Teilnehmer:
Jost Capito, Volkswagen Motorsport
Marek Nawarecki, Citroën Total Abu Dhabi World Rally Team
Michel Nandan, Hyundai Shell World Rally Team
Malcolm Wilson, M-Sport World Rally Team
Jari-Matti Latvala, Volkswagen Motorsport
Kris Meeke, Citroën Total Abu Dhabi World Rally Team
Dani Sordo, Hyundi Shell World Rally Team
F:
Jost, die Rallye Deutschland ist eine sehr wichtige Veranstaltung und die Heimveranstaltung für Volkswagen Motorsport. Der Tag war sehr interessant mit einem packenden Kampf zwischen Weltmeister Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala. Dramatisch wurde es auf der letzten Wertungsprüfung des heutigen Tages. Berichten Sie uns, was mit Sébastien Ogier passiert ist.
JC:
Wir haben den ganzen Tag über einen wirklich großartigen Kampf zwischen Sébastien und Jari-Matti gesehen, wir haben sie kämpfen lassen. Bei uns gibt es keine Teamorder. Uns war natürlich bewusst, dass etwas passieren kann und einem von beiden ein Fehler unterlaufen kann. Unglücklicherweise machte Sébastien einen kleinen Fehler und kam von der Strecke ab. Er rutschte den Weinberg hinab und eine Mauer hinunter. Er konnte also nicht zurück auf die Strecke gelangen. Er kam zurück zum Servicepark. Das Fahrzeug ist nicht sehr stark beschädigt. Sébastien kann morgen nach den Rallye-2-Regeln mit einer Zehn-Minuten-Strafe an den Start gehen, aber er hat nun keine Chance mehr, die Rallye Deutschland zu gewinnen.
F:
Das ist sehr enttäuschend für Sébastien Ogier, aber für Latvala ist es eine einmalige Gelegenheit, die Rallye zu gewinnen und in der Meisterschaft zu punkten.
JC:
Ich denke, Jari-Matti liegt bequem in Führung, aber es ist noch nichts entschieden. Das war nur der erste von drei langen Tagen, und er liegt in Führung, aber es wird für ihn mental sehr schwierig sein, die Führung aufrecht zu erhalten. Aber falls er gewinnen sollte, macht er einen großen Schritt in Richtung Erstplatzierung in der Meisterschaft. Er wird sie dann zwar nicht anführen, da Sébastien auch nach dieser Rallye führen wird, aber es wird eng zwischen ihnen. Ich denke, Jari-Matti sieht jetzt seine Chance, und ich bin mir sicher, dass er morgen und am Sonntag sehr stark sein wird.
F:
Marek, zweite Position für Kris Meeke am Ende des Tages; ein starker Tag für Kris. Was sagen Sie zu seiner Leistung?
MN:
Ja, es war ein starker, aber auch sehr harter Tag für Kris. Wir wussten, dass es von Anfang an schwierig sein wird. In der ersten Wertungsprüfung ließ er etwas abreißen, und die zweite verlief für ihn ein wenig holprig, aber er wurde immer schneller. Auf die Führenden konnte er etwas Druck ausüben, und so war es im Ergebnis ein guter Tag für ihn, den er mit der zweiten Position beendete. Natürlich sind 37 Sekunden Rückstand zu Jari-Matti viel, und es wird schwierig für ihn, aber trotzdem war es ein super Tag für ihn.
F:
Und hinter ihm macht Dani Sordo Druck…
MN:
Ja, Dani Sordo macht von hinten Druck, aber Mikkelsen ist auch noch da und die anderen Konkurrenten sind sehr dicht hinter ihm. Es gibt also keine andere Option als morgen weiterhin zu pushen.
F:
Und was sagen Sie zu Mads Østbergs heutiger Leistung?
MN:
Mads zeigte auf der ersten Wertungsprüfung eine gute Leistung, aber dann hatte er mit dem Matsch auf der Straße zu kämpfen. Er musste seinen Fahrstil den Bedingungen anpassen. Aber er ist immer noch dicht an den anderen dran, und morgen kann er noch einige Plätze gut machen, wenn er einen guten Tag hat.
F:
Kommen wir nun zu Michel Nandan. Mit Thierry Neuvilles Überschlag hatten Sie gestern ein großes Drama zu verzeichnen. Können wir zuerst darüber reden? Denn ich weiß, dass das Team alles gegeben und die ganze Nacht gearbeitet hat, um das Fahrzeug für heute startklar zu machen.
