir um den Sieg kämpfen.

F:

Du hast recht viel Erfahrung auf Asphalt, wie zuversichtlich bist Du für diese Rallye?

VG:

Meine Erfahrung ist nicht so groß, aber wir haben zwei Tage lang in Deutschland getestet und ich bin recht zuversichtlich.

F:

Gibt es eine gewisse Strategie, die Du anwenden möchtest?

VG:

Ich möchte versuchen, wirklich schnell zu fahren und keine Fehler zu machen.

F:

Wie gefallen Dir die Prüfungen hier?

VG:

Die Prüfungen sind sehr anspruchsvoll und abwechslungsreich, also möchte ich versuchen, bei dieser Rallye viel Erfahrung zu sammeln.

FIA WRC ACADEMY

Present:

Timo Van der Marel

Pontus Tidemand

F:

Timo, es ist dein zweites Jahr in der FIA WRC Academy. Welche Erfahrungen und Kenntnisse aus dem Vorjahr bringst Du mit für 2012?

TVdM:

Für mich war das vergangene Jahr nur zum Lernen da und um Erfahrungen auf Asphalt und Schotter zu sammeln. Im vergangenen Jahr fuhr ich zum zweiten Mal in Deutschland. In diesem Jahr ist die Rallye wesentlich anspruchsvoller, mit mehr Prüfungen in den Weinbergen. Ich hoffe, dass ich bei der Abstimmung des Autos auf meine Erfahrungen aus dem Vorjahr aufbauen kann.

F:

Es gab in der Vorbereitung auf diese Rallye ein Training in Belgien. Kannst Du darüber etwas sagen?

TVdM:

Wir hatten ein Training mit einem Renn- und einem Rallyefahrer in Belgien. Sie haben uns mehr über das Fahren auf der Ideallinie und den Umgang mit den Reifen beigebracht. Zwei Mal vor einer Kurve einlenken war etwas merkwürdig, aber insgesamt war es sehr interessant. Auch sind wir vor dieser Rallye eine Rallye in den Niederlanden gefahren.

F:

Du belegst momentan Platz sieben in der Fahrerwertung, wie lautet Dein Fazit über die Saison bisher?

TVdM:

Ein wenig enttäuscht. Wir wollten in Portugal und Griechenland so viele Punkte wie möglich einfahren, und dann in Finnland voll angreifen. Wir sind dort mit mehr Risiko gefahren, es war wirklich alles oder nichts, aber letztendlich war es nichts. Ohne diesen Ausfall wären wir auf Platz vier in der Fahrerwertung gewesen, jetzt sind wir auf Rang sieben, aber nur wegen des einen Fehlers in der einen Rallye.

F:

Auf Asphalt bist Du normalerweise stark, ist es mehr dein natürlicher Untergrund?

TVdM:

Ich würde sagen ja, aber auch Finnland lief ja sehr gut. Ich habe wohl den Trick gefunden, um auch auf Schotter schnell zu sein. Dennoch fühle ich mich auf Asphalt wohler.

F:

Sébastien Loeb hat diese Woche mit den Academy-Fahrern gesprochen, was hast Du daraus gelernt?

TVdM:

Eine halbe Stunde mit ihm, das war sehr gut. Es war ihm bereits in die Wiege gelegt, künftiger Rallye-Weltmeister zu sein. Er ist einfach der Beste, und das weiß er auch, aber seine Einstellung zum Rallyesport ist einfach phänomenal, besonders bei dieser Rallye. Kein Mensch wäre besser geeignet, uns etwas mehr über die Strecken in Deutschland beizubringen. Er hat uns auch Ratschläge über den Umgang mit dem Auto und den Reifen gegeben.

F:

Pontus, zunächst Glückwünsche zu deinem anhaltenden Erfolg in der schwedischen Meisterschaft: Du kommst hier her nach einem weiteren Sieg am vergangenen Wochenende. Aber wie zuversichtlich bist Du für diese Rallye auf Asphalt?

PT:

Das ist schwierig zu sagen. Wir waren für die Rallye Bohemia in Tschechien. Dort sind wir zwei Prüfungen gefahren, aber dann wurde die Rallye abgebrochen. Bevor ich im Rallyesport anfing, bin ich einige Rundstreckenrennen gefahren. Der Asphalt ist also nicht ganz neu für mich, und wir haben auch durch das FIA-Driver-Excellence-Programm wertvolle Unterstützung bekommen.

F:

Du bist in deiner ersten Saison in der WRC Academy und bist momentan auf Rang vier. Wie läuft es bislang aus Deiner Sicht, bist Du zufrieden mit deinem Fortschritt?

PT:

Es läuft recht gut. Wir belegten Platz drei in Portugal, hatten Chancen auf Platz zwei in Griechenland und belegten dann auch wieder Platz zwei in Finnland. Unsere Chancen stehen gut.

F:

Wäre ein Podiumsplatz hier möglich?

PT:

Alle anderen Fahrer der FIA-Academy sind auf Asphalt schnell. Wir brauchen einen guten Start und müssen uns dann weiter vorarbeiten.

F:

Es ist Dein erstes Mal in Deutschland, wie gefallen Dir die Prüfungen?

PT:

Sie sind wirklich cool! Aber die Prüfungen sind auch eine Herausforderung. Man braucht viel Vertrauen in den Aufschrieb um hier schnell zu sein.

F:

Hast Du noch Chancen auf den Academy-Titel?

PT:

Ich bin momentan auf Platz vier. Es gibt vier oder fünf Fahrer, die den Titel holen können, und ich werde es weiterhin versuchen.