MN:
Ja, sie haben fantastische Arbeit geleistet, indem sie die ganze Nacht hindurch gearbeitet haben, bis sechs Uhr heute Morgen. Das Fahrzeug war in einem schlechten Zustand. Es musste viel an der Karosserie repariert werden, aber heute Morgen war der Start möglich. Das war schon eine super Teamleistung an diesem Wochenende.
F:
Am Ende des heutigen Tages belegt Dani Sordo Rang drei. Im letzten Jahr hat er diese Veranstaltung gewonnen, er weiß, wie hart es ist, gut durch diese Wertungsprüfungen zu kommen. Was sind nach heute Ihre Hoffnungen für Dani Sordo für morgen?
MN:
Dani hat eine richtig gute Leistung gezeigt. Von seiner Startposition aus war es nicht leicht, mit diesen Straßenverhältnissen zurecht zu kommen, und er machte keine Fehler. Er hat gepusht, wo er konnte, und auf der letzten Wertungsprüfung war seine Zeit fantastisch. Das ist gut für unser Team, weil wir zum ersten Mal nach Tag eins auf dem Podium stehen. Natürlich wird morgen ein harter Tag werden, weil die Fahrer sehr eng beieinander liegen und bei dieser Rallye bekanntermaßen alles passieren kann.
F:
Michel, darf Dani Sordo morgen fahren, wie er will, oder gibt es eine Vorgabe vom Team? Was ist der Plan?
MN:
Nein, es gibt keine Teamorder. Wir sind hier zum Lernen und wir versuchen, das Auto in das Ziel zu bringen. Das ist eine wirklich gute Gelegenheit. Er muss so schnell fahren, wie er kann und ich denke, er wird sein Bestes geben.
F:
Zum Abschluss frage ich Sie, Malcolm. Mikko Hirvonen und Elfyn Evans mischen mit im Kampf um die Top zehn. Was sagen Sie zu ihrer Leistung?
MW:
Es ist schön, Mikko mit einem Lächeln im Gesicht zu sehen. Es war frustrierend zu sehen, wie er den Kampf mit drei oder vier Zehntel Sekunden verloren hat, aber wenigstens ist der Kampfgeist da. Meiner Meinung nach hat Elfyn heute seinen besten Tag überhaupt gezeigt. Er hatte einige gute Zwischenzeiten, mehrere drittschnellste Zwischenzeiten; es war ein sehr vielversprechender Tag für Elfyn in einem World Rallye Car.
F:
Viele werden verfolgen, wie es bei Robert Kubica laufen wird. Heute Morgen gab es ein wenig Probleme, aber er hatte einen starken Nachmittag. Was war heute Morgen los?
MW:
Ich denke, er hatte sich in einer Haarnadelkurve und in einer 45 Grad Kurve etwas verfangen, er kam von der Strecke ab und kam nicht zurück auf die Strecke. Er ist nur ein wenig von der Straße abgekommen, brauchte unglücklicherweise aber die Zuschauer, um auf die Strecke zurück zu gelangen. Er beschädigte die Kupplung, sodass wir sie austauschen mussten, aber heute Nachmittag lief es gut für ihn.
F:
Jari-Matti, was war das für ein Tag da draußen. Wir haben den Zweikampf mit Ihrem Teamkollegen Sébastien Ogier und dann das große Drama auf der letzten Tagesprüfung, das Ihnen bei dieser Asphalt-Rallye die Führung brachte. Wie werten Sie den heutigen Tag?
J-ML:
Ich bin glücklich über den heutigen Fortschritt. Auf der vierten WP verlor ich 3,8 Sekunden auf Sébastien Ogier. Ich hatte nicht genug Vertrauen beim Cutten und verlor zu viel Zeit. Ich hatte die Befürchtung, Séb würde mir davonlaufen, doch dann war ich eine WP später 0,1 Sekunden schneller und auf der sechsten WP rutschte er raus. Tatsache ist, dass er sehr, sehr gut gefahren ist und es war sehr schwierig, ihn zu schlagen. Aber diese Dinge passieren nun mal. Es ist schwierig, 13 Runden im Championat perfekt zu fahren – keiner kann das. Nun bin ich in einer sehr guten Position. Ich habe alle Karten in der Hand, aber ich muss nun auch wirklich clever sein.
F:
Sie reklamierten, dass Sie hier Vertrauen verloren haben. Doch Sie haben nun 37 Sekunden Vorsprung auf Kris Meeke. Wie sieht es mit den morgigen Prüfungen aus, schwierige Prüfungen, besonders bei Wetterwechsel, aber wir haben Sie bei früheren Rallyes so stark erlebt – trotz aller Schwierigkeiten. Sicher werden Sie das hier nun im Griff haben.
J-ML:
Ja, ich will es im Griff haben, das gibt es keinen Zweifel. Aber wie sich jeder erinnern kann, habe ich im Vorjahr hier auch geführt. Dani Sordo lag hinter mir, er übte Druck aus. Neuville machte mir Druck, und ich konnte es nicht halten. Aber okay, da war ich ein Jahr jünger und nun bin ich ein Jahr älter, ein ziemlicher Unterschied. Natürlich ist die Panzerplatte eine sehr, sehr lange Prüfung, und jedermann weiß, was da alles passieren kann. Also muss ich voll konzentriert fahren, zumal man nie weiß, wann die Kollegen nun wirklich anfangen zu drücken und mich zu attackieren. Also, ich bin jedenfalls auf Alles vorbereitet.
F:
Also, das wollen wir dann mal hören. Kris Meeke, es war für Sie heute ein großartiger Tag. Am Ende sind sie Zweiter und sie hatten einige gute WP-Zeiten. Werden Sie morgen Jari-Matti unter Druck setzen?
KM:
Das weiß ich noch nicht. Heute waren wir recht weit von Jaris Speed entfernt, aber es war dennoch ordentlich. Unsere Position auf der Straße war nicht so toll, es lag viel Dreck, besonders auf dem zweiten Durchgang, aber ich war mit meinem Rhythmus zufrieden. Meine letzte Asphaltrallye ist schon lange her, also war es recht gut, dass wir den Rhythmus gefunden haben. Am Anfang der ersten Prüfung von heute morgen habe ich einen Fehler gemacht. Ich habe mich gedreht und habe zehn Sekunden verloren. Kein Drama, und als Séb auf der letzten Prüfung von der Strecke rutschte, erbte ich Platz zwei. Wir werden sehen, was morgen passiert, unter anderem auch mit dem Wetter. Schließlich sind wir bei der Rallye Deutschland. Die Reifenwahl wird morgen schwierig, also müssen wir eine kluge Entscheidung treffen.
F:
Wir haben Sie bei der Rallye Deutschland im Kampf mit Dani Sordo gesehen, als Sie beide noch Teamkollegen bei den Junioren waren. Wie beurteilen Sie den Druck von Señor Sordo?
KM:
Ich war oft in dieser Situation. Er war auf der letzten Prüfung sehr stark. Ich war Zweiter am Start und bekam dann die Meldung ins Auto geschickt, dass Séb von der Strecke abgekommen war, also wusste ich, dass es eine Möglichkeit gab, auf Platz zwei vorzufahren. Daher bin ich auf den dreckigen Passagen eher vorsichtig gefahren, und wie Jari schon sagte, wenn man es dort etwas zu verhalten angeht, läuft einem die Zeit sofort davon. Dani hingegen war auf der letzten Prüfung richtig schnell unterwegs, also hat er dort etwas Zeit aufholen können. Mikkelsen ist auch nicht so weit weg, also wird es morgen ein spannender Tag werden.
F:
Dann zu Dani Sordo. Platz drei am Ende des Tages, Sie haben heute eine sehr starke Leistung gezeigt.
DS:
Also, dafür, dass ich so lange nicht in einem Rallyeauto gesessen bin, war es sehr gut und ich habe viel Vertrauen in das Auto. Die letzte Prüfung von heute war sehr, sehr gut und ich hatte viel Spaß. So konnte ich auf Platz drei vorfahren. Schauen wir mal, was es morgen wird.
F:
Ihr Rückstand auf Kris Meeke ist nicht so groß und nun kommt natürlich auch Ihr Selbstvertrauen zurück. Sie haben hier im Vorjahr ja schließlich gewonnen und Sie wissen, was es braucht, um hier auf diesen Prüfungen gut abzuschneiden. Wie sieht es jetzt mit Ihrem Selbstvertrauen aus?
DS:
Das Selbstvertrauen ist sehr gut. Wir sind in einer ähnlichen Situation wie im Vorjahr. Sébastien ist im Vorjahr abgeflogen, Jari-Matti auch. Schauen wir also mal, was morgen passiert. Ich freue mich für diese Zwei hier. Jari-Matti arbeitet sehr hart für dieses Ergebnis und ich freue mich auch, dass Kris zweiter ist. Morgen werden wir allerdings versuchen, Kris ein wenig unter Druck zu setzen, da ich glaube, dass Jari-Matti etwas zu weit weg ist, aber wir müssen auch nach hinten schauen, denn von dort machen auch einige Fahrer mächtig Druck.
F:
Also gibt es für morgen nur eine Option: Vollgas?
DS:
Heute war es nicht anders. Mit Vollgas macht es einfach mehr Spaß!